Abt mit Audi in der DTM
Noch viele Fragen offen

Die DTM fährt ab dem kommenden Jahr nicht mehr als Tourenwagen-, sondern als GT-Serie. Das erste bekannte Team, das diese Zäsur mitträgt, ist in Form des Abt-Rennstalls gefunden. Darüber hinaus gibt es aber noch viele Fragezeichen.

Audi R8 LMS GT3 - Rennwagen
Foto: Audi

Damit wären es dann drei. Drei Teams, die sich zur neuen GT3-DTM für die Saison 2021 bekannt haben. Das erste heißt GruppeM Racing, wird finanziert von Kenny Chen, einem Immobilienmogul aus Hongkong, und setzt auf einen Mercedes-AMG. Das zweite hat einen ebenso gesunden finanziellen Background und hört auf den Namen 2 Seas Motorsport – gegründet Ende 2019 und geführt vom 21-jährigen Isa Al-Khalifa, einem Enkel des bahrainischen Königs, sowie dem 27-jährigen Briten Nick Cristofaro. Diese Truppe kommt aus der Britischen GT-Meisterschaft und setzt wie dort auf zwei McLaren 720S GT3.

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Mit dem Abt-Team ist nun auch eine bekannte Größe der bisherigen DTM mit dabei. Seit 2000 sind die Kemptener in der DTM vertreten, vier Jahre lang als erfolgreiches Privatteam, seit 2004 als eine von zuletzt drei Audi-Werksmannschaften. Dass sich ein oder mehrere Audi-Teams finden würden, war klar, denn Audi Sport hatte bereits früh zugesagt, eine GT3-DTM mit vier Autos zu unterstützen. Mit Abt ist also nun das Einsatzteam für zwei Autos gefunden. Während die Teams Rosberg und Phoenix Racing bereits Kehraus in Sachen DTM machen, wird das belgische W Racing Team (WRT) als zweites DTM-Team von Audi gehandelt. Die hatten zuletzt drei private Audi in der DTM eingesetzt.

Mercedes-AMG GT3 - GruppeM Racing
Macau Grand Prix
GruppeM Racing setzt in der DTM den Mercedes-AMG GT3 ein.

Berger kappt Verbindungen

Dass man eine Woche vor Heiligabend und fünfeinhalb Monate vor dem Saisonstart bereits fünf bzw. mit den weiteren zwei Audi sieben Fahrzeuge sicher hat, ist ein gutes Signal nach außen. Allerdings wird es wohl schwierig, die von DTM-Boss Gerhard Berger avisierte Kundschaft tatsächlich zu aktivieren. Für GruppeM und 2 Seas ist die DTM eine Spielwiese für die reichen Besitzer, auch wenn die Cockpits hochkarätig besetzt werden dürften. Schließlich wollen die Kundensportabteilungen ihre Produkte ganz vorne sehen. Der Abt-Einsatz ist subventioniert und wird wahrscheinlich mit bekannten Werksfahrern garniert. Ein GT3-Team, das sich in der nun günstigeren DTM rein über eigene Sponsoren und die seiner Fahrer tragen muss (und kann), ist noch nicht in Sicht.

Auch an anderer Stelle gilt es noch nachzubessern. Parallel zum Wechsel im technischen Reglement hat man auch sämtliche Verbindungen zum Deutschen Motorsport Bund (DMSB) sowie ADAC endgültig gekappt. Berger stieß die enge Verbindung der beiden Parteien schon länger auf, als das ADAC GT Masters nun auch noch für 2021 das Prädikat der Internationalen Deutschen GT-Meisterschaft vom DMSB verliehen bekam, war endgültig Schluss. Die Rennleitung rund um Sven Stoppe wurde entlassen und fand kurz darauf beim Automobil-Weltverband FIA sofort neue Jobs.

McLaren 720S GT3 - 2 Seas Motorsport
British GT
2 Seas Motorsport kommt mit dem McLaren 720S GT3 aus der britischen GT-Meisterschaft in die DTM.

Der im Vergleich dazu kleine Automobilclub von Deutschland (AvD), der ab 2021 als sportlicher Ausrichter der DTM fungiert, muss diese Lücke erst einmal füllen. Brisant auch: DMSW-Geschäftsführer Christian Schacht und der scheidende ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk sitzen in jenem FIA-Gremium, das über einige Dinge entscheidet, die auch die DTM betreffen – wie etwa den Kalender.

Auch dieser ist übrigens noch eine Baustelle. Denn der Norisring steht wie selbstverständlich im DTM-Fahrplan für 2021. Der ausrichtende Motorsport Club Nürnberg (MCN) ist aber ein ADAC-Ortsclub. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser beim eigenen Jahres-Highlight den AvD-Leuten ohne Weiteres das Feld überlässt. Es muss also weiterhin Gespräche zwischen Berger und dem ADAC – der rund 85 Prozent des deutschen Motorsports organisiert – geben. Und auch am DMSB wird man als zuständige nationale Sportbehörde (ASN) wohl in Zukunft nicht vorbeikommen. Es bleibt zu hoffen, dass der DTM-Neustart mit all seinen Begleiterscheinungen nicht zu nachhaltigem Schaden in der deutschen Motorsportlandschaft führt.

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