Diskussion über neues F1-Punkteschema
WM-Zähler bald bis Platz 12?

Aktuell werden nur die schnellsten zehn Fahrer eines Formel-1-Rennens am Ende mit Punkten belohnt. Doch das könnte sich bald ändern. Die Verantwortlichen diskutieren darüber, ob man die Verteilung für 2025 nicht ausweiten sollte.

Valtteri Bottas und Oscar Piastri - GP China 2024
Foto: Sauber

Die Formel 1 präsentiert sich momentan als Zwei-Klassen-Gesellschaft. Vorne streiten sich die Fahrer der Top-5-Teams Red Bull, Ferrari, McLaren, Mercedes und Aston Martin in der Regel alleine um die Plätze unter den ersten Zehn. Die Rennställe aus der zweiten Hälfte der Teamwertung müssen auf Fehler oder Defekte hoffen, damit etwas vom Punktekuchen übrigbleibt.

Die große Diskrepanz spiegelt sich auch deutlich im Klassement wider. Hinter Aston Martin mit 40 Zählern gibt es einen großen Bruch. Es folgen Toro Rosso mit sieben und Haas mit fünf Punkten. Mit Williams, Alpine und Sauber gingen drei Teams in den ersten fünf Rennen komplett leer aus. Beim Nuller-Trio bestimmen aktuell die besseren Einzelergebnisse die Reihenfolge.

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Weil das kein gutes Bild abgibt, sollen nach den Plänen der Formel-1-Verantwortlichen künftig mehr WM-Punkte an das Mittelfeld gehen. Wie das britische Magazin "Autosport" auf seiner Webseite berichtet, wird im kommenden Meeting der F1-Kommission noch diese Woche ein Vorschlag diskutiert, mit dem schon ab 2025 Punkte an die ersten zwölf Fahrer vergeben werden könnten.

Konkret sehen die Pläne demnach vor, dass die Punktevergabe für die ersten sieben Fahrer unverändert bleibt. Der Sieger erhält somit weiter 25 Zähler, dahinter folgen Platz zwei mit 18, Platz drei mit 15 und Platz vier mit 12 Punkten. Bisher ging es danach mit zwei Punkten Abstand bis Rang neun weiter. Künftig sollen die einzelnen Positionen bis P12 nur noch durch je einen Punkt getrennt sein.

Max Verstappen - Red Bull - GP China 2024 - Shanghai - Formel 1 - 20. April 2024
Red Bull

Für die ersten sieben Fahrer ändert sich nicht viel. Dahinter werden insgesamt acht WM-Punkte mehr pro Rennen vergeben.

Punkte-Inflation geht weiter

So kommen am Ende zwei Fahrer mehr als bisher pro Rennen in den Genuss von etwas Zählbarem. Insgesamt würden durch die Maßnahme acht zusätzliche Punkte – 109 statt 101 – bei einem Rennen verteilt. Die Punkte-Inflation entspricht dem Trend der letzten 20 Jahre. 2003 wurde das Punkteschema so verändert, dass acht statt sechs Fahrer belohnt werden. Seit 2010 bekommen die Top Ten etwas Zählbares aufs Konto.

2019 wurde auch noch ein Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde eingeführt. Seit 2021 gibt es dazu noch WM-Zähler für den Sprint – zunächst nur für die ersten drei Fahrer, seit 2022 für die ersten Acht. Kritiker bemängeln, dass durch das Aufblasen der Punktevergabe die direkte Vergleichbarkeit mit den Leistungen früherer Generationen verloren geht. Will man Piloten aus verschiedenen Epochen gegenüberstellen, müssen immer erst die Punkte umgerechnet werden.

Befürworter des neuen Systems argumentieren, dass konstant gute Leistungen im Mittelfeld damit fairer belohnt werden. Ein Team könne dann nicht mehr so einfach durch ein starkes Einzelergebnis mit glücklichen Umständen in der WM-Wertung nach vorne springen. Die FIA würde den Vorschlag natürlich unterstützen, weil der Weltverband von den Teams Gebühren verlangt, die sich nach den WM-Punkten berechnen.

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Ob P11 und P12 Punkte bekommen, macht keinen großen Unterschied.

Neues Punkteschema ohne Gegenwehr

Auch die Top-Teams werden dem Vorschlag wohl nicht im Weg stehen, weil sich die Punkte für die ersten sieben Fahrer ja nicht verändern. "Ich kann verstehen, dass es frustrierend für die Mittelfeldteams ist, wenn man nach einer tollen Leistung auf Platz elf landet und leer ausgeht. Momentan macht es keinen Unterschied, ob man auf P11 oder P20 fährt", erklärte Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur in Shanghai.

Red-Bull-Kollege Christian Horner fügte an: "Es fühlt sich momentan so an, als hätten wir zwei Gruppen in der Formel 1. Und der Kampf in der WM-Wertung zwischen Platz sechs und zehn ist genauso hart wie der zwischen Platz eins bis fünf. In diesem Fall muss man sich die Zahlen anschauen, die Auswirkungen analysieren und überlegen, was sich wirklich ändern würde. Ich bin da neutral."

Wenn die FIA und das Formel-1-Management den Vorschlag annehmen, bräuchte es von den zehn Teams nur fünf Befürworter. Dann könnte die Änderung schon für 2025 ins sportliche Reglement aufgenommen werden. Haas-Teamchef Ayao Komatsu hat seine Zustimmung schon signalisiert: "Es gibt ja keine Nachteile dadurch. Aktuell haben wir drei Teams mit null Punkten. Ich glaube nicht, dass so etwas gut für den Sport ist."

Vorschlag für neues F1-Punkteschema für 2025

Platz

Punkte bisher

Neuer Vorschlag

1

25

25

2

18

18

3

15

15

4

12

12

5

10

10

6

8

8

7

6

6

8

4

5

9

2

4

10

1

3

11

0

2

12

0

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