Schon im Alter von drei Jahren ging Sebastian Vettel mit dem Motorsport auf Tuchfühlung. Sein Vater, Besitzer einer Zimmerei, hatte ihm einen 60-Kubikzentimeter-Bambini-Kart geschenkt, mit dem er später sogar erste Rennen fuhr. 2001 gewann er unter anderem die deutsche und europäische Junioren-Kartmeisterschaft. Trotz bestmöglicher Unterstützung durch seine Eltern war Vettel aus finanziellen Gründen früh auf externen Support angewiesen. Seine ersten Sponsoren: ein Alufelgen-Hersteller, ein Wodka-Importeur und Kartsport-Händler Gerhard Noack, der bereits Michael und Ralf Schumacher gefördert hatte. Zudem hatte Red Bull das Supertalent schon 1998 ins Förderprogramm aufgenommen.
Vettels Zeit im Formelsport
2003 kam der junge Heppenheimer bei Eifelland Racing unter und startete in der deutschen Formel BMW. Er wurde direkt Vizemeister und drehte im darauffolgenden Jahr mit Mücke Motorsport noch mehr auf. Aus 20 Rennen holte er 18 Siege – ein Rekord, den er zusätzlich zum Meistertitel feierte.
2005 ging's weiter in die Formel 3 Euroserie. Er erzielte sechs Podest-Plätze und belegte Rang fünf. Im selben Jahr kämpfte er sich beim Macau Grand Prix auf den dritten Platz. Seine zweite Saison in der Formel 3 Euroserie bestritt er 2006 für den französischen Rennstall ASM Formule 3. Dort musste er sich nur Teamkollege Paul di Rasta geschlagen geben und wurde Zweiter. Der Heppenheimer nahm zudem an zwei Wochenenden der Formel Renault 3.5 teil, entschied eines der Rennen für sich.
Viel wichtiger jedoch: Vettel erhielt einen Vertrag bei BMW Sauber. Der deutsche Rennstall engagierte ihn ab August 2006 als Formel-1-Testfahrer. Bei seinem ersten Freitags-Einsatz war er prompt der Schnellste.
Unerwarteter Aufstieg in die Königsklasse
2007 startete der Youngster zuerst für Carlin erneut in der Formel Renault 3.5. Zu Ende fuhr er die Saison nicht. Als Gesamtführender verließ er die Serie nach sieben Rennen. Der Grund: Da Robert Kubica, Stammfahrer bei BMW Sauber, nicht einsatzbereit war, kam Vettel in Indianapolis überraschend zu seinem F1-Renn-Debüt. Platz acht bescherte ihm dort direkt einen WM-Punkt. Da bei Sauber aber alle Stammplätze besetzt waren, sah sich Vettel nach Optionen um.
Ende Juli 2008 dann die Gelegenheit: Toro Rosso trennte sich von Scott Speed und präsentierte Vettel zum Grand Prix in Ungarn als dessen Nachfolger für die restliche Saison. Die ersten vier Rennen: enttäuschend. Beim chaotischen Regen-Rennen in Japan sorgte er aber dann für Furore, stieß mit unterlegenem Auto auf Rang drei vor. Allerdings krachte er während einer Safetycar-Phase wegen schlechter Sicht in Mark Webbers Heck. Ein Rennen später machte er den Fehler wieder wett, indem er in Shanghai – ebenfalls im Regen – auf Position vier durchs Ziel raste.
Als er 2008 während seiner ersten kompletten F1-Saison in Monza sowohl die erste Pole als auch den ersten Renn-Sieg holte und zudem konstant in die Punkte fuhr, hatten die Red-Bull-Verantwortlichen genug gesehen. WM-Achter im Toro Rosso? Dieser Junge gehörte ins A-Team! Und das Vertrauen für die Saison 2009 zahlte Vettel umgehend zurück, wurde er doch auf Anhieb Vize-Weltmeister.
Vier WM-Titel in Folge
Dann startete Vettel in die goldene Ära. Ab 2010 räumte er alles ab. In seiner zweiten Red-Bull-Saison sicherte er sich bei einem dramatischen Finale im Duell mit Ferrari-Pilot Fernando Alonso den Titel – als bis dahin jüngster Weltmeister aller Zeiten. Ein Jahr später folgte der zweite Streich, diesmal jedoch weniger dramatisch. Mit elf Siegen und 15 Pole Positions dominierte er das Motorsport-Oberhaus und krönte sich wieder zum Champion.
2012 machte es Vettel zur Freude der neutralen Fans spannender. Ein holpriger Saisonstart und zwischenzeitliche Technik-Probleme sorgten zur Sommerpause für einen scheinbar unaufholbaren Rückstand. Doch mit einem sensationellen Schlussspurt zog Vettel kurz vor Ende der Saison an Dauer-Konkurrent Alonso vorbei. Im dramatischen Sao-Paulo-Krimi, bei dem Vettel in eine Kollision verwickelt wurde, kämpfte er sich gerade so auf Rang sechs ins Ziel. Das reichte, um den Titel-Hattrick klar zu machen.
Und Vettel tat es 2013 nochmal. 13 Renn-Siege fuhr der Heppenheimer ein. Innerhalb einer Saison war das zuvor nur Michael Schumacher gelungen. Titel Nummer vier war dementsprechend wieder eine klare Angelegenheit. Zwischen Vettel und dem zweitplatzierten Alonso lag letztlich ein Punktekissen von 155 Zählern.
Ende der Erfolgs-Ära und Wechsel zu Ferrari
2014 flachte der Hype ab. Durch ein neues Motoren-Reglement fuhr Vettel im Red Bull plötzlich hinterher. Darüber hinaus machte ihm sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo das Leben schwer. Pole Positions oder Siege? Fehlanzeige. Mit vier Podest-Platzierungen beendete er das Jahr auf Rang fünf – intern geschlagen durch Ricciardo, der Dritter wurde. Der vorherige Dauer-Champion zog die Ausstiegs-Klausel seines Vertrags und wechselte 2015 zu Ferrari.
Nur zu gerne wäre Vettel bei der Scuderia der zweite Schumacher geworden. Und ja, die Debüt-Saison in Rot lief durchaus vielversprechend. Zwölf Podiums-Plätze, darunter zwei Siege, reichten für Rang drei in der Gesamtwertung – kein schlechtes Resultat für das Eingewöhnungs-Jahr.
Vom Titel-Aspiranten in die sportliche Krise
2016 sprang für Vettel und auch für dessen Teamkollege Kimi Räikkönen allerdings kein einziger Sieg mehr raus. Letzten Endes wurde er Vierter – übrigens hinter seinem Ex-Red-Bull-Kontrahenten Ricciardo. Die beiden Mercedes-Piloten Rosberg und Lewis Hamilton an der Spitze: ohnehin außer Reichweite.
Doch der Heppenheimer griff nochmal an, schloss die folgende Saison als Vizemeister ab. In die Sommerpause war er zuvor sogar als Spitzenreiter gegangen. Aber ganz nach oben reichte es am Ende einfach nicht. Zu konstant fuhr Hamilton, zu schnell dessen überlegener Mercedes-Bolide. Ferrari hingegen ging die Luft aus.
Die Saison 2018: Ein Abbild des Vorjahrs. Das Resultat? Erneut Zweiter hinter Hamilton. Danach ging es bergab. Im kaum mehr konkurrenzfähigen Ferrari belegte Vettel 2019 nur noch den fünften Platz.
Vor der Saison 2020 gab der Heppenheimer gemeinsam mit Ferrari bekannt, dass er nach dem Jahr zum Aston Martin F1 Team wechsle. Die Luft war raus. Sein einziges Podium erzielte er beim Großen Preis der Türkei. Insgesamt fuhr Vettel nur siebenmal in die Punkte. Letztlich reichte es nur noch für Rang 13 – ein Abschied von der Scuderia, den sich alle anders vorgestellt hatten.
Bei Aston Martin wagt Vettel 2021 nochmal den Neuanfang.