Zerstörung bei Williams
Jetzt geht es an die Lagerbestände

GP Japan 2023

Suzuka war kein gutes Wochenende für Williams. Keine Punkte, dafür viel zerstörtes Material. Je mehr kaputtgeht, desto häufiger muss das Lager geplündert werden. Das kann Auswirkungen auf die Entwicklung für 2024 haben.

Logan Sargeant - Williams - Formel 1 - GP Japan - 23. September 2023
Foto: ams

Suzuka war ein Rennen, bei dem Williams punkten wollte. Das flüssige Layout mit seinen schnellen Kurven und zwei langen Geraden passt zu den Qualitäten des FW45. Doch statt Punkten lieferten Logan Sargeant und Alexander Albon hauptsächlich Schrott ab.

Sargeants Unfall im Q1 war ein Totalschaden. Einsatzleiter Dave Robson fiel es schwer, ein Teil zu nennen, das nicht beschädigt war. Die Mechaniker mussten das Chassis tauschen, Motor und Getriebe, Flügel hinten und vorne, den Unterboden, die Aufhängungen und den Seitenkasten auf der linken Seite.

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Rennen kostete Frontflügel und Unterböden

Im Rennen fingen sich die Fahrer Treffer von anderen Autos ein. Albon wurde beim Start von Valtteri Bottas nach links gedrückt, der sich im Clinch mit Esteban Ocon befand, bis ihm der Platz ausging. Dann machte der Williams einen Luftsprung über das linke Vorderrad des Sauber. Albon gab sich selbst die Schuld: "Ich habe mich durch meinen schlechten Start erst in diese unglückliche Lage gebracht."

Sargeant hatte fünf Runden später ebenfalls eine Begegnung mit dem Finnen. Der Rookie rutschte kurz nach dem Re-Start nach einem Verbremser in der Haarnadel in den Sauber, übernahm zwar die Verantwortung dafür, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass Bottas eine Mitschuld traf: "Valtteri muss mich nicht gesehen haben, als er in die Kurve reinzog."

Nach 26 Runden standen beide Williams mit schweren Verwundungen in der Box. Robsons Schadensreport: "Bei beiden Autos mussten die Frontflügel getauscht werden. Beide hatte Beschädigungen am Unterboden. Der wurde im Verlauf des Rennens so schwer, dass wir beide Autos zurückziehen mussten."

Start - Formel 1 - GP Japan 2023
Red Bull

Am Start wird Alex Albon von Bottas auf die Hörner genommen.

Auswärts produzieren zu teuer

Die lange Schadensliste verschärft die Materialnot im Team. Immerhin sind noch sechs Rennwochenenden zu überstehen. "Wir verbrauchen jetzt Teile, die schon fabriziert wurden. Das kann beim einen oder anderen Teil dazu führen, dass wir auf alte Spezifikationen zurückgreifen müssen", ergänzt Robson. Frontflügel sind besonders kritisch.

Der erste Mann an der Front sieht die Teileversorgung aber nur als zweitgrößtes Problem. "Schwieriger ist die Logistik und die Fracht, wie wir Ersatzteile auf unserer Übersee-Tournée an die einzelnen Rennstrecken bringen."

Teamchef James Vowles erklärt die Ersatzteillage im Detail. "Unsere Produktionsanlagen sind auf dem Stand vor 20 Jahren. Zurzeit haben wir nur zwei Autoklaven für Kohlefaserteile laufen. Um den Bestand der Teile der neuesten Spezifikation aufzufrischen, müssten wir Aufträge außer Haus geben. Das kostet Zeit und dreimal so viel Geld. Ich will das Geld aber lieber in die Autos für 2024 und 2025 stecken. Deshalb tragen wir alte Lagerbestände ab, wenn uns Unfallschäden dazu zwingen."

Valtteri Bottas - Formel 1 - GP Japan 2023
xpb

In der Haarnadel rutscht Sargeant in den Alfa von Bottas.

Sargeant bekommt Zeit bis Abu Dhabi

Obwohl Sargeant im Verlauf der Saison nun schon vier schwere und drei leichte Unfälle abgeliefert hat, will Vowles dem Amerikaner bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi eine Chance geben, sich zu bewähren. "Das hat Logan verdient. Es ist sein erstes Jahr in der Formel 1. Andere hatten zwei Jahre und auch in der zweiten Saison noch Unfälle gebaut. Die Formel 1 ist für Rookies ein schwieriges Geschäft. Du kannst dich kaum auf sie vorbereiten, musst im Fronteinsatz lernen."

Ärgerlich, so Vowles, war, dass Sargeant ausgerechnet in Suzuka Anzeichen von Besserung zeigte. "Er hat die drei Trainingssitzungen abgeliefert, wie ich es mir von ihm wünsche. In seiner Q1-Runde war er bis zum Zeitpunkt des Unfalls fast exakt gleich schnell wie Alex. Das zeigt, dass er den Speed hat." 300 Meter vor der Ziellinie schlug der Williams in die Reifenstapel ein.

Das Ziel des Rennstalls aus Grove liegt auf der Hand. Der siebte Platz muss unter allen Umständen verteidigt werden. "Wenn Perez uns in Singapur nicht abgeschossen hätte, würde ich ruhiger schlafen. Das hat Alex vier Punkte gekostet", bedauert Vowles.

Die größten Sorgen machen dem ehemaligen Chefstrategen von Mercedes die Alpha Tauri, auch wenn das Team aus Faenza noch 16 Zähler zurückliegt: "Die haben unheimliche Fortschritte gemacht." Trotz der Nullrunde war Suzuka für Williams ein Erfolg. Keiner der direkten Gegner hat Punkte geholt. Und es ist wieder ein Rennen weniger. Vom Restprogramm setzen Vowles und Robson auf Katar und Las Vegas. "Die Strecken müssten unserem Auto liegen."