Vorschau GP Monaco 2014
Verschärfter Tanz auf der Rasierklinge

Mercedes reist als klarer Favorit zum Formel 1-Klassiker in Monaco. Doch die engen Gassen des Fürstentums sind bekanntlich immer für eine Überraschung gut. In diesem Jahr bekommt der Kampf im Leitplankendschungel noch mehr Würze als sonst. Unsere Vorschau klärt auf.

Romain Grosjean - Crash - Formel 1 - GP Monaco - 25. Mai 2013
Foto: xpb

Nico Rosberg und Lewis Hamilton liegen Kopf an Kopf an der Spitze der Formel 1-Wertung. Das enge Silberduell hat in den vergangenen Rennen bereits zu einigen dramatischen Szenen geführt. In Monaco geht der Zweikampf am Wochenende (25.5.2014) in die 6. Runde. Bei der 72. Ausgabe des WM-Klassikers gibt es neben den 25 WM-Punkten natürlich wie immer auch jede Menge Ruhm und Ehre abzustauben.

Eigentlich bräuchte der Glamour-Grand Prix an der Cote d'Azur gar keine zusätzliche Würze. Wenn 800 PS starke Formel 1-Renner mit 250 km/h durch den Leitplanken-Dschungel jagen, ist Spektakel von alleine garantiert. In diesem Jahr können sich die Fans auf noch mehr Kleinholz in den Banden freuen. Die neuen Turbo-Motoren gepaart mit der Abtriebsreduzierung auf der Hinterachse sind ein Garant für haarige Momente. Der Ritt auf der Rasierklinge wird 2014 noch ein wenig schärfer.

Unsere Highlights

Die Strecke: Circuit de Monaco

Der GP Monaco ist ein Sonderfall im Grand Prix-Kalender. Das Urgestein unter den Rennen ist gefährlich und eng. Überholen ist fast unmöglich. Jeder Ausrutscher wird hart bestraft. Beim Thema Sicherheit muss die FIA jedes Jahr beide Augen zudrücken. Auslaufzonen sind Mangelware. Bei Kollisionen kommt es regelmäßig zum spektakulären Ping Pong zwischen den Leitplanken.

Das Qualifying ist mangels Überholmöglichkeiten traditionell besonders wichtig. Weil es auf der schnellen Tunnel-Passage zu gefährlich ist, kommt DRS nur auf der Zielgeraden zum Einsatz. Allerdings erwies sich die künstliche Überholhilfe in den vergangenen Jahren als ziemlich ineffektiv. Positionswechsel im Rennen sind fast nur durch Strategie möglich. Deshalb ist eine gute Runde im Qualifying hier so wichtig wie nirgends sonst im Kalender.

Setup:

Monaco ist die Strecke mit den geringsten Durchschnittsgeschwindigkeiten, den engsten Kurven und den meisten Lenkbewegungen. Top-Speed zählt hier wenig. Wer den meisten Abtrieb und die beste Traktion besitzt, kommt am schnellsten über die 3,340 Kilometer kurze Runde. Beim Anbremsen zeigen die Autos traditionell die Tendenz zum Untersteuern, was die Ingenieure durch viel Abtrieb an der Front auszugleichen versuchen.
 
Die vielen Bodenwellen auf den öffentlichen Straßen verlangen auch dem Fahrwerk alles ab. Mehr Bodenfreiheit und eine weichere Abstimmung helfen nicht nur dabei die Schläge abzufedern, es ist auch nützlich für eine gute Traktion aus den vielen langsamen Ecken. In Sachen Grip helfen auch die weichen Reifen der Marken soft und supersoft. Nach den Erfahrungen aus den Vorjahren dürfte Pirelli aber nicht viel zum Spektakel beitragen. Die Gummis halten auf den glatten Straßen traditionell ewig.

Technische Updates für den GP Monaco:

Normalerweise bringen die Teams für das langsamste aller Formel 1-Rennen ein spezielles Monaco-Kit. Doch in diesem Jahr wird es kaum auffallen, dass deutlich steilere Flügel zum Einsatz kommen. Wegen der Regelreform im Winter waren die Autos in Sachen Abtrieb auch in den ersten Rennen schon am Limit unterwegs. Selbst auf schnelleren Strecken wurden kleine Zusatzflügel, wie zum Beispiel den "Monkey Seat" im Heck, montiert. Man darf gespannt sein, ob die Ingenieure für Monaco noch die ein oder andere besondere Idee aus dem Hut zaubern können.

Die Favoriten:

Nach 5 Siegen in Folge reisen Hamilton und Rosberg natürlich auch mit der Favoritenrolle im Gepäck nach Monaco. Der Silberpfeil ist in sowohl in Sachen Abtrieb als auch in puncto Power ganz vorne dabei. Diese Kombination erwies sich diese Saison bisher als unschlagbar. Die Piloten gelten zudem als Monaco-Spezialisten. Vorjahressieger Rosberg ist in Monte Carlo aufgewachsen und kennt die engen Gassen noch vom täglichen Weg zur Schule. Auch Hamilton, Gewinner des GP Monaco 2008, lebt schon eine ganze Weile im Steuerparadies.

Wegen der besonderen Streckencharakteristik droht dem Silberpfeil-Duo in Monte Carlo allerdings mehr Gegenwehr als zuletzt. Ein kleiner Patzer im Qualifying reicht aus und schon kann man sich die Siegerehrung in der Fürstenloge abschminken. Vor allem Red Bull macht sich Hoffnungen auf ein Ende der Silberserie. Der RB10 ist das einzige Auto, das in Sachen Abtrieb mit dem Mercedes mithalten kann. Wenn Sebastian Vettel noch kleine Hoffnungen auf die Titelverteidigungen hat, muss er jetzt anfangen den Rückstand zu reduzieren.

Expertenmeinung: Paddy Lowe (Technik-Direktor Mercedes)

"In Monaco erwartet uns jedoch eine ganz andere Ausgangslage. Es ist ein schwieriges Event, sowohl mit Blick auf die Logistik als auch auf die Abläufe innerhalb des Teams. Zudem verlangt es auch den Fahrern viel ab. Es ist entscheidend, mit jeder Session mehr Schwung aufzunehmen. Die Streckencharakteristik verzeiht keine Fehler und kann dazu führen, dass selbst der kleinste Fehler im Hinblick auf das gesamte Rennwochenende erhebliche Folgen haben kann."
 
"Es ist wichtig, ab der ersten Runde am Donnerstag alles richtig hinzubekommen. Monaco ist eine Fahrerstrecke und Lewis sowie Nico sind beide in Top-Form. Aus diesem Grund erwarten wir einen spannenden Wettkampf. Die Strecke ist so einmalig, dass es schwierig ist, Vorhersagen zu treffen, welche Teams bei diesem Rennen stark sein werden. Wir erwarten sicherlich nicht, den gleichen Vorsprung zu haben wie zuletzt in Barcelona. Nichtsdestotrotz sind wir zuversichtlich, eine weitere gute Performance zeigen zu können."

So lief das Rennen im Vorjahr - GP Monaco 2013

Nico Rosberg hat mit seinem Sieg 2013 gezeigt, dass man in Monaco nicht unbedingt schnell sein muss um zu gewinnen. Aus Angst vor übermäßigem Reifenverschleiß hatte der Mercedes-Pilot im Vorjahr im Rennen einfach das Tempo gedrosselt. Nur in den Passagen, in denen überholt werden kann – Ausgangs Tunnel und vor der ersten Kurve – gab Rosberg Gas. Ein gewonnener Start und ein fehlerfreies Rennen reichten für den ersten Monaco-Sieg des Wahlmonegassen.
 
Dahinter wurde einiges an Action geboten. Adrian Sutil war mit einigen spektakulären Überholmanövern und Platz 5 der heimliche Star des Rennens. Für gute Unterhaltung sorgten auch einige Crashs, die zu insgesamt 3 Safety-Car-Phasen und einer zwischenzeitlichen Rennunterbrechung führten. Den heftigsten Einschlag erlebte Pastor Maldonado, der nach einer Kollision mit Max Chilton in der Tabak-Kurve heftig in die Bande krachte.

In unserer Fotogalerie zeigen wir Ihnen noch einmal die spektakulären Bilder vom GP Monaco 2013.