Vettel boykottiert Sotschi-Rennen
„Fahre nicht in Russland“

GP Russland 2022

Trotz Krieg in der Ukraine hat die Formel 1 den Grand Prix von Russland noch nicht offiziell abgesagt. Sebastian Vettel hat seine Entscheidung aber schon getroffen. Der Heppenheimer wird nicht in Sotschi antreten. Der vierfache Weltmeister zeigte als einziger im Fahrerlager eine klare Kante gegen Putin.

Sebastian Vettel - Aston Martin - Formel 1 - Test - Barcelona 2022 - 24. Februar 2022
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Was die Vergabe von Grand-Prix-Rennen angeht, war die Formel 1 noch nie zimperlich. Menschenrechte oder Demokratie spielten bei den Kalender-Entscheidungen nicht immer die wichtigste Rolle. Solange der Rubel rollt, rollte auch die Königsklasse. Doch im Fall von Russland ist für Sebastian Vettel jetzt offenbar eine Grenze überschritten worden.

"Die Nachrichten heute früh haben mich richtig schockiert. Es ist einfach furchtbar, was dort passiert", erklärte vierfache Weltmeister. "Wenn man in den Rennkalender schaut, dann sieht man, dass dieses Jahr ein Rennen in Russland angesetzt ist. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass ich nicht gehen sollte und auch nicht gehen werde."

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Die Formel 1 hat den Grand Prix in Sotschi, der für den 25. September eingeplant ist, offiziell noch nicht abgesagt. Man verfolge die Entwicklungen aber ganz genau, ließen die Serienbosse am Mittwoch verlauten. Aktuell gebe es aber keine Entscheidung und keine weiteren Kommentare. Sollte das Rennen ausfallen, würde das Mindereinnahmen von mehr als 30 Millionen Euro bedeuten.

Fahrer-Pressekonferenz - Testfahrten Barcelona 2022
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Von den Fahrern in der Pressekonferenz äußerte sich Vettel am klarsten gegen den Russland-GP.

Entscheidung zum Boykott steht

Vettel will nicht auf eine Absage warten: "Ich denke, dass es falsch wäre, in diesem Land ein Rennen zu fahren. Es tut mir leid für die unschuldigen Menschen, die aus sinnlosen Gründen und einer seltsamen und kranken Führung ihr Leben verlieren. Wir werden darüber auch in der Fahrergewerkschaft reden. Mal abwarten, wie es weitergeht, aber ich habe meine Entscheidung bereits getroffen."

Die anderen Piloten wollten sich in der Pressekonferenz von Barcelona nicht ganz so klar zu dem Thema äußern, wie Vettel. Charles Leclerc entschuldigte sich damit, dass er über die Situation in der Ukraine nicht genau genug informiert sei. "Natürlich ist es traurig, so etwas im Jahr 2022 zu sehen. Jetzt muss die Formel 1 eine Entscheidung treffen."

Fernando Alonso schob die Verantwortung ebenfalls weiter: "Wir Fahrer haben dazu natürlich eine Meinung, die wohl mit der allgemeinen Meinung übereinstimmt. Aber leider haben wir keine Macht, so eine Entscheidung zu treffen." Die meiste Unterstützung erhielt Vettel beim Thema Russland von Max Verstappen: "In einem Land, das sich in einem Krieg befindet, sollten wir keine Rennen fahren", sagte der Weltmeister.

Mattia Binotto - Testfahrten Barcelona 2022
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Die Teamchefs wollen sich in Barcelona zusammensetzen, um beim Thema Russland ein gemeinsames Vorgehen abzusprechen.

Binotto will schnelle Entscheidung

Von den Teamchefs kamen auch noch keine klaren Ansagen. Die Bestürzung war aber allen Beteiligten anzusehen. "Wenn wir in den Spiegel schauen, dann müssen wir feststellen, dass die Formel 1 nicht das Wichtigste auf der Welt ist. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die gerade um ihr Leben kämpfen", erklärte Williams-Boss Jost Capito.

Sein Ferrari-Kollege Mattia Binotto kündigte immerhin schon ein baldiges Handeln an: "Die ganze Sache ist sehr traurig. Wir können aktuell aber nichts anderes machen, als zu warten und auf Besserung zu hoffen. Das Rennen ist erst für den September angesetzt, aber wir sollten jetzt schnell eine Entscheidung treffen. Wir haben heute Abend ein Meeting, in dem wir besprechen, wie wir damit umgehen wollen."

Die Frage lautet dabei vor allem, wie das Haas-Team mit der Situation umgeht. Mit Uralkali kommt der Hauptsponsor des US-Teams aus Russland. Mit Nikita Mazepin hat man einen russischen Fahrer an Bord. Das ganze Auto ist angemalt, wie die Flagge Russlands. Teamchef Guenther Steiner wollte sich am Mittwoch lieber nicht zu dem Thema äußern. Der Südtiroler sagte die geplante Teilnahme an der Pressekonferenz kurzfristig ab.