McLaren MCL38 für die F1-Saison 2024
Ist das der erste Red-Bull-Jäger?

Experten sehen den McLaren MCL38 in der F1-Saison 2024 als die größte Gefahr für Red Bull. Jetzt wurde der neue Papaya-Renner endlich der Öffentlichkeit präsentiert. Wir verraten, was alles sich im Vergleich zum Vorgänger geändert hat.

Die Formel-1-Fans wollen endlich wieder Abwechslung. Welches Team Max Verstappen vom Thron stößt, ist erst einmal zweitrangig. Hauptsache nicht wieder eine Saison, in der man schon vor dem Start der Rennen weiß, wer am Ende den Siegerpokal mit nach Hause nimmt. Die größten Hoffnungen vieler Experten liegen dabei auf dem neuen McLaren MCL38, der am Mittwoch (14.02) enthüllt wurde.

Das Team aus Woking konnte während des vergangenen Jahres die größten Fortschritte aller Teams erzielen. Zwei umfangreiche Upgrade-Pakete schlugen voll ein. Am Ende der Saison konnten Lando Norris und Oscar Piastri das Tempo von Red Bull bei einigen Rennen bereits mitgehen. Allerdings fehlte dem 2024er-Modell noch etwas die Allrounder-Qualität.

Unsere Highlights

McLaren profitierte auch von mehr Freiheiten bei der Aerodynamik-Entwicklung. Wegen des schwachen Starts standen den Ingenieuren in der zweiten Jahreshälfte mehr Windkanal-Runs und CFD-Durchläufe zu als den anderen Top-Teams. Dazu ging nach der Sommerpause auch noch der neue Windkanal in Woking ans Netz. Beides kam voll dem 2024er-Modell zugute.

McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

Das veröffentlichte Bildmaterial gibt noch nicht alle Geheimnisse preis.

Große Revolution bleibt aus

"Laut den Simulationen konnten wir das hohe Entwicklungstempo aus der letzten Saison bei der Konstruktion des neuen Autos halten", freute sich Teamchef Andrea Stella. Wie die meisten anderen Teams ließ auch McLaren beim Rennwagen für 2024 kein Stein auf dem anderen. Ein neues Monocoque und Modifikationen am Getriebe schafften mehr Freiheiten für die Gestaltung des Unterbodens und der Seitenkästen.

Beim Blick auf die ersten Bilder, die McLaren am Mittwoch (14.2.) veröffentlicht hat, lassen sich aber noch keine ganz großen Tricks erkennen. Die umfangreichsten Modifikationen zeigen noch die Seitenkästen. Der Lufteinlass vorne ist nicht mehr so breit wie im Vorjahr. Die Hutzen wirken fast quadratisch. Die meisten anderen Autos setzen hier auf eher schlitzförmige Öffnungen.

Die Aerodynamiker verzichten auch auf das Hervorschieben der Unterkante, was etwas überraschend ist. Im letzten Jahr trug der McLaren neben Red Bull als eines der ersten Autos dieses Feature. Einige der Konkurrenten zogen mit ihren neuen Modellen für 2024 nach. Der MCL38 trägt stattdessen ein kleines Flügelelement auf der Oberseite der Öffnung, das an den Mercedes W14 zu Beginn der Vorsaison erinnert.

McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

Hinter dem hochgezogenen Rand bildet die McLaren-Verkleidung eine Rinne.

Rinne im Seitenkasten

Im Trend liegt McLaren dagegen mit der Form der restlichen Seitenkästen. Sie ragen nicht mehr ganz so tief runter zum Unterboden und besitzen nun eine eher bauchige und nicht mehr gerade abfallende Außenflanke. Der Rand ragt außen etwas höher, sodass innen auf der Haube eine deutlich sichtbare Rinne entsteht, die den Luftstrom gezielt nach unten in Richtung Diffsordach führt.

Die Schulter weiter oben in der Motorabdeckung wirkt etwas weiter ausgestellt. Diesen Trend haben wir auch schon beim Ferrari gesehen. Sie zieht sich jetzt zum Heck hin stärker nach unten, als es noch beim Vorgängermodell der Fall war. Auch die Position der Kühl-Kiemen hat sich leicht geändert, was für eine geänderte Anordnung der Elemente unter der Haube spricht.

Allerdings gibt das zur Verfügung gestellte Bildmaterial noch nicht alle Geheimnisse preis. Fotos von der Rückseite des MCL38 zeigte das Team leider keine. Auch die Details der Hinterrad-Aufhängung sind nur schwer zu identifizieren. Klar ist nur, dass es bei einem Pushrod-Layout bleibt. Hier war McLaren schon letzte Saison auf der Red-Bull-Linie unterwegs.

McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

Die Nase ist nun deutlich schlanker geformt. McLaren geht hier einen anderen Weg als Ferrari.

Schlankere Nase

Vorne lassen sich die Modifikationen besser erkennen. Hier setzen die Ingenieure zwar weiter auf ein Pullrod-System, bei dem aber die Geometrie der einzelnen Elemente deutlich verändert wurde. Die oberen Querlenker sind nun ähnlich wie beim Aston Martin leicht nach außen durchgebogen. Damit wird der Luftstrom effizienter nach hinten geleitet.

Dazu sind die hinteren Arme des oberen Querlenkers ab sofort ein gutes Stück tiefer am Chassis montiert. Diese Änderung der Geometrie sorgt dafür, dass das Auto beim Bremsen nicht mehr so tief eintaucht. Das Auto bleibt insgesamt stabiler, und die Aerodynamik, vor allem im hinteren Bereich, wird nicht so stark gestört.

Weitere Änderungen betreffen die Front des Autos. Die Nasenspitze setzt zwar weiter relativ weit oben am zweiten Element des Frontflügels an, das vordere Ende des Autos ist jetzt aber insgesamt etwas schlanker gestaltet. McLaren ging hier also den umgekehrten Weg zu Ferrari. Auch der Lufteinlass an der Airbox über dem Cockpit ist etwas schmaler als früher.

McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

Die Schultern der Motorhaube sind deutlicher ausgeprägt als früher. Bei der Aufhängung im Heck setzt McLaren weiter auf ein Pushrod-Layout.

Erste Upgrades schon in Arbeit

Teamchef Andrea Stella hofft, dass man in dieser Saison einen besseren Start erwischt als noch vor zwölf Monaten. "Bevor es ernst wird, haben wir aber noch viel Arbeit bei den Testfahrten vor uns. Das Team hat über den Winter gut gearbeitet. Wir sind zuversichtlich, dass wir gut aus den Startlöchern kommen. Wir wissen aber, dass wir vor dem Saisonstart noch einige wichtige Aufgaben zu erledigen haben."

Der Italiener gibt zu, dass die nun vorgestellte Version des MCL38 noch nicht voll ausgereift ist. "Wir haben bereits eine Reihe an Innovationen am Auto. Aber leider sind nicht alle Bereiche, die wir angehen wollten, für die Launch-Version fertig geworden. Auf diese Bereiche wollen wir uns nun bei der Entwicklung während der Saison konzentrieren. Die Arbeit hat hier schon begonnen."

Auch wenn die Zahlen einen guten Fortschritt versprechen, will auch McLaren-Boss Zak Brown nicht zu früh feiern. "Wir müssen realistisch bleiben. Jedes Team hat in der Pause Fortschritte gemacht. Der wahre Test kommt mit dem Qualifying in Bahrain. Da zeigt sich, ob wir Schritte in die richtige Richtung gemacht haben."

Einen ersten Eindruck bekamen beide Fahrer schon am Mittwoch. In Silverstone wurde direkt ein Filmtag absolviert, um die ersten Daten mit dem Auto zu sammeln. Die ersten Bilder des MCL38 zeigen wir Ihnen in der Galerie.