McLaren-Plan im Verzug
Windkanal erst Mitte 2023 fertig

Eigentlich sollte der neue McLaren-Windkanal bereits Ende 2021 ans Netz gehen. Es wird nun doch erst Mitte 2023. Deshalb muss sich McLaren länger bei Toyota in Köln einmieten. Das erschwert die Fahrzeugentwicklung.

McLaren Windkanal Woking
Foto: McLaren

Es braucht ein Wunder, sonst schließt McLaren diese Saison auf dem fünften Platz ab. Der Doppelausfall von Brasilien wirft das Team weit hinter Alpine zurück. 19 Punkte trennen die Rivalen um die vierte WM-Position.

Bei einem normalen Rennverlauf sind in Abu Dhabi die ersten sechs Positionen durch die drei Topteams Red Bull, Mercedes und Ferrari reserviert. Nur drei Mal überhaupt in dieser Saison punktete McLaren zweistellig. In Australien holte man 18 Zähler, am Sprintrennwochenende von Imola und in Singapur sammelte man jeweils 22 Punkte.

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Sollte es so kommen, wie angenommen, wäre es für McLaren der zweite Rückschritt in der Tabelle. Von 2020 auf 2021 fiel das Team aus Woking von Platz drei auf vier. Jetzt von vier auf fünf. Allerdings muss man dabei erwähnen, dass vor McLaren vier Teams stehen, die andere Möglichkeiten haben. Die drei Topmannschaften sowieso – und auch Alpine als Werksrennstall, der Chassis und Motor in Eigenregie baut. McLaren ist Kunde von Mercedes, und muss damit leben, was Brixworth anliefert.

Daniel Ricciardo - Formel 1 - GP Brasilien 2022
Motorsport Images
In Sao Paulo ging McLaren leer aus und verlor jede Menge Punkte auf Alpine.

Das Defizit von McLaren

McLaren hat gegenüber diesen Teams ein Defizit bei der Infrastruktur. Es fehlt ein moderner Windkanal auf dem Firmengelände. McLaren mietet sich für die Entwicklung bei Toyota in Köln ein. Doch dieser Windkanal ist mittlerweile über zehn Jahre alt. Das Auto lässt sich darin nicht einmal drehen, um die Strömung in Kurven zu simulieren. Obendrauf kommt, dass die Wege zwischen Woking und Köln lang sind. Das frisst Energie und ist ineffizient.

Alpine hat zwar auch keinen Windkanal auf dem aktuellsten Stand, jedoch einen sehr zuverlässigen auf dem Firmengelände in Enstone. Einen, auf den sich die Ingenieure zu 100 Prozent verlassen können. Die Korrelation stimmt. Was der Windkanal ausspuckt, kommt an Rundenzeit auf der Rennstrecke an.

McLaren kennt sein Defizit schon länger. Deshalb wurde vor Jahren ein Infrastruktur-Projekt angeschoben. In Woking entsteht neben einem neuen Fahrsimulator auch ein neuer Windkanal. Eigentlich sollte der bereits Ende 2021 fertig sein. Die Corona-Pandemie und Geldsorgen führten zur ersten Verzögerung. McLaren musste abwarten, bis die Finanzen geregelt sind. Die Projekte lagen auf Eis. Erst mit dem Einstieg von MSP Sports Capital war wieder Geld in der Kasse.

McLaren - F1-Technik - Upgrades - Kühlung - GP Mexiko 2022
xpb
Der nächste McLaren entsteht noch im Toyota-Windkanal. Und auch bei der Entwicklung des Modells für 2024 muss man wohl noch nach Köln reisen.

Auswirkung auf 2024er McLaren

Das neue Ziel sah vor, den Windkanal noch im Verlauf des Jahres 2022 ans Netz zu bringen. Corona bremst die Welt allerdings weiterhin aus. Lieferketten sind zusammengefallen. Es stockt die Teileversorgung von Zulieferern. Das erfährt auch McLaren, das auf Material aus unterschiedlichen Regionen angewiesen ist. So verzögert sich der Ausbau in Woking weiter. Nach letztem Stand sind Windkanal und Simulator nun erst Mitte 2023 einsatzbereit.

Das nächstjährige Auto entwickelt man ohnehin noch mit den alten Ressourcen. Die Hoffnung, wenigstens den übernächsten F1-McLaren ausschließlich auf dem eigenen Firmengelände zu stählen, ist dahin. Es wird eine gewisse Zeit dauern, bis die Ingenieure mit ihren neuen Werkzeugen eingespielt sind. Bis sie richtig kalibriert sind.

Von McLaren-Seite heißt es deshalb, dass der 2024er Rennwagen nur zu Teilen im neuen Windkanal entstehen wird. Das ist ein Rückschlag für die Ambitionen des Teams. McLaren will zurück an die Spitze der Formel 1. Gleichzeitig muss man damit leben und anerkennen, dass andere die besseren Ressourcen haben. Da ist Geduld gefragt.

Daniel Ricciardo - McLaren - GP Mexiko 2022
Motorsport Images
McLaren gehört bei den Boxenstopps zu den schnellsten und zuverlässigsten Teams in der Formel 1.

McLaren top beim Boxenstopp

McLaren muss in anderen Disziplinen glänzen. Man tut es in dieser Saison beispielsweise bei den Boxenstopps. Hier hat man sich zur Nummer zwei hinter Red Bull verbessert. Die Mechanik wurde für schnellere Stopps angepasst, die Werkzeuge sind besser und die Boxenstoppcrew ist eingespielter. Sie ist schnell – und operiert dabei auf konstant hohem Niveau, ohne Aussetzer.

Hätte McLaren zwei Lando Norris, würde man vor Alpine in der WM-Tabelle landen. Weil die Papaya-Rennwagen bis auf wenige Ausnahmen – siehe Brasilien – zuverlässig laufen. Die Hoffnung liegt nun auf Oscar Piastri. Der junge Australier soll ab der kommenden Saison mehr Punkte abliefern als Daniel Ricciardo. McLaren wird seinem Youngster aber auch Zeit einräumen. Piastri gilt zwar als Supertalent. Doch auch er könnte ein paar Rennen brauchen, um auf Speed zu kommen.

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