Hamilton schreibt WM-Titel ab
Keine Absicht Team zu wechseln

GP Saudi-Arabien 2023

Lewis Hamilton schreibt den WM-Titel praktisch schon ab. Der Rückstand sei zu groß, und wenn es doch eine Lösung gibt, wird sie zu spät kommen. Trotzdem bleibt der siebenfache Weltmeister seiner Mercedes-Familie treu.

Lewis Hamilton - GP Saudi-Arabien 2023
Foto: xpb

Lewis Hamilton redet sich die Welt nicht schön. Er weiß schon nach dem ersten von 23 Rennen, dass der WM-Zug praktisch abgefahren ist. Der neue Mercedes mag berechenbarer sein als der alte, er hat kein Bouncing und einen besseren Topspeed, und doch ist der Rückstand größer als im Vorjahr. "Im Rennen sind die Red Bull anderthalb Sekunden pro Runde schneller als wir."

Der Brite ist überzeugt, dass Red Bull seine wahre Stärke noch gar nicht gezeigt hat. Weil keiner den Titelverteidiger in Bahrain in einem Maße herausfordern konnte, das es notwendig gemacht hätte, alles zu zeigen. Mercedes verliert jetzt zwar nicht mehr auf den Geraden Zeit auf die Konkurrenz, dafür aber in allen Kurven. "Besonders am Ausgang klebt das Heck der anderen viel besser", staunt Hamilton im Rückblick.

Unsere Highlights

Siege nur, wenn alle anderen ausfallen

An Siege ist derzeitig nicht zu denken, bedauert der Mann, der in seiner Karriere 103 Grands Prix gewonnen hat. Er muss es wissen. "Wenn wir gewinnen wollen, dürfen Red Bull, Ferrari und Aston Martin nicht ins Ziel kommen." Der 38-jährige Engländer sieht das nicht als Schwarzmalerei, sondern eine realistische Einschätzung der Lage.

Seine Erfahrung sagt ihm, dass der Weg an die Spitze weit ist. Sehr weit. "Wenn du dich das erste Mal in ein neues Auto setzt, dann ist der Anspruch natürlich, dass du um den Titel kämpfen willst. Und wenn du es dann zum ersten Mal im Vergleich mit den anderen Autos siehst, weißt du ungefähr, wo die Reise hingeht." Nicht in Richtung Titel, so viel steht fest. "Dann lenkst du deine Energie auf ein anderes Ziel um. Und das ist jetzt das Team dabei zu unterstützen, dass wir gemeinsam das Problem lösen."

Lewis Hamilton - GP Saudi-Arabien 2023
xpb
Der Rückstand auf Red Bull sei größer gewesen, als es in Bahrain aussah, klagte Hamilton.

Hamilton mahnt radikale Schritte an

Auch wenn Hamilton jetzt seine Aussage bedauert, dass verschiedene Leute aus dem Designbüro nicht auf seine Beobachtungen letztes Jahr gehört hätten, bleibt er dabei, dass es mit der üblichen Fahrzeugentwicklung nicht getan ist. "Wir brauchen jetzt mutige Entscheidungen und radikale Schritte. Ich hoffe, dass wir dann später in der Saison in der Lage sein werden, die Lücke zu schließen. Für den Titelkampf wird es dann aber wahrscheinlich zu spät sein."

Die Verantwortlichen im Team und die Fahrer zweifeln nicht mehr daran, dass der Mercedes der Zukunft anders aussehen wird als der von den ersten Rennen. Das eigenwillige Konzept scheint am Ende seines Potenzials angekommen zu sein, auch wenn die Form der Seitenkästen dabei vermutlich nur eine Nebenrolle spielt.

"Es ist eine Tatsache, dass unser Auto anders aussieht als alle anderen", so Hamilton. "Wir sind in die Saison mit der Ansage gegangen, dass wir vielleicht nicht gleich siegfähig sind, aber es bald sein werden. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Deshalb muss man sich über seine Form Gedanken machen."

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - Jeddah - GP Saudi-Arabien - 16. März 2023
xpb
Hamilton fordert mutige Schritte von Team. Der Prozess sei schon eingeleitet.

Der Schock sitzt tief

Hamilton gibt zu, dass der Schock des ersten Rennens immer noch tief sitzt. Trotzdem gibt er sich nicht geschlagen. "Ich vertraue meinem Team. Wir können jetzt nur zusammen so hart wie möglich arbeiten, um das Ruder herumzuwerfen. Dieses Team kann nicht vergessen haben, wie man schnelle Rennautos baut."

Deshalb verschwendet der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten auch keinen Gedanken daran, aus Frust das Team zu wechseln. Seine Kritik dürfe man nicht falsch verstehen, verteidigt sich Hamilton. "Es gibt immer Momente, wo nicht alle einer Meinung sind. Wir brauchen jetzt einfach einen Kick. Mercedes ist meine Familie. Ich gehe nirgendwo anders hin."