Strafen-Flut im Miami-Sprint
War Magnussen-Verhalten unsportlich?

GP Miami 2024

Die FIA-Schiedsrichter hatten im Sprint von Miami jede Menge Arbeit. Fernando Alonso beklagte sich lautstark, dass Lewis Hamilton nicht belangt wurde. Kevin Magnussen kassierte gleich vier Zeitstrafen und eine Vorladung nach dem Rennen.

Kevin Magnussen - GP Miami 2024
Foto: Motorsport Images

In Miami ging es schon im Sprint am Samstag (4.5.) drunter und drüber. Weil in den 19 Runden so viel passierte, kamen die FIA-Kommissare kaum hinterher. Die erste Strafe war sogar schon vor dem Start fällig. Esteban Ocon war beim Verlassen der Garage in den Ferrari von Charles Leclerc gekracht. Hier lag ein klarer Fall von "Unsafe Release" vor, für den zehn Strafsekunden fällig wurden.

Im Rennen krachte es nach nur wenigen Metern direkt schon wieder. Lewis Hamilton hatte sich optimistisch auf der Innenseite von Kurve 1 nach vorne geschoben, konnte sein Auto aber nicht mehr rechtzeitig abbremsen. Fernando Alonso befand sich gerade im Infight mit Teamkollege Lance Stroll, als ihm der Mercedes in die Seite krachte.

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Lando Norris - GP Miami 2024
xpb

Lando Norris wurde schon am Start rausgekegelt.

Spanier im Visier der Stewards?

Am Ende war Lando Norris der Leidtragende, der auf der Außenseite versucht hatte, Boden gutzumachen. Weil Stroll abgedrängt wurde, blieb der McLaren am Aston Martin hängen. Nach der Kollision rollte Norris in der Auslaufzone aus. Auch Stroll sah die Zielflagge nicht. Alonso fiel weit zurück. Für Hamilton, den Verursacher der Kettenreaktion, gab es dagegen keine Konsequenzen.

Die Rennleitung verzichtete zur Verwunderung von Alonso auf eine Strafe. Gegenüber dem spanischen Sender DAZN machte der Routinier seinem Ärger Luft: "Ich denke, dass es keine Strafe gibt, weil er kein Spanier ist. Er hat das Rennen für mehrere Fahrer zerstört." Alonso selbst war zuletzt regelmäßig ins Visier der Schiedsrichter geraten.

Lewis Hamilton kassierte nach der Zieldurchfahrt dann aber doch noch eine Strafe, allerdings für einen anderen Zwischenfall. Als das Safety-Car das Feld durch die Boxengasse führte, war der Mercedes 10,7 km/h zu schnell unterwegs. Hier gab es keinen Spielraum für die Schiedsrichter. Weil die fällige Durchfahrtstrafe nicht mehr angetreten werden konnte, wurde sie in eine 20-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt, die Hamilton von Platz acht auf P16 zurückwarf.

Lewis Hamilton & Kevin Magnussen - GP Miami 2024
Motorsport Images

Lewis Hamilton kassierte eine Strafe - aber nicht für den Startcrash, sondern für ein Tempo-Vergehen in der Boxengasse.

Magnussen gibt Vergehen zu

Den größten Wirbel verursachte allerdings Kevin Magnussen. Der Däne verteidigte sich im Duell mit Hamilton mit unfairen Mitteln, um Teamkollege Nico Hülkenberg den Rücken freizuhalten. Magnussen drückte den Mercedes mehrfach neben die Bahn und verschaffte sich durch das Verlassen der Strecke immer wieder einen Vorteil. Insgesamt notierten die Kommissare gleich vier Vergehen, die sich insgesamt auf 35 Strafsekunden addierten.

"Die Strafen waren alle verdient, da gibt es keinen Zweifel", gab Magnussen zu. "Aber ich musste dieses Spiel wieder spielen. Ich lag zu Beginn direkt hinter Nico. Da konnte ich noch das DRS nutzen und war dadurch geschützt. Dann hat Nico die Schikane ausgelassen und ich habe den Anschluss verpasst. Wenn er gewartet und mir DRS gegeben hätte, dann wäre locker P7 und P8 für uns drin gewesen. So war ich plötzlich verwundbar und musste wie verrückt mit Lewis kämpfen."

Magnussen berichtet, dass ihm die Verteidigungsschlacht keinen Spaß gemacht hat: "Ich musste dumme Taktiken anwenden, um eine Lücke zu schaffen und Nico zu schützen. Am Ende habe ich die Aufgabe als Teamplayer erledigt und er hat die Punkte gesammelt. Das ist aber nicht die Art, wie ich gerne Rennen fahre. Aber ich musste es heute so machen."

Kevin Magnussen - GP Miami 2024
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Für die FIA-Kommissare war die Angelegenheit mit den vier Zeitstrafen gegen Magnussen noch nicht abgeschlossen.

Nachspiel im FIA-Büro

Hamilton lobte Magnussen für seine Aussagen: "Das ist sehr ehrlich von ihm. Das finde ich cool. Wir hatten ein gutes Rennen. An manchen Stellen war etwas an der Grenze, aber so mag ich es eigentlich. Ich liebe es, wenn hart gekämpft wird. Das war für mich auch nicht besonders frustrierend. Es war einfach etwas, was man für sein Team macht. Also bravo."

Schon in Jeddah hatte Magnussen mit einer grenzwertigen Verteidigungsschlacht dafür gesorgt, dass Nico Hülkenberg in die Punkte fahren konnte. Aus Reihen der Mittelfeld-Konkurrenz gab es damals Kritik, dass der Däne zu unfairen Mitteln gegriffen hatte. In Miami wurde Magnussen nach dem Sprint noch einmal zu den FIA-Stewards gebeten. Er musste sich gegen den Vorwurf wehren, sich unsportlich verhalten zu haben.

Am Ende verzichteten die Kommissare aber darauf, noch eine weitere Strafe auszusprechen. Die Kommentare von Magnussen waren den FIA-Schiedsrichtern sauer aufgestoßen. Aber sie konnten dem Piloten nicht nachweisen, dass er sich bewusst unsportlich verhalten habe. Eine Blockade anderer Autos, um dem eigenen Teamkollegen zu helfen, sei an sich nicht unsportlich. Doch die Art, wie es Magnussen gemacht hat, ging fast über die Grenze hinaus.

In Zukunft will man den Strafenkatalog für ähnliche Fälle erweitern, damit sich so etwas nicht so einfach wiederholt. Piloten könnten bei überhartem Zweikampf-Verhalten direkt eine Durchfahrtsstrafe und nicht nur Zeitstrafen erhalten. Auch für den Fall mehrerer Vergehen in Folge soll es für die Schiedsrichter künftig die Möglichkeit geben, härtere Maßnahmen zu ergreifen.

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