Beide Williams in Startreihe drei
Ein Auto für Kälte und lange Geraden

Alex Albon und Logan Sargeant parken ihre Autos beim Las-Vegas-Grand-Prix auf den Startplätzen fünf und sechs. Das riecht nach fetten Punkten. Mit dem schnellen Stadtkurs im Zockerparadies fand der FW45 sein ideales Jagdrevier.

Logan Sargeant - Williams - GP Las Vegas 2023
Foto: Williams

Schon seit Wochen fieberte Williams auf die Eröffnung des Las Vegas Strip Circuits hin. Den Großteil seiner Punkte hatte das Traditionsteam aus Grove dieses Jahr auf Highspeed-Strecken wie Montreal, Silverstone und Monza gesammelt. In Las Vegas durften endlich wieder die flachen Flügel aufgeschnallt werden. Das versprach erneut eine gute Ausbeute.

Doch der Quali-Samstag begann für den Siebten in der Teamwertung nicht ideal. Im dritten Training bezog Alex Albon die Bande hinter Kurve 5 in seine Ideallinie mit ein. Dabei wurden die beiden Aufhängungen auf der linken Fahrzeugseite beschädigt. Sie mussten in der Pause zum Qualifying gewechselt werden. Erst kurz vor dem Anpfiff des Einzelzeitfahrens war die Reparatur abgeschlossen.

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Albon bedankte sich für den schnellen Service mit einer Glanzleistung. Der Thailänder drehte im entscheidenden Q3 die sechstschnellste Runde, die sich dank einer Strafe für Carlos Sainz noch in den fünften Startplatz verwandelte. Logan Sargeant profitierte ebenfalls von der Sainz-Strafe. Der US-Amerikaner blieb ausnahmsweise nicht weit hinter seinem Teamkollegen zurück und sicherte sich den zweiten Platz in Startreihe drei.

Logan Sargeant - Williams - GP Las Vegas 2023
Williams

Williams zeigte sich auf dem schnellen Stadtkurs von Las Vegas wie erwartet stark.

Reifen im richtigen Fenster

"Es war vor dem Wochenende unser Traum, beide Autos in die Top Ten zu bekommen. Das haben wir im Qualifying am Ende relativ locker geschafft", freute sich Teamchef James Vowles. Der Ingenieur wusste schon vorher, dass man in Vegas wieder stärker auftrumpfen sollte, als zuletzt. Die Strecke und die Bedingungen passen perfekt zu den Stärken und Schwächen des FW45.

"Wir hatten diese Saison häufig Probleme mit überhitzenden Hinterreifen. Bei 14°C hier in Las Vegas waren sie genau richtig temperiert. Auf neuen Kursen ist es nicht so einfach, das Setup zu treffen. Unser Team hat hier einen tollen Job erledigt, damit die Reifen im richtigen Fenster bleiben. Ich befürchte aber, dass wir morgen im Rennen nicht ganz so stark aussehen werden", so Vowles.

Besonders freute sich das Rennstall-Oberhaupt für Logan Sargeant. Der Rookie konnte nach vielen schwierigen Momenten in diesem Jahr endlich mal glänzen: "Für Logan war es wichtig, dass Las Vegas für alle Fahrer eine neue Strecke ist. Alle mussten auf dem gleichen Level anfangen. Er hat in den vergangenen Wochen hart gearbeitet und wurde immer besser. Heute hat er sich keinen Fehler geleistet", lobte der Boss seinen Schützling.

Logan Sargeant - Williams - GP Las Vegas 2023
Williams

Logan Sargeant präsentierte sich im Qualifying fehlerlos. Lohn war der beste Startplatz seiner Karriere.

Geduld mit Sargeant zahlt sich aus

Noch immer ist nicht bestätigt, dass der Lokalmatador 2024 an Bord bleibt. Doch bisher hat Vowles immer Geduld bewiesen und den Rookie auch nach schlechten Leistungen in Schutz genommen. "Unsere Aufgabe ist es, Fahrer so gut wie möglich zu unterstützen. Logan hatte vor der Saison nur anderthalb Testtage zur Vorbereitung. In der Formel 1 brauchen Neulinge aber Zeit. Jetzt können wir langsam die Früchte unserer Arbeit mit ihm einfahren."

Dabei hilft Sargeant auch die Unterstützung von Garagennachbar Albon: "Normalerweise ist der Teamkollege immer der erste Gegner. Aber Alex denkt nicht so. Er will, dass auch Logan Erfolg hat, damit das Team mit zwei guten Fahrern nach vorne kommt. Es ist eine sehr offene und ehrliche Fahrerbeziehung. Das ist natürlich eine große Hilfe."

Sargeant selbst war die Erleichterung nach der Fahrt auf den besten Startplatz seiner Formel-1-Karriere anzumerken: "Ich freue mich einfach, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat und ich endlich das ganze Potenzial aus dem Auto rausholen konnte. Wir befinden uns am Ende der Saison. Da bedeutet jedes Qualifying enormen Druck. Dieses Ergebnis nimmt viel Gewicht von meinen Schultern."

Alex Albon - GP Las Vegas 2023
xpb

Alex Albon gibt sich offen gegenüber Sargeant und hilft dem Teamkollegen bei der Entwicklung.

Williams will die Gegner nerven

Im Rennen will Sargeant vor allem die Top-Speed-Stärke des FW45 ausnutzen, um maximale WM-Punkte einzufahren: "Wir sind sehr schnell auf den Geraden. Wir haben ein Auto, mit dem wir die anderen richtig nerven können. Das müssen wir zu unserem Vorteil nutzen. Ich hoffe natürlich, dass es morgen so weitergeht. Wir wollen nicht nur verteidigen, sondern auch attackieren."

Teamkollege Albon gab zu, dass es zu Beginn des Wochenendes noch nicht optimal lief: "Im Training hatte ich ein Problem mit den Bremsen. Und hier auf dieser Strecke geht es praktisch nur um das Bremsen. Wir haben viel daran gearbeitet. Selbst im Qualifying haben wir noch Feintuning betrieben."

Auch die körnenden Reifen machten den Ingenieuren am Vortag Sorgen: "Wir mussten im Training ziemlich mit dem Graining kämpfen. Dann haben wir über Nacht das Setup umgebaut. Das hat uns im Qualifying sicher nicht geholfen. Aber es zahlt sich hoffentlich im Rennen aus. Von unseren Startplätzen müssen wir den Job nun erfolgreich beenden."

Logan Sargeant & Alex Albon - Williams - GP Las Vegas 2023
xpb

Schon in Austin konnten beide Williams in die Punkte fahren. Gibt es auch in Las Vegas doppelte Zähler?

Extra-Druck wegen starker Pace

Genau wie Vowles sieht auch Albon den Grund für die gute Vegas-Pace in den kühlen Temperaturen: "Im Sommer gab es viele heiße Rennen. Da wurden wir immer langsamer. Nur in der Kälte und dem Regen von Zandvoort lief es gut. Wir wussten, dass die Bedingungen hier für uns passen sollten. So ein Hype ist aber auch etwas beängstigend und bringt ein bisschen Druck mit sich. Deshalb bin ich froh, wie gut es gelaufen ist."

Vowles hatte sich von Las Vegas nicht nur sportlichen Erfolg versprochen. Der ehemalige Strategiechef von Mercedes betont, wie wichtig das Wochenende auch aus kommerzieller Sicht ist: "Ich habe mich schon das ganze Jahr auf dieses Rennen gefreut. Alle unsere Partner sind hier vor Ort. Es ist einfach ein tolles Event, das man hier auf die Beine gestellt hat. Natürlich hatten wir gestern einen schwierigen Start. Aber wie ich schon gesagt habe: Man sollte das Wochenende erst nach der Zieldurchfahrt am Samstag oder Sonntag beurteilen."