Einmischung bei Alonso-Strafe?
Interne Untersuchung gegen FIA-Präsident

GP Saudi-Arabien 2024

Nach Informationen der BBC droht FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem Ärger. Das Oberhaupt des Weltverbandes soll sich in der vergangenen Saison bei einer Sportstrafe eingemischt haben.

Mohammed Bin Sulayem - Fernando Alonso - Formel 1
Foto: Motorsport Images

Normalerweise muss sich der FIA-Präsident raushalten, wenn es um den sportlichen Ablauf von Rennveranstaltungen geht. Doch laut einem Bericht der BBC steht nun der Vorwurf im Raum, dass sich Mohammed bin Sulayem beim Saudi-Arabien-GP 2023 in die Arbeit der Stewards eingemischt haben soll.

Die Kommissare werden zwar von der FIA für die Formel-1-Rennen nominiert, treffen ihre Entscheidung aber unabhängig von anderen FIA-Gremien. Selbst die Rennleitung darf nicht reinreden, wenn ein Fall untersucht wird. Doch genau das wird dem FIA-Präsidenten jetzt laut einem internen Compliance-Bericht angeblich vorgeworfen.

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Der konkrete Fall betrifft Fernando Alonso. Der Spanier war beim Jeddah-Rennen im Vorjahr schon früh zu einer Fünf-Sekunden-Strafe verdonnert worden, weil er seinen Aston Martin am Start nicht korrekt in der Parkposition abgestellt hatte. Diese Strafe musste der Routinier beim ersten Boxenstopp absitzen.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
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Der Wagenheber-Vorfall sorgte 2023 in Saudi-Arabien für eine 10-Sekunden-Strafe, die nachträglich wieder gestrichen wurde.

Strafe gegen Alonso wird revidiert

Die Rennleitung wurde damals von Mercedes informiert, dass die Mechaniker beim Absitzen der Strafe den Wagenheber zu früh am Auto angesetzt hatten. Die Angelegenheit wurde zur Prüfung an die Stewards übergeben. Diese werteten das Berühren des Autos als nicht erlaubte Arbeit und sprachen kurz nach der Podiumszeremonie eine weitere 10-Sekunden-Strafe aus.

Alonso musste seinen Pokal für Rang drei dadurch an George Russell abtreten. Doch Aston Martin legte direkt Einspruch gegen die Strafe ein. Teammanager Andy Stevenson konnte auf die Schnelle sieben Präzedenz-Fälle aus vergangenen Rennen vorbringen, bei denen Mechaniker bei Zeitstrafen ebenfalls das Auto berührt hatten. Und in diesen Fällen kamen die Piloten ohne Strafe davon. Deshalb fühlte man sich unfair behandelt.

Die FIA erkannte das Material als neues Beweismittel an und ließ das Berufungsverfahren deshalb zu. Nach einer kurzen Beratung kamen die Stewards zu einem neuen Urteil, in dem sie ihre erste Einschätzung revidierten. Das bloße Berühren des Autos durch einen Wagenheber stellte nun doch keine illegale Arbeit dar. Die Strafe wurde für nichtig erklärt und Alonso bekam seinen dritten Platz zurück.

Mohammed Bin Sulayem - Fernando Alonso - Formel 1
Motorsport Images

Mohammed Bin Sulayem stand in den letzten Monaten häufiger in der Kritik. Unter seiner Führung kommt die FIA nicht zur Ruhe.

Interne Vorwürfe gegen FIA-Präsident

Laut BBC-Informationen soll ein Whistleblower die FIA darüber informiert haben, dass Mohammed bin Sulayem während des ganzen Hickhacks angeblich versucht hat, Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen. Der Präsident soll demnach FIA-Funktionär Abdulla bin Hamad bin Isa Al Khalifa vor Ort angerufen haben, um ihm klarzumachen, dass die Alonso-Strafe seiner Meinung nach aufgehoben werden sollte.

Der Vorwurf wird angeblich schon intern untersucht. Laut der BBC soll der FIA-Compliance-Beauftragte Paolo Basarri einen Bericht für das Ethik-Komitee verfasst haben, in dem Bin Sulayem vorgeworfen wird, eine Anfrage an die Stewards gestellt zu haben, um die ursprüngliche Entscheidung zu revidieren. Jetzt muss das FIA-Ethik-Komitee über den Fall entscheiden, was vier bis sechs Wochen dauern kann.

Dem FIA-Präsidenten, der in den letzten Monaten und Jahren schon häufiger in der Kritik stand, droht nun also erneut Ärger. Zuletzt schrieb die FIA im Dezember negative Schlagzeilen, als man ohne konkrete Beweise eine Untersuchung gegen Toto Wolff angekündigt hatte, die zwei Tage später ergebnislos fallengelassen wurde.

Anfang letzten Jahres gab es massive Kritik von den F1-Rechteinhabern, weil Bin Sulayem gegenüber der Presse über ein angebliches Kaufinteresse an der Formel 1 aus Saudi-Arabien spekulierte. Auch die Tatsache, dass in den letzten Monaten zahlreiche hochrangige FIA-Funktionäre den Weltverband verlassen haben, wirft kein gutes Licht auf den Präsidenten.