Löst Haas das Reifen-Problem?
„Fühlt sich besser an als letztes Jahr“

Der Bahrain-Test ist für Haas wie ein Neustart. Es sind nicht nur die ersten Proberunden mit dem 2024er Modell, sondern auch mit dem neuen Teamchef. Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen glauben, dass die Wende gelingen kann.

Kevin Magnussen - Haas - F1-Test - Bahrain - 21. Februar 2024
Foto: ams

Nach einem frustrierenden Jahr 2023 blickte man am Ende des ersten Testtags endlich wieder in zufriedene Haas-Gesichter. Der neue VF-24 lief wie ein Uhrwerk. Am Ende spulten Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg insgesamt 148 Runden ab. Mehr schaffte kein anderes Auto beim Auftakt in die Wintertests.

Die große Laufleistung hatte aber auch einen Grund: "Wir haben hauptsächlich Longruns mit viel Sprit abgespult und versucht, so viel wie möglich über das Auto zu lernen", berichtet Hülkenberg über sein Programm. "Wir haben ein paar Dinge mit dem Auto und den Reifen ausprobiert. Technische Probleme gab es keine. Gleich 82 Runden zu drehen, ist ein gutes Zeichen."

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Haas-Präsentation - F1-Test - Bahrain - 21. Februar 2024
xpb

Der erste Testtag in Bahrain begann für Haas mit einem Foto-Termin.

Hülk trifft Aston-Spiegel

Dass die beiden Haas-Piloten am Ende der Zeitentabelle rangierten, war dem Programm geschuldet. Einen kleinen Schreckmoment gab es nur kurz vor dem Ende der Session, als Lance Stroll den linken Außenspiegel seines Aston Martins auf der Zielgeraden verlor. Daniel Ricciardo direkt hinter dem Kanadier konnte noch ausweichen. Dann kam Hülkenberg und rollte mit dem linken Rad voll über das Carbon-Teil.

"Ich habe gar nicht gesehen, was ich da getroffen hatte. Ich habe es aber voll erwischt. Damit habe ich gleichzeitig die Strecke gesäubert und meine Pflicht erfüllt", nahm der Rheinländer den Zwischenfall locker. Generell ist die Stimmung im Haas-Camp gut: "In der schnelllebigen Formel 1 bleibt auch nicht viel Zeit, lange über die Vergangenheit zu grübeln. Alle fiebern der neuen Saison entgegen. Da haben wir eine große Aufgabe vor der Brust. Wir wollen auf jeden Fall besser abschneiden als letztes Jahr."

Das große Problem beim Vorgängermodell war die hohe Beanspruchung der Reifen im Rennen. Magnussen erinnert sich mit Schrecken an das Vorjahr: "Es ist sehr frustrierend, wenn man ein schnelles Auto auf einer Runde hat, den Speed aber nicht über einen ganzen Stint halten kann. Wir haben leider noch keine Antworten. Aber es gibt Hinweise. Und nach diesen Hinweisen wurde das neue Auto entwickelt. Wenn wir die Performance im Rennen nur ein bisschen verbessern könnte, würden die Dinge ganz anders aussehen."

Nico Hülkenberg - Haas  - F1-Test - Bahrain - 21. Februar 2024
Motorsport Images

Hülkenberg musste am Vormittag zuschauen. Der Rheinländer griff erst nach der Pause ins Geschehen ein.

Fortschritt beim Reifenverschleiß?

Laut Hülkenberg ist die Strecke in Bahrain mit ihrem rauen Asphalt der perfekte Gradmesser: "Unter diesen Bedingungen haben wir letztes Jahr extrem gelitten. Die Hinterreifen werden hier besonders beansprucht. Damit haben wir gleich einen guten Test. Vom Gefühl her war es ein Schritt nach vorne. Wie groß der Schritt ist und wo wir damit liegen, darüber lässt sich aber höchstens spekulieren. Es gibt sicher noch viele Bereiche, in denen wir uns verbessern können und müssen, um wieder ins Mittelfeld zu kommen."

Von den Ingenieuren hört man, dass der neue VF-24 rund eine halbe Sekunde schneller sein soll. Doch auch die Konkurrenz steht natürlich nicht still. Hülkenberg lobte nach seinem ersten Testtag nicht nur den Speed und die Zuverlässigkeit, sondern auch den Fahrkomfort, der sich unter anderem durch die neue Hinterradaufhängung von Ferrari verbessert habe. "Natürlich hängt es aber auch immer davon ab, wie aggressiv man bei der Höhe und der Steifigkeit des Fahrwerks vorgeht."

Nico Hülkenberg - Haas  - F1-Test - Bahrain - 21. Februar 2024
xpb

Das Gefühl im Auto habe sich verbessert. Aber reicht das, um die rote Laterne abzugeben?

Neue Dynamik dank Komatsu

Haas muss 2024 beweisen, dass es wieder nach vorne geht. Alle Hoffnung liegt dabei auf Ayao Komatsu, der kurz nach Jahreswechsel Günther Steiner als Teamchef ablöste. Von Magnussen bekam der Japaner direkt mal ein Sonderlob: "Er ist ein Ingenieur. Er sieht die Dinge mit anderen Augen. Ein Formel-1-Team besteht hauptsächlich aus Technikern. Und sie haben jetzt jemanden an der Spitze, der die gleiche Sprache spricht. Günther hatte natürlich auch seine Stärken. Ayao ist sicher kein Typ für die kommerziellen Angelegenheiten. Darüber mache ich mir aber keine Sorgen. Ich will nur ein schnelles Rennauto."

Laut Magnussen weht mit Komatsu ein neuer Wind in der Haas-Garage: "Er schmeißt natürlich nicht sofort alles über den Haufen. Aber es ist schon mal ein positiver Start, dass er immer hier an der Strecke ist. Es fühlt sich immer noch so an, als wäre er ein Renningenieur. Nur, dass er nun an der Spitze steht. Wenn die Mechaniker spät in der Nacht arbeiten, ist er auch da. Dadurch entsteht eine andere Dynamik. Er ist voll fokussiert darauf, dass alle in die gleiche Richtung gehen."

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