Vettel baut Insektenhotel in Suzuka
Handarbeit bis drei Uhr Nachts

GP Japan 2023

Sebastian Vettel wirbt in Suzuka für Biodiversität. Die Formel 1 gibt ihm die Bühne für ein Insektenhotel direkt an der Strecke. Für das Rennen hat der Pilot auch schon Pläne.

Sebastian Vettel - Insekten-Hotel - Fahrer-Aktion - GP Japan 2023
Foto: Wilhelm

Sebastian Vettel ist wieder auf seiner Lieblingsrennstrecke Suzuka. Doch im ersten Jahr nach seinem Rücktritt stellt die Achterbahn im Honda-Land nicht Bühne für ihn selbst, sondern für sein Projekt. Das heißt diesmal nicht Grand Prix von Japan, sondern "Racing for Biodiversity". Im Innenraum von Kurve 2 stehen 13 Insektenhotels. Eines für jedes Team, das elfte für Vettel selbst. Und noch zwei für zwei Schulen im benachbarten Tsu, wo Vettel auch einen Vortrag hielt.

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Vettel ist bereits seit Sonntag (17.9.) in Suzuka. Und seitdem werkelt der frühere Formel-1-Star an seinen Insektenhäusern. "Das war ein Knochenjob", berichtete Vettel. "Wir waren teilweise bis drei Uhr morgens in unserer Werkstatt, haben fast nichts gegessen, uns nur aus dem Supermarkt ernährt."

Wenn Vettel etwas macht, dann richtig. Er und sein sechsköpfiges Team haben alle Baumaterialien und die Einlagen für die Insekten in Baumärkten vor Ort eingekauft, die Hölzer manuell zurechtgesägt, alle Nägel und Schrauben selbst angebracht und alles in einer Halle im benachbarten Ise zusammengebaut. "Alles von Hand, ohne Einsatz von Motorsägen", berichtet Vettel stolz, gibt aber zu: "Viele der Arbeiten mussten wir auf den Knien durchführen. Danach fühlte ich mich zum ersten Mal alt."

Wenigstens blieb noch Zeit, sich den GP Singapur im Fernseher im Hotel anzuschauen. "Der war zum Glück abends. Da hatten wir ein bisschen Luft." Am Ende wurde alles in zwei gemieteten Lastwagen an die Strecke transportiert.

Sebastian Vettel - Insekten-Hotel - Fahrer-Aktion - GP Japan 2023
Motorsport Images

Sebastian Vettel war schon am Sonntag angereist, um die Hütten zu errichten.

In Monaco zu Domenicali

Das Projekt ist laut Vettel vor rund einem Jahr entstanden. "Wenn du dich mit dem Klimawandel beschäftigt, laufen dir ganz automatisch auch so Themen wie die Biodiversität über den Weg. Die ist mindestens genauso wichtig wie der Erhalt des Klimas. Deshalb wollte ich mit einer Aktion im Rahmen der Formel 1 darauf aufmerksam machen. Ich weiß, dass Nashörner und Elefanten die Ikonen sind, wenn es ums Aussterben von Arten geht, aber du musst auch für die Kleinsten kämpfen. Deshalb habe ich die Bienen zu meinem Thema gemacht."

Vettel legt Wert darauf, dass es bei den Häusern nicht nur um Bienen geht, sondern um Kleintiere aller Art. Und dass man beim Grand Prix wahrscheinlich auch kaum Bienen sehen wird. "Das kommt mit der Zeit. Es geht generell um Insekten und Käfer. Sie bekommen in diesen Hotels etwas zu fressen und können überwintern. Die eine Spezies zieht dann die andere an."

Im Mai wurde Vettels Plan konkreter. Er reiste zum GP Monaco, um mit Formel-1-Chef Stefano Domenicali über das Projekt zu sprechen. Und ließ sich überzeugen, weil es dem schnellsten Sport der Welt auch ganz gut zu Gesicht steht, wenn es sich auf Feldern engagiert, die man nicht direkt mit Rennautos in Verbindung bringt. "Ich bin Stefano echt dankbar", sagt Vettel. "Mit dieser Bühne erreichen wir natürlich eine ganz andere Aufmerksamkeit, als wenn ich das irgendwo privat machen würde."

Sebastian Vettel - Insekten-Hotel - Fahrer-Aktion - GP Japan 2023
Wilhelm

Alle Fahrer waren zum Gruppenfoto eingeladen. Nicht alle schafften es pünktlich.

Formel-1-Stars beim Insekten-Termin

Die heiße Phase für Logistik und Aufbau begann vier Wochen vor der Reise nach Japan. Am Donnerstag waren dann die ehemaligen Fahrerkollegen und die Teams am Zug. Vettel lud die Formel-1-Gemeinde zu Ortstermin in der zweiten Kurven. Alle Fahrer kamen, bis auf Kevin Magnussen. Carlos Sainz und Nico Hülkenberg trafen verspätet ein, halfen dann aber mit die Insektenhäuser zu befüllen.

Der innere Randstein wurde extra in den Bienenfarben gelb und schwarz angemalt. Es gab selbst entworfene T-Shirts und sogar einen speziellen Namen für Kurve 2. Sie heißt jetzt "Buzzin‘ Corner". Was für das Summen der Insekten steht, die sich dort einmal einnisten sollen.

Warum gerade Suzuka? Die Antwort ist einfach. Weil dort der Terminplan und die Abgeschiedenheit der Strecke den Formel-1-Menschen die meiste Zeit lassen, sich mit der Sache zu beschäftigen. Das soll es aber noch nicht gewesen sein. "Ich habe schon ein paar andere Projekte im Kopf", tut Vettel geheimnisvoll.

Die Location wird während der TV-Übertragung für alle gut sichtbar sein. Die Trainingssitzungen will sich Vettel vom Innenraum der zweiten Kurve anschauen. Am Sonntag sitzt er dann gegenüber seiner Insektenhäusern inmitten seiner Fans auf der C-Tribüne und schaut sich den Grand Prix wie ein ganz normaler Zuschauer an. Wir sind gespannt, ob er bei den vielen Autogrammjägern dazu kommt, die Autos zu beobachten.

In der Galerie zeigen wir Ihnen einige Impressionen der Vettel-Aktion am Donnerstag.