Williams ohne Ersatz-Monocoque
Albon bekommt das Sargeant-Auto

GP Australien 2024

Alexander Albon hat Williams mit seinem Crash in Kurve 8 in eine schwierige Lage gebracht. Das Monocoque wurde so schwer beschädigt, dass es an der Strecke nicht repariert werden kann. Das Team traf die schwierige Entscheidung, den Renner von Logan Sargeant an Albon zu übergeben. Die Punktechancen des Londoners sind laut James Vowles höher.

Alex Albon - Williams - GP Australien 2024
Foto: Williams

Es war ein heftiger Crash in den Kurven 7 und 8 des Albert Park Circuit. Alexander Albon kam beim Beschleunigen ausgangs Kurve 6 auf einen der gefürchteten Sausage-Kerbs, was seinen Williams mit rund 250 km/h in die Mauer auf der rechten Seite der Strecke schickte. Nach dem Aufprall in die Bande schoss das blaue Auto wie eine Billardkugel auf die gegenüberliegende Seite und traf dort noch einmal die Betonwand.

Die Schäden am Auto waren immens. Die rechte Vorderradaufhängung schlug ein Loch in das Monocoque. Aufhängungen, Verkleidungsteile, Motor und Getriebe sind ebenfalls Abschreibeposten. Das drückt nicht nur auf das Budget, es bedeutet auch, dass Samstag und Sonntag nur ein Williams am Start steht. Williams hat bis jetzt nur zwei Chassis-Röhren produziert. Die dritte wird in der Fabrik gerade für den Einsatz beim nächsten Rennen in Suzuka vorbereitet.

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Alex Albon - Williams - GP Australien 2024
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Die Hoffnung, dass das Monocoque an der Strecke repariert werden kann, erfüllte sich nicht.

Reparatur an der Strecke nicht möglich

Im zweiten Training fuhr Williams nur mit halber Kraft. Albon schaute zu. Logan Sargeant hatte die Aufgabe, den Ingenieuren zu zeigen, was auf dieser Rennstrecke möglich sein könnte. In der Zwischenzeit prüfte eine Eingreiftruppe, ob das Unfall-Monocoque in einer Nachtschicht zu reparieren ist. "Wenn es klappt, wäre es ein Riesen-Job", gab sich Teamchef James Vowles von Beginn an skeptisch.

Mittlerweile ist klar, dass eine Reparatur an der Strecke nicht möglich ist. Das Monocoque geht am Samstag per Luftfracht direkt zurück in die Fabrik nach England. Dort hat man andere Mittel zur Verfügung, um die Carbon-Röhre vielleicht noch einmal für die kommenden Rennwochenenden einsatzbereit zu machen.

Damit wurde offiziell, dass im restlichen Melbourne-Wochenende nur noch ein Williams-Pilot ins Geschehen eingreift. Logan Sargeant bekam zunächst die Chance, sich im FP2 mit Rundenzeiten und Longruns als Punktekandidat zu beweisen. "Wir ziehen alle Optionen in Erwägung", antwortete der Teamchef auf die Frage, ob Albon dann das Sargeant-Auto übernimmt.

Logan Sargeant & Alex Albon - Williams - GP Australien 2024
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Logan Sargeants Wochenende am Steuer endete bereits am Freitag. Albon bedankt sich bei dem "Teamplayer von Tag eins."

Albon als größere Punktehoffnung

Seit dem Abend ist nun klar, dass Sargeant für Albons Fehler büßen muss. Mit den Konsequenzen des Crashs bezahlt Williams jetzt dafür, dass die Entwicklung des FW46 bis zum letztmöglichen Moment hinausgezögert wurde. Damit verspätete sich auch die Fertigstellung der Monocoque-Röhren.

Chassis Nummer 3 sollte eigentlich rechtzeitig für Melbourne fertig werden, hat es dann aber doch nicht geschafft. "Es war eine bewusste Entscheidung, das Maximum aus dem Auto herauszuholen. Wir wussten, dass wir dafür bei einem großen Unfall bezahlen würden. Bei der Risikoabwägung haben wir dieses Opfer eingerechnet", so Vowles.

Der Teamboss ging angesichts der harten Entscheidung mit sich selbst ins Gericht: "In der modernen Formel 1 ist es inakzeptabel, keinen Ersatz zu haben." Trotzdem seien die Prozesse im Hintergrund, die dazugeführt haben, elementar für die Zukunft des gesamten Rennstalls. Albon zeigte sich demütig und bedankte sich für eine Entscheidung, die kein Fahrer mitmachen wolle. Sein amerikanischer Kollege fasste sich kurz: "Das ist der härteste Moment meiner Karriere und ist garantiert nicht leicht. Ich werde das Team voll unterstützen, damit wir das Meiste herausholen."

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - Melbourne - GP Australien - 22. März 2024
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Auch andere Mannschaften hadern mit der schwierigen Ersatzteillage. Aston Martin verlor einen neuen Unterboden nach einem Kiesbett-Ritt von Fernando Alonso.

Teile-Nöte bei der Konkurrenz

Nicht nur Williams ist davon betroffen, dass zu Saisonbeginn Ersatzteile knapp sind. Fernando Alonsos Aston Martin wurde nach einem Ritt des Piloten durch das Kiesbett auf einen alten Unterboden zurückgerüstet, weil das neue Exemplar zu stark beschädigt war.

Max Verstappen musste im zweiten Training 22 Minuten in der Garage warten. Er bezahlte ebenfalls für einen Ritt über die Randsteine in der ersten Session. Neben dem Unterboden waren hier auch die Befestigungspunkte am Red-Bull-Chassis beschädigt. Bei Red Bull will man nun versuchen, den Unterboden über Nacht wieder einsatzbereit zu machen.

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