Vorschau GP Russland
Reißt Mercedes-Serie im Regen?

GP Russland 2021

Mercedes hat den Russland-Grand-Prix sieben Mal in Folge gewonnen. Durch die Startplatzstrafe für Max Verstappen spricht auch 2021 in Sotschi wieder alles für einen Erfolg des Weltmeisterteams. Wenn nur die unbeständige Wettervorhersage nicht wäre. Wir haben die letzten Infos in der Vorschau.

Lewis Hamilton - GP Belgien 2021
Foto: xpb

Die Formel-1-Fans konnten sich dieses Jahr wirklich nicht über zu wenig Spektakel beklagen. Mit den Siegen von Esteban Ocon in Budapest und Daniel Ricciardo in Monza gab es zuletzt zwei faustdicke Überraschungen. Die Wasserspiele in Spa und die Verstappen-Party in Zandvoort produzierten zumindest ungewöhnliche Bilder und jede Menge Schlagzeilen. Doch nun reist der Grand-Prix-Zirkus in den Olympischen Park nach Sotschi. Hier kamen Action-Freunde in den vergangenen Jahren nicht immer auf ihre Kosten.

Unsere Highlights

Schon die Siegerliste liest sich relativ eintönig. Seit der Aufnahme in den Rennkalender im Jahr 2014 hat Mercedes hier sieben Mal in Folge gewonnen. Vier Siegerpokale hat alleine Lewis Hamilton beigesteuert. Natürlich würde der Rennstall aus Brackley gerne seine weiße Weste behalten, bevor der Russland-Grand-Prix in der Saison 2023 nach Sankt Petersburg umzieht.

Nach der Kollision in Monza droht von Max Verstappen dieses Mal wohl keine Gefahr. Der WM-Spitzenreiter kassiert eine Startplatzstrafe, die ihn um drei Positionen zurückwirft. Und Sotschi ist nicht gerade als überholfreundliche Strecke bekannt. "Vielleicht geht ja direkt am Start etwas. Beim Sprint in die erste Kurve ist der Windschatten sehr hilfreich", gibt sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner optimistisch.

Ein zweiter Faktor, der Red Bull helfen könnte, ist das Wetter. An allen drei Tagen des Rennwochenende rechnen die Meteorolgen mit Schauern. Vor allem am Quali-Samstag läuft die Königsklasse Gefahr, richtig baden zu gehen. Hier drohen Überraschungen. Red Bull kann es sich leisten, etwas mehr Risiko einzugehen als sonst. Sollte Verstappen schon am Start keine Chance auf einen Spitzenplatz mehr haben, wird man eine Motorenstrafe in Kauf nehmen, die irgendwann in den letzten Rennen sowieso fällig gewesen wäre.

Strecke: Sochi Autodrom

Mit 5,848 Kilometern ist der Kurs im Olympischen Park nach Spa, Jeddah, Baku und Silverstone der fünftlängste im Kalender. Die Piloten passieren über 12 Rechts- und 6 Linkskurven diverse olympische Arenen, umrunden den Platz mit der großen Fackel und kommen auch am imposanten Olympiastadion vorbei, das im Sommer 2018 als Austragungsstätte für Spiele der Fußball-WM diente. Teilweise geht es über öffentliche Wege, weshalb das Grip-Niveau vor allem zu Beginn des Wochenendes stets zu wünschen übrig lässt.

Die Piloten kreiseln im Uhrzeigersinn. Dass trotzdem die rechte Seite des Nackens besonders belastet wird, liegt an der langgezogenen Omega-Kurve (Turn 3), die am Ausgang mit knapp 300 km/h durchfahren wird. Hier herrschen hohe Fliehkräfte über mehr als sechs Sekunden. Die letzten Rennen in Sotschi haben gezeigt, dass Überholen nicht einfach ist. Die besten Chancen zum Angriff ergeben sich mit DRS am Ende der Zielgeraden vor Kurve 2. Auf der Anfahrt werden Top-Speeds von 343 km/h erreicht.

Fast Facts zum GP Russland:

  • Streckenlänge: 5,848 km
  • Rundenzahl: 53
  • Renndistanz: 309,745 km
  • Rundenrekord (Rennen): 1.35,761 Min. (Lewis Hamilton, 2019)
  • Anzahl Kurven: 18 (12 rechts / 6 links)
  • Top-Speed: 332 km/h
  • Distanz Start bis erster Bremspunkt: 889,6 Meter
  • Länge Boxengasse: 414,2 Meter (Zeitverlust: ca. 21s)
  • DRS-Zonen: 2 (T1-2, T11-13)
  • Reifenverschleiß: niedrig
  • Reifensorten: C3, C4, C5
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent (4/5)
Pirelli-Infografik - GP Russland 2021
Pirelli
Pirelli bringt wie schon im Vorjahr die drei weichsten Sorten nach Sotschi. Das wird aber wohl auch nichts am traditionellen Einstopp-Rennen ändern.

Setup:

Die Autos sind mit dem Abtrieb wie auf allen Stadtkursen am oberen Limit unterwegs. Vor allem beim Frontflügel darf der Anstellwinkel nicht zu klein gewählt werden, um die Tendenz zum Untersteuern in den vielen 90-Grad-Kurven zu lindern. Obwohl der Asphalt topfeben ist, sollte die Federung vor allem auf der Hinterachse nicht ganz so hart und tief ausfallen, sonst leidet die Traktion. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bremsstabilität in den Stop-&-Go-Abschnitten.

Dem Reifenverschleiß müssen die Ingenieure dagegen keine große Beachtung schenken. Der glatte Asphalt und der Mangel an schnellen Kurven sorgen für eine sehr geringe Belastung der Gummis. Die niedrigen Temperaturen, die am kommenden Wochenende erwartet werden, führen eher zur Gefahr von Graining. Die Piloten kommen wie üblich nur ein Mal bei ihren Mechanikern zum Service vorbei. Da hilft es auch nichts, dass Pirelli die Kombination aus den drei weichsten Mischungen im Sortiment (C3-C5) eingepackt hat.

Technik-Updates:

Was Upgrades angeht, müssen sich die Technikfans auf einen ziemlich dürren Saisonendspurt einstellen. In den Fabriken sind die Weichen schon längst auf die Saison 2022 gestellt. Mehr als Kleinkram können wir zumindest bei der Aerodynamik nicht mehr erwarten. Nur Red Bull hat vielleicht das ein oder andere Neuteil im Köcher. Wir erwarten aber nichts, was das Kräfteverhältnis noch einmal auf den Kopf stellt.

Eine Veränderung gibt es beim Fahrerpersonal im Vergleich zu den letzten Rennen in Zandvoort und Monza. Kimi Räikkönen wird nach überstandener Corona-Infektion wieder mitmischen. Der Finne begibt sich damit auf seine Abschiedstournee. Wenn er die letzten acht Rennen des Jahres noch absolviert, kommt er auf die Runde Summe von 350 GP-Starts in der Königsklasse. Das ist Rekord.

Lewis Hamilton - GP Russland - Sotschi - Formel 1 - 2020
xpb
Lewis Hamilton musste sich 2020 in Sotschi mit Rang drei begnügen, weil er eine Zehn-Sekunden-Strafe kassiert hatte.

Favoriten:

Wer in Russland gegen Mercedes wettete, konnte bisher nur verlieren. Sieben Mal war die Formel 1 hier zu Gast. Sieben Mal stand am Ende ein Silberpfeil-Pilot ganz oben auf dem Podium. Und auch 2021 wird sich daran wohl nichts ändern. Die Strecke mit ihren 77 Prozent Vollgasanteil und den vielen rechtwinkligen Kurven dürfte dem W12 besonders gut schmecken.

Im Red-Bull-Lager hatte man sich schon vor der Strafe gegen Max Verstappen auf Schadensbegrenzung in Sotschi eingestellt. Die Rückversetzung verschlechtert die Ausgangssituation noch etwas mehr. Wenn das Wetter nicht ganz verrückt spielt und sich Mercedes keine groben Schnitzer leistet, sollte Lewis Hamilton nach dem kommenden Wochenende wieder die Führung in der Gesamtwertung einnehmen.

Im Kampf der direkten Verfolger sehen wir wieder McLaren vorne. In Sotschi ist Power gefragt. Allerdings dürfte Ferrari deutlich näher dran sein als beim Italien-Heimspiel, weil neben einem guten Motor auch viel Abtrieb verlangt wird. Die Monza-Doppelsieger Daniel Ricciardo und Lando Norris müssen wohl wieder kleinere Brötchen backen. Im hinteren Mittelfeld sehen wir Chancen für Aston Martin. Die vielen rechtwinkligen Kurven erinnern etwas an Baku, wo Sebastian Vettel und Lance Stroll Anfang Juni überraschend gut unterwegs waren.

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Russland 2020:

Die Entscheidung im Kampf um den Sieg fiel 2020 in Sotschi schon vor dem Anpfiff. Lewis Hamilton hatte die eigentlich für die Startübungen vorgesehene Position am Ende der Boxengasse verlassen, weil dort zu viel Gummi lag. Er rollte stattdessen ans Ende des Boxenausgangs, um bei repräsentativeren Bedingungen das Losfahren zu üben. Die Schiedsrichter sahen das als gefährliche Fahrweise an und brummten dem späteren Weltmeister fünf Strafsekunden auf. Weil Hamilton das Vergehen gleich zwei Mal beging, mussten die Mechaniker beim Boxenstopp in Runde 16 insgesamt zehn Sekunden warten, bis der Reifenwechsel beginnen konnte.

Auf der Strecke hatte Hamilton eigentlich alles im Griff. Der Brite setzte sich am Start kompromisslos gegen Verfolger Bottas durch, der aus dem Windschatten in Kurve zwei einen Angriff gewagt hatte. Doch nachdem klar war, dass Hamilton die erwähnte Strafe kassiert, verzichtete die Nummer zwei auf weitere Attacken. Verstappen blieb der einzige echte Gegner von Bottas. Doch der Red Bull konnte das Mercedes-Tempo nie richtig mitgehen. Weil der RB16 zudem einen höheren Reifenverschleiß hatte, führte auch über die Strategie kein Weg zum Sieg.

Für Action-Fans hatte vor allem die wilde Startphase etwas zu bieten. Carlos Sainz war mit seinem McLaren spektakulär an der Begrenzung des Notausgangs in Kurve 2 hängengeblieben. Lando Norris im Schwesterauto rollte über die Trümmerteile des Teamkollegen, musste früh an die Box abbiegen, und fiel aus den Punkten. Neben Sainz musste auch noch ein zweiter Pilot in der Startrunde aufgeben. Lance Stroll wurde von Charles Leclerc in Kurve vier unsanft in die Bande geschickt. Die FIA-Kommissare verzichteten aus unverständlichen Gründen auf eine Strafe.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Szenen des GP Russland aus dem Vorjahr.

Zeitplan GP Russland 2021

Session

Termin (MEZ)

Training 1

Freitag, 24. September - 10.30 Uhr

Training 2

Freitag, 24. September - 14.00 Uhr

Training 3

Samstag, 25. September - 11.00 Uhr

Qualifikation

Samstag, 25. September - 14.00 Uhr

Rennen

Sonntag, 26. September - 14.00 Uhr