Norris entschlüsselt McLaren-Rätsel
„Darf im Quali nicht attackieren“

GP Japan

Lando Norris hat in Suzuka erklärt, warum es zuletzt im Qualifying nicht optimal gelaufen ist. Der McLaren verlangt bei der Zeitenjagd eine besondere Fahrweise. Volle Attacke ist in den meisten Fällen kontraproduktiv.

Lando Norris - GP Australien 2024
Foto: xpb

Früher war die Qualifikation immer eine der großen Stärken von Lando Norris. Doch mit der aktuellen Rennwagengeneration tut sich der McLaren-Star plötzlich schwer. Schon letztes Jahr schlichen sich auf den schnellen Runden immer wieder Fehler ein. Und auch in dieser Saison ist der Brite noch nicht glücklich mit seinen Startplätzen.

Immerhin weiß der Pilot, woran es liegt. In seiner Medienrunde von Suzuka versuchte er den Journalisten das Rätsel zu erklären: "Ich will im Qualifying eigentlich immer attackieren. Aber mit diesem Auto muss man manchmal genau das Gegenteil machen. Das ist schwer im Kopf zu verarbeiten. Normalerweise geht man jede Quali-Runde immer weiter ans Limit. Aber mit diesen Reifen und unserem Auto geht das einfach nicht."

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Lando Norris - McLaren - Formel 1 - Melbourne - GP Australien - 22. März 2024
xpb

Lando Norris sieht seine eigene Qualifying-Performance aktuell kritisch.

98 Prozent besser als 100 Prozent

Das Problem dabei sei, dass man nie genau weiß, wie viel Tempo man rausnehmen muss, um die schnellstmögliche Runde zu drehen: "Wenn man 100 Prozent gibt, funktioniert das nur in einem von zehn Fällen. Oft ist es besser, nur zu 98 Prozent ans Limit zu gehen. Wie viel man pushen kann, hängt oft auch mit leicht veränderten Windgeschwindigkeiten zusammen. Oder ob die Reifen wärmer oder kälter sind. Dann muss man mal einen Meter früher bremsen."

Laut Norris müsse man sich vorher immer überlegen, wie man richtig auf die Bedingungen reagiert. Da ist Anpassungsfähigkeit gefragt, was dem Fahrer aber nicht immer so gelingt wie gewünscht. "Da kann ich mich auf jeden Fall zu verbessern. Es ist unglaublich schwer, immer das Maximum rauszuholen. Ich habe schon in den letzten Jahren irgendwie das Gefühl dafür verloren, wie ich die Runde perfekt zusammenbekomme. Es ist nicht einfach, sich zu zügeln und nicht zu attackieren."

Lando Norris - McLaren - Jeddah - GP Saudi-Arabien 2024 - Formel 1
Wilhelm

Der Engländer übt im McLaren-Simulator, um sich in der Zeitenjagd wieder zu verbessern.

Fahren gegen die eigene Intuition

In den letzten Wochen hat Norris zusammen mit den Ingenieuren viel ausprobiert und auch viel gelernt. Es sind Fortschritte zu erkennen: "Manchmal läuft es am besten, wenn ich gar nicht groß nachdenke und praktisch unterbewusst fahre. Im Qualifying ist es für einen Fahrer aber natürlicher, voll zu attackieren. Jetzt auf einmal langsamer zu machen, geht gegen meine Intuition und das, was man jahrelang gelernt hat."

Auch im Simulator hat Norris versucht, an dem Thema zu arbeiten: "Da passt aber leider die Korrelation mit den Bedingungen an der Strecke nicht immer so richtig. Aber man kann immerhin üben, etwas relaxter zu fahren und neue Fahrtechniken anwenden. Was aber nicht geht, ist die Emotionen zu simulieren, die auf einer Quali-Runde herrschen."

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