Auktion Porsche 908/02
Le-Mans-„Flunder“ vor riesigem Preissprung

Das US-amerikanische Auktionshaus Broad Arrow versteigert Ende April einen Porsche 908/02 mit einzigartiger Geschichte. Chassis 005 gewann zwar im Gegensatz zu seinen Modell-Brüdern nie ein großes Rennen, wurde aber in Le Mans gleich doppelt unsterblich. Sein Schätzpreis liegt dementsprechend hoch.

Auktion 1969 Porsche 908/02 Langheck Flunder Spyder - Le Mans 1970
Foto: Air Water

Für amerikanische Porsche-Fans ist Weihnachten bereits am 27. April. Im kalifornischen Costa Mesa feiert an diesem Samstag das Festival "Air Water" luft- und wassergekühlte Porsche aller Ären. Bei dem Event handelt sich um einen Ableger der "Luftgekühlt"-Partys, die der Porsche-Werksfahrer Patrick Long 2014 ins Leben gerufen hat. Ein Highlight wird dabei eine markentreue Auktion sein, deren Herzstück zu Recht einen Legendenstatus genießt – wenn auch auf untypische Weise.

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Der Porsche 908 gehört zu einer ikonischen Ahnenreihe von Zuffenhausener Sport-Prototypen der 1960er- und 1970er-Jahre. Als "kleiner Bruder" des Porsche 917 kam er meist dann zum Zug, wenn das Zwölfzylinder-Monster verhindert war. Der Porsche-907-Nachfolger erhielt dafür einen bis zu 350 PS starken Achtzylinder-Boxer, dessen Röhren unter anderem bei der Targa Florio und auf dem Nürburgring die Landschaft erfüllte.

Porsche 908/02 the "Flunder" - Chassis no. 908.02-05
Bonhams

Der zu versteigernde Porsche 908/02 gewann auch dank herausfordernder Bedingungen im Jahr 1970 seine Le-Mans-Klasse.

Elford, Attwood und Marko

Die Ausbaustufe 908/02 im Spyder-Format konnte dabei mehrere Erfolge feiern. Auf Sizilien triumphierten damit 1969 Gerhard Mitter und Udo Schütz – vor drei weiteren 908/02. Die 1.000 Kilometer auf dem Ring wurden in der gleichen Saison noch mehr von Porsche dominiert. Im Siegerwagen saßen dort Jo Siffert und Brain Redman. Das Auktions-Chassis debütierte laut einem Ausstellungskatalog mit den Fahrern Vic Elford und Richard Attwood 1969 in Sebring. Auf dem floridianischen Flugplatz waren allerdings, wie auch in Le Mans, die Ford nicht zu stoppen.

Am Ende konnte Porsche die Marken-Weltmeisterschaft 1969 trotzdem locker einfahren. Der erste Sieg eines Porsche 917 beim Saisonfinale in Zeltweg kündigte jedoch eine unaufhaltsame Speed-Revolution an. Zusammen mit dem Zwölfzylinder-Bruder verteidigte die Ausbaustufe 908/03 daraufhin den Welttitel. Bei der Le-Mans-Ausgabe 1970 sollte allerdings der Auktionswagen nochmal zum Helden werden.

Das Martini International Racing Team meldete das Flunder-förmige Fahrzeug für mehrere WM-Läufe an. Beim Klassiker an der Sarthe holte es mit buntem Design einen herausragenden dritten Platz. Das österreichische Duo Rudi Lins und Helmut Marko, welches durch das Aufrücken von Gérard Larrousse in einen 917 entstand, rundete so hinter den zwei Zwölfzylinder-Riesen den ersten Porsche-Gesamterfolg ab. Fast wäre sogar ein zweiter Rang herausgesprungen.

Steve McQueens Mietwagen

Nach dem Klassensieg in Le Mans schaffte Chassis 005 einen weiteren dritten Rang in Zeltweg. Die anschließende Saison 1971 war in den Händen eines neuen Kunden weniger erfolgreich für den auf ein Langheck umgerüsteten Sport-Prototyp. Im Anschluss an einen Ausfall in Le Mans kaufte die Firma des Schweizer Werksfahrers Jo Siffert den Renner und vermietete ihn an das Filmunternehmen von Steve McQueen. Sifferts Formel-1-Unfalltod setzte dann eine Reihe von Eigentümerwechseln in Gange.

Zuletzt schrieb der 908/02 im November 2014 Schlagzeilen, als Bonhams ihn zur Auktion anbot. Das Estimate lag damals zwischen 1,25 und 2,5 Millionen Euro. Der Preis wurde damals unter anderem mit einem Wiederaufbau des Achtzylinders durch den ehemaligen Werksmechaniker Gustav Nitsche begründet. Rund zehn Jahre später erhofft sich Broad Arrow nun zwischen 4,75 und 5,75 Millionen Dollar.

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