Toyota Yaris 4. Generation (2021) Fahrbericht
Sehr guter Hybrid - oder reicht der Benziner?

Mit viel Sicherheitsausstattung, neuen Motoren und frischem Design kommt der neue Toyota Yaris Mitte September zu den Händlern. Wie fährt sich die vierte Generation des Kleinwagens, der natürlich auch wieder als Hybrid angeboten wird?

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Foto: Harald Dawo/Toyota

Im Vergleich zum Vorgänger wirkt die vierte Generation des Toyota Yaris gedrungener und athletischer. Grund ist eine neue Kleinwagen-Plattform, die ihm nicht nur eine verbesserte Karosseriesteifigkeit beschert. Die neue Plattform namens GA-B (Global Architecture fürs B-Segment) ermöglichte auch spannendere Proportionen. Bei nahezu unveränderter Länge – noch immer weniger als vier Meter – wuchsen Radstand und Breite um jeweils 50 Millimeter. In der Höhe schrumpfte der Kleinwagen dafür um 40 Millimeter – beste Voraussetzungen für einen Wechsel in der Formensprache, die nun am Bug Anleihen beim sportlichen Supra macht und heckwärts auf betont massige Radhäuser und kräftig modellierte Rückleuchten setzt.

Unsere Highlights

Sitzposition: besser ins Auto integriert

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Harald Dawo/Toyota
Der Fahrer sitzt tiefer auf kurzen Flächen.

Bei etwas mehr Innenbreite blieb das Platzangebot so weitgehend auf dem Niveau des Vorgängers, die Innenhöhe reicht auch lang geratenen Menschen gut aus: Die neue Plattform erlaubte es nämlich, die Sitze tiefer zu installieren. So sitzt es sich hinter dem weiträumig in Höhe und Tiefe einstellbaren Multifunktionslenkrad sehr gut ins Auto integriert in bequemen, allerdings in der Oberschenkelauflage etwas kurzen Sitzen.

Der Fahrer schaut auf ein klar gegliedertes Cockpit, dessen Hauptinstrumente ziemlich klein gehalten sind. In der Mitte des Armaturenbretts thront je nach Ausstattungs-Level ein 7,2 oder acht Zoll großer Multimedia-Monitor mit ausreichend guter Auflösung. Die Kunststoffe sind nicht durchgängig weich aufgeschäumt, auf den Armablagen in den Türen zum Beispiel, wo man gern den Ellbogen ablegt, zeigen sie schon nach kurzer Zeit unkomfortable Härte.

Zentralairbag zwischen den Vordersitzen

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Harald Dawo/Toyota
Die Materialien wirken einfach, die Sicherheitsausstattung ist üppig.

Da wurde beim Materialeinkauf wohl jeder Cent dreimal umgedreht, doch dafür war Toyota sehr spendabel bei der Sicherheitsausstattung. Schon in der preisgünstigsten Ausstattungslinie zeigt der Yaris ein Niveau, das die meisten Konkurrenten erblassen lassen dürfte. Das aus den größeren Toyota-Modellen bekannte Safety Sense-Paket besteht immer aus einem aktiven Frontkollisionswarner mit Notbremsfunktion samt Fußgänger- und Radfahrererkennung, Kreuzungs- und Spurhalteassistenz, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistenz und einem Abstandsregeltempomat. Zu Front-, Seiten- und Kopfairbags gesellen sich zudem serienmäßig Zentralairbags zwischen den Vordersitzen zum verbesserten Schutz beim seitlichen Aufprall.

Jetzt auch mit Headup-Display

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Harald Dawo/Toyota
Neu beim Yaris, unüblich bei Kleinwagen: Head-up-Display.

Bei diesem Feuerwerk verblasst fast eine weitere, rundum praktische Neuerung: Optional gibt es in einem Technik-Paket (ab 829 Euro) ein sehr gutes Headup-Display zusammen mit einem Totwinkelwarner.

Neu sind auch die Motoren für die wichtigsten Modelle des Yaris, den Hybrid (ab 19.486 Euro) und den starken Benziner (ab 18.024 Euro). Wie der Einliter mit 72 PS (ab 15.392 Euro) sind beide Dreizylinder mit 1,5 Litern Hubraum. Sie wurden von den Zwei- und 2,5-Liter-Vierzylinder aus Corolla und RAV4 abgeleitet, tilgen störende Vibrationen mittels Ausgleichswellen und klingen nicht unsympathisch.

14:1 verdichteter Benziner im Hybrid

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Harald Dawo/Toyota
Merkste kaum: 14:1 verdichteter Dreizylinder im Hybrid.

Nicht sehr viel zu hören ist von dem mit 14:1 ungewöhnlich hoch verdichteten Drilling im Yaris Hybrid, der gegenüber dem Vorgänger um 16 PS auf 116 PS Systemleistung erstarkte. Neue Lithium-Ionen-Akkus sparen Bauraum und zwölf Kilogramm Gewicht, zudem sind sie durch eine neue Leistungselektronik doppelt so schnell geladen wie bisher und füttern den 80 PS starken Elektromotor um 50 Prozent schneller als zuvor mit elektrischer Energie. Resultat: Der elektrische Schub ist öfter abrufbar als bisher, weil der Akku schneller wieder geladen ist. Und der Boost hat mehr Nachdruck: Aus dem Stand auf 100 km/h surrt der Yaris mit kräftiger Anfahrbeschleunigung und ohne störendes CVT-Kammern in nur 9,7 Sekunden auf 100 km/h (minus 15 Prozent) und soll mit einem sensiblen Gasfuß und voll geladenem Akku kurzzeitig bis 130 km/h rein elektrisch das Tempo halten können.

Das gelang uns auf einer ersten Ausfahrt nicht. Doch auch so macht der in Teilen stark optimierte Antriebsstrang einen guten Eindruck: Der Yaris legt sich spontan ins Zeug und meistert so auch hektischen Situationen im Großstadtverkehr, behelligt seine Passagiere auch auf der Autobahn nicht mit nervigen Geräuschen und wechselt sehr unauffällig zwischen den verschiedenen Antriebs-Modi hin und her. Mit dem reinen Verbrenner hat Toyota dem Hybrid aber einen starken Konkurrenten an die Seite gestellt:

Alternative: Benziner mit 125 PS

Toyota Yaris 1.5 Hybrid (2021)
Harald Dawo/Toyota
Der Yaris bleibt eine interessante Alternative im Kleinwagenprogramm.

Hier leistet der Dreizylinder 125 PS, die sich bei niedrigen Drehzahlen nicht lange bitten lassen und oben heraus durchaus energisch anpacken. Die sechs Vorwärtsgänge lassen sich locker und leicht wechseln, das Handling wirkt etwas aufgeweckter als beim eher behäbigen Hybrid und die Federung zeigt sich auf Kopfsteinpflaster oder Querrinnen weniger ungnädig. Weiteres Argument für den Verbrenner, der gegen knapp 1.100 Euro Aufpreis auch mit einer stufenlosen CVT-Automatik erhältlich ist: Er kostet, handgeschaltet und in der empfehlenswerten Ausstattungslinie Club, knapp 3.000 Euro weniger als der Hybrid. Da können viele Käufer sicher verschmerzen, dass er mit 4,7 Litern nach WLTP die 2,8 Liter Normverbrauch des Hybrid klar verfehlt.

Fazit

Der neue Yaris beeindruckt mit viel Sicherheitsausstattung ohne Aufpreis, das Design wirkt viel frischer als beim Vorgänger. Es gibt, vor allem für Mitfahrer auf der Rückbank, geräumigere Kleinwagen. Und auch beim Federn kommt der Yaris nicht an die Klassenbesten heran. Das Paket aber stimmt, zumal sowohl der Hybrid wie auch der stärkere Benziner angesichts der gebotenen Fahrleistungen mit niedrigem Normverbrauch locken und bei der Preisgestaltung auf dem Teppich bleiben.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten