Kampfansage von McLaren
„Red Bull ist schlagbar!“

McLaren geizte bei der Präsentation mit Fotos von seinem neuen Auto, ging aber großzügig mit Ansagen um. Lando Norris und Oscar Piastri halten Red Bull für schlagbar. Teamchef Andrea Stella schränkt ein: "Wenn das Entwicklungstempo eingehalten wird."

Eigentlich ist das die Masche von Red Bull. So wenig wie möglich zeigen. Beim Klassenprimus ist das verständlich. Er hat auch am meisten zu verbergen. McLaren kommunizierte früher eher offen über technischen Details. Doch diesmal geizte der britische Rennstall mit Informationen und Fotos zum neuen McLaren MCL38.

Das, was man auf den wenigen Fotos erkennen konnte, war eine Weiterentwicklung des Vorjahresautos. Ein Papaya-oranger Red Bull gewissermaßen. Spektakuläre Lösungen fehlten. Am meisten fielen noch die fast quadratischen Kühleinlässe in den Seitenkästen auf. Andere Autos bauen da mehr in die Breite als in die Höhe.

Unsere Highlights
McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

McLaren zeigte auf der Präsentation des MCL38 nur wenig Bilder des neuen F1-Autos.

McLaren mit der meisten Vorarbeit 2023

Teamchef Andrea Stella entschärfte den Verdacht, McLaren habe noch einige Technik-Tricks auf Lager, die erst in Bahrain gezeigt werden. "Erwarten sie keine schockierenden Lösungen. Das Auto wird sich in der Realität nur noch im Detail verändern." Zum Beispiel: Beim Probelauf in Silverstone wuchsen seitlich neben dem Cockpit zwei Flügel aus dem Chassis.

Die entscheidenden Änderungen sind unsichtbar. Wie fast alle Teams hat McLaren die Geometrie von Chassis und Getriebe nach dem Vorbild von Red Bull verändert, um den Aerodynamikern mehr Spielraum bei der Gestaltung von Seitenkästen, Unterboden und Diffusor zu geben. Und auch McLaren hat nun eine Hinterachse, die mit speziell angeordneten Torsionsstäben statt Tellerfedern arbeitet.

Es ist gar nicht so überraschend, dass sich der neue McLaren äußerlich stark an den alten anlehnt. McLaren hatte sich schon im letzten Jahr mit zwei großen Upgrades von den Geburtsfehlern seines Autos befreit und sich aerodynamisch an Red Bull orientiert. Der WM-Vierte hatte 2023 viel mehr Vorarbeit geleistet als Mercedes oder Ferrari. Deshalb ist der Unterschied zum Vorjahr optisch auch nicht so groß.

McLaren MCL38 - F1-Auto 2024
McLaren

Der McLaren MCL38 für die F1-Saison 2024 ist eine Evolution des MCL60 aus dem letzten Jahr.

Piastri warnt vor Ferrari und Mercedes

Im Gleichklang mit dem sportlichen Aufschwung stieg auch das Selbstvertrauen im Team. "Ja, Red Bull ist schlagbar", macht Lando Norris Hoffnung und erinnert: "Wir waren letztes Jahr schon ein paar Mal knapp dran und haben bei der ein oder anderen Session Red Bull auch schon hinter uns gelassen. Das kann uns auch dieses Jahr gelingen. Viel schwieriger wird sein, das über die komplette Saison zu schaffen."

Teamchef Andrea Stella schließt sich dem Optimismus grundsätzlich an, schränkt aber ein: "Wenn wir unser Entwicklungstempo vom letzten Jahr halten können, werden wir in einer starken Position sein. Uns muss aber auch klar sein, dass Red Bull letztes Jahr dank ihrer Überlegenheit in der Lage war, viel Wissen zu speichern, das sie jetzt ins neue Auto einfließen lassen." Oscar Piastri warnt: "Wir dürfen nicht nur auf Red Bull schauen. Auch Ferrari und Mercedes werden Fortschritte machen. Ich erwarte einen intensiven Kampf."

Lando Norris - Formel 1 - GP Brasilien 2023
xpb

Lando Norris glaubt daran, Red Bull in der kommenden Saison schlagen zu können.

Die Rundenzeit steckt im Detail

McLaren verlässt sich auch darauf, dass sich die Entwicklungskurve bei allen abflacht, je länger ein Reglement stabil bleibt. "Mit Ausnahme von Red Bull war es schon letztes Jahr so eng wie noch nie", erinnert Norris. Stella erkennt bereits erste Zeichen einer Annäherung: "Die Formen der Autos gleichen sich immer mehr an. Die Rundenzeit steckt jetzt im Detail und in den wenigen Millimetern zwischen Auto und Straße."

McLaren hat laut Stella seine Hausaufgaben über den Winter gemacht: "Wir hatten uns drei große Ziele gesetzt. Eine effizientere Aerodynamik, mehr mechanischer Grip, eine bessere Interaktion mit den Reifen. Wenn man den Simulationen glauben darf, haben wir uns in allen drei Bereichen verbessert und immer noch Luft nach oben."