Die verrückten 24h-Fans
Blaskapellen, Bobby-Cars und Bombenstimmung

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Die Fans feiern rund um das 24h-Rennen ihre eigene Party. Das Motto: Umso skurriler, desto besser. Ein Whirlpool, eine zur Dusche umgebaute Telefonzelle und eine eigene Straßenlaterne sind nur einige Raritäten.

Fans - 24h Nürburgring  - Freitag  - 15.5.2015
Foto: Stefan Baldauf/Robert Kah

Wer das "Paradies der Junggesellen" betreten möchte, muss durch den Fliegenvorhang am Eingangstor gehen. Die Bewohner darin scheinen wirklich im Himmel zu sein. Sie liegen auf der Sonnenterrasse, die aus Holzpaletten zusammengenagelt ist und nippen an ihrem Bier. So geht das schon seit Montag. Eine Woche vor dem 24h-Rennen haben die Jungs, die aus den Nachbarorten der Nordschleife kommen, ihr Paradies aufgebaut. Wer einen der begehrten Party-Plätze will, muss schon früh seine Zelte aufschlagen.

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Im Paradies der Junggesellen

Jetzt genießen Claudio, der ein T-Shirt mit dem Titel "Blauer sucht Frau" trägt und Johannes die Früchte ihrer Arbeit. Mit ihren Kumpels feiern sie an der Bar. Und wie sieht es mit Mädelsbesuch bei so einem plakativen Camp-Namen aus? "Naja, hier ist keiner verheiratet. Deshalb der Name", sagt Johannes. "Aber viele von uns sind vergeben. Und die Mädels wissen, dass wir tief anständig sind."

Besonders stolz sind die Jungs auf ihre Straßenlaterne. Die wurde bei der Renovierung des Gemeindeplatzes in der Heimat aussortiert und erleuchtet nun die Bewohner des "Paradies der Junggesellen". Noch außergewöhnlicher soll der Auftritt ihrer eigenen Blaskappelle "Hohe Acht" werden. Die Musikanten, die nach dem gleichnamigen Streckenabschnitt benannt sind, treten eigens auf der Bühne der Junggesellen auf, die mit Blumenkübeln geschmückt ist. Noch dröhnt Schlager aus den wuchtigen Boxen, der Auftritt ist für 18 Uhr vorgesehen.

Bauwagen mit Dachterasse

Das hat sich bis zu den Fans an der Steilstrecke herumgesprochen. Die wollen den Musik-Act auf keinen Fall verpassen. Frank und seine Kumpels gehören schon zu den Veteranen am Ring. Seit 1998 campen sie immer am selben Hügel. Früher noch in Zelten, heute mit eigenem Bauwagen inklusive Dachterrasse, einem Wohnwagen und einer zur Dusche umgebauten abgedunkelten Telefonzelle. "Mit der Zeit wächst die Ausstattung", sagt Frank. Und sein Kumpel Ralf, der gerade aus dem Nachbarcamp vorbei kam, scherzt: "Zeig doch mal die Fernbedienung mit der man den Sichtschutz der Dusche runterfahren kann."

Sie wollen zwar auch das Rennen sehen, aber letztlich geht es um die Party und die Menschen, die man in jedem Jahr wiedertrifft. Rund 450 Euro lassen sich die sechs eingefleischten Nordschleifen-Fans den Camping-Spaß für diese Woche kosten. Ein Männerurlaub. Besser und günstiger als der Ballermann in Mallorca.

In den Wäldern rund um die Nordschleife braucht es auch keine Alleinunterhalter. Schon der Spaziergang durch den Morast ist Vergnügen pur. Innerhalb weniger Meter passiert man eine von Fans eingerichtete Zollstelle, ein Nagelstudio und einen Militärbereich. Einige Schritte entfernt kriecht der Geruch von Holzkohle in die Nase. Ein paar Jungs grillen ein Schwein am Spieß. Daneben entspannen ihre Kumpels im Whirpool, der die Wärme mit ausgeklügelter Technik vom Grillfeuer bekommt. Daniel Düsentrieb hätte seine wahre Freude.

Bobbycar-Rampe im Brünnchen

Im Brünnchen wohnt auch Quak, der Bruchpilot. Auf einer aus Paletten gebauten Rampe weht eine schwarze Flagge mit Totenkopf-Symbol. Oben sitzt Quak, im richtigen Leben eigentlich Patrick, auf seinem schwarzen Bobby-Car und macht sich bereit für die Abfahrt. Bei seinem dritten Versuch muss er einen Kollateralschaden hinnehmen. Die Aufhängung an der Vorderachse ist verbogen. "Das ist natürlich alles getunt", witzelt er. Mit seinen Kumpels haust er seit drei Jahren an dieser Stelle. Jan, 28, erzählt: "Wenn du Langeweile hast, da kommen dir die dollsten Ideen." Eine davon war die Bobby-Car-Rampe. Sie ist in diesem Jahr im Vergleich mit den Ideen der Konkurrenz der absolute Renner.

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