24h-Rennen Nürburgring 2020 - Top-Qualifying
Mercedes-Pole dank Maro Engel

Mercedes und BMW sind die großen Gewinner des Einzelzeitfahrens. AMG-Pilot Maro Engel errang auf einer halbnassen Nordschleife die Pole-Position für das 24h-Rennen. Neben dem AMG GT3 von HRT startet der Octane-Ferrari 488 GT3 Evo aus der ersten Startreihe.

Mercedes-AMG GT3 Evo - Mercedes-AMG Team HRT - Startnummer 4 - 24h Rennen Nürburgring - Nürburgring-Nordschleife - 25. September 2020
Foto: Stefan Baldauf

An Rekorde war an diesem Freitagabend nicht zu denken. Dafür war die Nürburgring-Nordschleife noch zu nass. Deshalb verfehlte Maro Engel seine Bestmarke aus dem Vorjahr um rund 47 Sekunden. Trotzdem jubelte der Wahl-Monegasse. Als einziger Fahrer umrundete Engel bei einsetzender Dunkelheit den 25,378 Kilometer langen Kurs in einer Rundenzeit von unter neun Minuten.

Der 35-Jährige war nicht zu bremsen. Schon die erste fliegende Runde im Einzelzeitfahren hätte für ihn zur Pole-Position gereicht. Im zweiten Anlauf besserte Engel auf den Michelin-Regenreifen um fast vier Sekunden nach und schraubte die Bestmarke auf 8:57.884 Minuten. Dem erstem Verfolger schenkte der Mercedes-Fahrer fast fünf Sekunden ein.

Unsere Highlights

"Das Team hat mir ein super Auto hingestellt. Es war trotzdem ziemlich hart mit den wechselnden Bedingungen. Mal nass, mal trocken. Ich denke, es war ein kleiner Vorteil für uns, schon im ersten Quali-Teil dabei gewesen zu sein. Wir wussten, dass wir Regenreifen aufziehen müssen. Slicks waren ein zu großes Risiko. Da konnte zu viel schiefgehen", kommentierte Engel seine zweite Pole-Position in Serie für das 24h-Rennen Nürburgring.

Ferrari 488 GT3 - Octane 126 - Startnummer #26 - 24h-Rennen - Nürburgring - Nordschleife - Donnerstag - 24. September 2020
Stefan Baldauf
Der Octane-Ferrari geht vom zweiten Platz ins 24h-Rennen.

Ferrari überrascht auf Platz zwei

Vier Fahrer pokerten bei Mischverhältnissen im zweiten Qualifikations-Durchgang und ließen Slickreifen aufziehen – mit gemischtem Erfolg. Christian Krognes zog auf geschlitzten Trockenreifen durch. Ihm gelang im Walkenhorst-BMW M6 GT3 mit der Startnummer 101 die neuntschnellste Rundenzeit. Christopher Mies, der für Land-Audi startet, fiel hingegen auf die Nase und blies das Unterfangen auf Slickreifen ab. Auch einen weiteren Versuch auf Regenreifen brach er ab. Dennis Olsen scheiterte an einem Defekt auf dem Weg zur schnellen Runde. Augusto Farfus lenkte seinen BMW nach der Aufwärmrunde in die Box, um sich doch profilierte Reifen abzuholen. Der Tausch lohnte sich für den Brasilianer, der auf dem sechsten Platz landete.

Ohnehin war es ein guter Tag für BMW. Der Münchner Autobauer brachte vier werksunterstützte M6 GT3 auf die ersten zehn Startplätze. Nur Mercedes war mit fünf Autos erfolgreicher. Eine kleine Überraschung gelang Luca Ludwig am Steuer des Octane-Ferrari 488 GT3 Evo mit dem zweiten Platz. Das italienische Auto rollt auf Goodyear-Reifen. "Es war eine super Runde. Wir haben uns für den Intermediate-Reifen entschieden. In den trockenen Abschnitten konnte ich damit sogar Sektorbestzeiten fahren. Leider habe ich im Nassen verloren."

Dahinter folgten zwei weitere Mercedes von GetSpeed mit Raffaele Marciello (#9) und Daniel Juncadella (#22), der für 10Q Racing Team an den Start geht. Der schnellste BMW kommt von Rowe Racing (#99). Nick Yelloly quetschte seinen M6 GT3 wie Juncadella bereits in der ersten fliegenden Runde voll aus und nahm danach Tempo heraus. Es reichte für den fünften Gesamtrang.

Die sechste Position belegte Farfus im Schnitzer-BMW (#42) vor Matthieu Vaxiviere im GetSpeed-AMG mit der Startnummer 8. Die Top 10 komplettierten Marco Wittmann (#98 Rowe-BMW), Krognes (#101 Walkenhorst-BMW) und Maxime Soulet (#10 GetSpeed-Mercedes).

Audi R8 LMS GT3 - Audi Sport Team Land - Startnummer  29 - 24h Rennen Nürburgring - Nürburgring-Nordschleife - 25. September 2020
Stefan Baldauf
Für Audi und Porsche lief im Top-Qualifying wenig zusammen.

Premiere für neues Quali-Format

Erstmals erlebten die wenigen Zuschauer auf den Tribünen der GP-Strecke das neue Qualifikations-Format, das zwar weiter Top-Qualifying heißt, seit diesem Jahr allerdings in zwei Abschnitte unterteilt ist – ein bisschen wie in der Motorrad-WM MotoGP.

In TQ1 stritten sich 19 Fahrer um einen der vier Plätze für den Aufstieg in TQ2. Alle hatten dafür zwei schnelle Runden. Nach einigen Regenschauern über den Tag hinweg zeichnete sich nur in manchen Passagen, vor allem im zweiten Teil der Rennstrecke, eine leicht trockene Linie ab. Die Überzahl erschien jedoch noch relativ nass, weshalb keiner sich auf Slicks rauswagte. Ein einsetzender Schauer inmitten der ersten fliegenden Runde im Streckenabschnitt Pflanzgarten würzte den ersten Quali-Teil zusätzlich. Sonne auf der einen Seite, Regen auf der anderen: typisch Nordschleife.

Die schnellsten drei Piloten in TQ1 fuhren in einer eigenen Liga. Sie legten acht Sekunden zwischen sich und die Konkurrenz. Engel erzielte in 9:18.553 Minuten die schnellste Rundenzeit im HRT-Mercedes-AMG GT3 (#4) und schoss sich bereits für die spätere Pole-Runde ein. Mit Daniel Juncadella schaffte es ein zweiter Mercedes-Pilot in den zweiten Qualifikationsteil. Der Spanier legte in der zweiten schnellen Runde um rund sechs Sekunden zu und näherte Engel bis auf 0,462 Sekunden. Dazwischen quetschte sich Dennis Olsen im KCMG-Porsche 911 GT3 R mit der Startnummer 18. Der 24-jährige Norweger büßte im ersten Teil nur 0,238 Sekunden ein.

Porsche profitierte am Freitag von einer Anpassung der Balance of Performance, die es den Mechanikern erlaubt, zehn Kilogramm Gewicht auszuladen. Engel, Olsen und Juncadella trennte im TQ1 keine halbe Sekunde, trotz der widrigen Verhältnisse, trotz einer Streckenlänge von 25,378 Kilometer und fast 90 Kurven. Den letzten Platz für das TQ2 ergatterte Frank Stippler im Phoenix-Audi mit der Startnummer 5. Der Routinier lag bereits mehr als acht Sekunden zurück.