So wird ein F1-Motor angelassen
Wie der Start einer Mondrakete

Ein Formel 1-Motor wird nicht einfach so angelassen. Die Wunderwerke der Technik müssen erst für den Start konditioniert werden, bevor der Motor seinen ersten Muckser tut. Das erinnert an den Start einer Mondrakete.

Motorsports: FIA Formula One World Championship 2016, Grand Prix of Austria
Foto: HOCH ZWEI

Moderne Formel 1-Motoren starten nicht so einfach auf Knopfdruck. Bevor die 25.685 Komponenten des Mercedes PU106C Hybrid zum Leben erweckt werden, muss eine Prozedur eingehalten werden, die an den Start einer Saturn-Mondrakete erinnert. Ein Ingenieur starrt auf einen Laptop und wartet, bis alle Balken grün sind.

Es beginnt mit einem Sicherheitscheck des elektrischen Systems. Die 999 Volt Lithium Ionen Batterie muss ausreichend isoliert sein. Danach wird der elektrische Kontakt zwischen Batterie, einem DC-DC-Wandler und der Leistungselektronik von MGU-K und MGU-H hergestellt.

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Der Gleichspannungswandler reduziert die Spannung auf 12 Volt, bevor die 4 Elektronikboxen mit Strom gespeist werden. Sie aktivieren Sensoren, die dem Mann am Regiepult mitteilen, ob Temperaturen und Drücke von Wasser, Öl und Kraftstoff in dem gewünschten Fenster liegen.

Vor dem Motor-Start werden Flüssigkeiten erwärmt

Vor dem Anlassen werden Wasser und Öl extern auf 60 Grad vorgewärmt. Der Sprit hat Umgebungstemperatur und wird nun über elektrische Pumpen aus dem Tank in den Kollektor befördert, der die mechanischen Hochdruckpumpen für die Einspritzung füttert.

Sind der Benzindruck im Kollektor, Wasser- und Öltemperatur und die Batterieisolierung korrekt, dreht ein Elektromotor bei ausgeschalteter Zündung und Einspritzung die Kurbelwelle, um das Öl aus dem Motor in den Öltank zu pumpen.

Erst wenn der Ölpegel dort im vorgeschriebenen Bereich liegt, werden Zündung und Einspritzung aktiviert, der externe Vorheizmechanismus abgekoppelt. Bei entsprechendem Benzindruck startet der Motor. Darauf folgen ein Aufwärmprozess mit weiteren Checks aller Drücke oder Temperaturen. Das Getriebe wird ein Mal durchgeschaltet und das Auto verlässt die Garage.

Ginge es nicht einfacher, fragen wir Mercedes-Motorenchef Andy Cowell? „Wir könnten das Ganze mit einem Knopfdruck erledigen“, räumt Cowell lachend ein. Und warum machen sie es dann nicht? „Weil andere Dinge Vorrang haben. Unsere Aufgabe ist es den Motor effizienter zu machen.“