Haas wehrt sich gegen Kritik
„Lächerlich, uns Absicht vorzuwerfen“

GP Saudi-Arabien 2024

Toro Rosso und Williams haben Haas in Jeddah dafür kritisiert, dass sich Kevin Magnussen mit unfairen Mitteln an Yuki Tsunoda vorbeigekämpft hat, um dann das Feld zu blocken. Der US-Rennstall wehrt sich gegen die Kritik.

Ayao Komatsu - Haas - Bahrain - 2024
Foto: Haas

Wenn jeder WM-Punkt so wichtig ist wie ein Sieg, dann fallen die Reaktionen umso heftiger aus, wenn ihn ein anderer holt. So wie in Jeddah, als Nico Hülkenberg mit Hilfe seines Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen auf den zehnten Platz fuhr. Magnussen blockierte die Verfolger so lange, bis die Lücke für Hülkenberg groß genug war, um seinen Boxenstopp ohne Platzverlust abzuwickeln.

Der Ärger entzündete sich hauptsächlich an der Aktion, die zu dieser Konstellation führte. Magnussen war wegen einer Kollision mit Alexander Albon bereits vorbestraft, als er in der 17. Runde Yuki Tsunoda in der ersten Kurve neben der Strecke überholte und sich damit an die Spitze des Verfolgerfeldes setzte.

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Statt die Position direkt wieder herzugeben und so einer zweiten Strafe zu entgehen, machte Magnussen keine Anstalten zum Platztausch. Im Endeffekt machte es für ihnen keinen Unterschied, ob er ein oder zwei Mal zehn Sekunden addiert bekommen würde. Die Konkurrenz unterstellte Haas Absicht. Das Überholmanöver sei Teil eines Plans gewesen, der es Magnussen ermöglichte, den Puffer für Hülkenberg zu spielen.

Kevin Magnussen - GP Saudi-Arabien 2024
xpb

Erst überholte Magnussen den Toro Rosso von Tsunoda neben der Strecke, dann spielte er den Puffer für Hülkenberg.

Jedes Team hätte es so gemacht

Teamchef Ayao Komatsu wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Ich akzeptiere Kritik dafür, dass wir Kevin nicht gesagt haben, er soll den Platz zurückgeben. Tatsächlich haben wir erst mit drei Runden Verspätung gemerkt, was da passiert war. Da sind wir über die Untersuchung durch die Sportkommissare informiert worden."

Der Japaner verteidigt sich: "Wir sind ein kleines Team und haben keine Mission Control daheim in der Fabrik, die alle Rennszenen verfolgt und uns mit Ratschlägen an der Boxenmauer unterstützt. Es ist lächerlich, dass man uns deswegen Absicht unterstellt."

Wäre der Vorfall im Live-Bild präsent gewesen, hätte der Kommandostand Magnussen gebeten, den Platz an den Toro-Rosso-Fahrer zurückzugeben. "Wir hätten uns das leisten können. Kevin war klar schneller als Yuki. Er hätte ihn so oder so überholt", erklärt Komatsu, warum es gar keinen Sinn machte, ein unfaires Spiel zu spielen.

Der Auftrag an den Dänen, Zielzeiten von 1.25,5 Minuten zu fahren, folgte weitere vier Runden nach Bekanntgabe der Untersuchung. Ab da sah das Team die Chance, dem einen Fahrer Luft zu geben, wenn man mit dem anderen das Feld einbremst. Komatsu: "Das hätte jedes andere Team in unserer Situation genauso gemacht. Wenn nicht, hätten sie ihren Job nicht erledigt."

Alan Permane - GP Australien 2024
Red Bull

Toro-Rosso-Sportdirektor Alan Permane bezweifelt die Haas-Behauptung, dass Magnussen auch mit fairen Mitteln an Tsunoda vorbeigekommen wäre.

Zwei extra Mitarbeiter für Strategie

Haas hätte das Teamwork gar nicht so praktizieren können, hätten die Fahrer nicht den Rennspeed dazu gehabt. Hülkenberg war in der Lage, zehn Runden am Stück 1.34er-Zeiten zu fahren, und Magnussen hatte genug Reserven, zu bummeln, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass ihn einer der Verfolger überholt.

Deshalb hat Komatsu auch kein Problem damit, wenn einige Fahrer härtere Strafen für Fehlverhalten fordern. "In manchen Fällen sind auch zehn Sekunden nicht genug", stellte Alexander Albon fest und spielt auf die Magnussen-Geschichte an. Schlussfolgerung: "Vielleicht wäre in diesem Fall eine Durchfahrtstrafe gerechter gewesen."

Toro-Rosso-Sportdirektor Alan Permane hat nach dem Rennen auch noch den Weg zu den Verantwortlichen der FIA gesucht. Dabei sei er auf Verständnis gestoßen. Die Schiedsrichter haben eingesehen, dass die Strafe nicht heftig genug ausgefallen ist und in der Realität keine Konsequenzen hatte. Doch dafür kann sich Toro Rosso jetzt auch nichts mehr kaufen. "Wenn so etwas erlaubt ist, dann eröffnet das auf Strecken wie Monaco oder Singapur ganz neue Strategie-Optionen", gibt Permane zu bedenken.

Haas-Teamchef Komatsu will aus der Jeddah-Episode Konsequenzen ziehen, obwohl sie für den US-Rennstall gut ausgegangen ist. "Wir werden in Zukunft zwei Leute in der Fabrik bereitstellen, die nichts anderes tun sollen, als die Bordkamera-Aufnahmen der Konkurrenz zu beobachten und uns dann informieren, wenn es wichtig ist." Das soll Teil eines Programms sein, die Kapazitäten des kleinsten Teams im Feld langsam zu erhöhen.

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