Auflösung von Vermarkter ITR
ADAC kauft DTM-Markenrechte

Serienchef Gerhard Berger hat verkündet, dass die Dachorganisation ITR 2023 nicht mehr die DTM ausschreiben wird. Der ADAC kauft sich die Markenrechte an der beliebten Rennserie und könnte damit sein GT Masters pushen.

DTM - Hockenheim 2022
Foto: Wilhelm

Die alte DTM ist nicht mehr zu retten. 2021 versuchte es Serienchef Gerhard Berger, in dem die Rennserie von Class-One-Prototypen auf GT3-Autos wechselte. Damit konnte wenigstens die Plattform erhalten werden und die DTM lebte von ihrem Hype um die drei großen Buchstaben. Jedoch schaffte es die DTM trotz eines vollen Starterfelds und zahlreichen Herstellern nicht, aus der Krise zu kommen. Eines der Probleme: Früher unterstützten die Hersteller die Serie finanziell, das ist inzwischen Geschichte.

Unsere Highlights

Der schleichende Verfall, trotz eines sportlich guten Produkts, gipfelte am Mittwoch (30.11.2022) in der Verkündung, dass die Dachorganisation ITR zum Jahresende aufgelöst wird. 17 Mitarbeiter müssen sich demnach eine neue Arbeit suchen. Berger begründete diesen Schritt in einem Statement mit finanziellen Engpässen. "Da wir in der unternehmerischen Verantwortung stehen, mussten wir jetzt Klarheit schaffen. Wir haben entschieden, dass die ITR die DTM 2023 nicht mehr ausschreiben wird. Vor dem Hintergrund der gegebenen Rahmenbedingungen und angesichts der zahlreichen Herausforderungen ist das wirtschaftliche Risiko für das nächste Jahr zu groß."

DTM - Norisring 2022
Wilhelm
Was passiert mit der DTM 2023? Welchen Kurs schlägt sie ein?

ADAC als DTM-Auffangnetz

Es ist ein Schlag für die Rennserie, aber noch nicht ihr Ende. Der ADAC springt als "Retter" ein und erwirbt die Markenrechte. Das verkündeten die DTM und der Automobil-Club am Freitag (2.12.2022). "Damit stellen wir jetzt die Weichen für eine langfristige Zukunft des Motorsports im deutschsprachigen Raum. Für die riesige DTM-Fangemeinde ist das eine gute Nachricht", sagt Berger.

Und weiter: "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Marke beim ADAC in den richtigen Händen ist: Dort ist das nötige Know-how vorhanden, um allen Motorsportfans künftig ein einzigartiges Erlebnis zu bieten. Mit der langjährigen Erfahrung, den etablierten Strukturen und dem vereinseigenen Engagement für den Motorsport kann der ADAC nicht nur bestmögliche Synergien schaffen, sondern die DTM auch konsequent weiterentwickeln. Damit sind beste Voraussetzungen gegeben, dass wir weiterhin noch viele Jahre erfolgreichen Motorsport auf höchstem Niveau sehen werden."

Ohne die finanzielle Unterstützung der Hersteller fehlte der alten DTM ein elementarer Eckpfeiler. Berger, der seit 2020 die alleinige wirtschaftliche Verantwortung trägt, hielt so drei Jahre durch, zieht jetzt aber einen persönlichen Schlussstrich. Die beteiligten Automarken hatten klargemacht, dass es keinen Rückfall in alte Zeiten geben wird. Dass sie nicht mehr für offene Rechnungen aufkommen, um der Rennserie das Überleben zu sichern.

DTM Electric Design vorgestellt 2021
DTM
Die Elektro-DTM lässt noch auf sich warten. Verfolgt der ADAC das Konzept weiter?

Was passiert mit DTM & GT Masters?

Durch die Coronakrise verbuchte die DTM weit weniger Zuschauereinnahmen als gebraucht. Darüber hinaus mangelte es an Sponsoren. Der alte Motorsport mit Verbrennern ist in einem Umfeld wie der DTM offenbar nicht mehr attraktiv genug, um für sich allein zu stehen. Die geplante Elektro-DTM lässt noch auf sich warten. Obendrauf kommt, dass sich ITR-Chef Berger, der die DTM seit 2017 anführt, zurückziehen und seiner Familie mehr Zeit widmen möchte. Es heißt, er hatte mögliche Geldgeber an der Hand, aber die knüpften es an die Bedingung, dass der Österreicher weitermache. Das wollte Berger nicht mehr. In dieser Gemengelage war ein Verkauf die sinnvollste Option.

Seit Sommer befanden sich ITR und ADAC im Austausch. Die Gespräche liefen sehr konstruktiv, und brachten nun ein Ergebnis. Das GT Masters, das der Automobil-Club austrägt, verzeichnet bei den Einschreibungen zwar einen positiven Trend. Allerdings hapert es an der Vermarktung. Das GT Masters ist eine Rennserie ohne Image und Strahlkraft. Es ist verhältnismäßig unbekannt, der Name DTM dagegen eine feste Größe im internationalen Rennsport.

Die Übernahme könnte den ADAC-Vermarktern helfen. In welchem Rennformat DTM und das GT Masters zukünftig ausgetragen werden: Dazu gibt es noch nichts Konkretes. In einem Statement des ADAC heißt es, die DTM werde unter dem neuen Dach ein neues Kapitel ihrer langen Geschichte starten. "Der ADAC erwirbt die Marke DTM auch mit dem Ziel, die Strukturen im deutschen Motorsport neu zu ordnen, Synergien im wirtschaftlichen Bereich zu schaffen und den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Motorsport konsequent weiterzugehen. Für alle bisherigen Teilnehmer der DTM und des ADAC GT Masters wird es in der Saison 2023 Möglichkeiten geben, sich auf den Plattformen des ADAC zu engagieren."

Die Zeit drängt. Rennkalender müssen definiert werden, die Teams informiert. Sie brauchen schnellstmöglich Planungssicherheit. Eines kann man in jedem Fall sagen, auch wenn es hart klingt: Einerseits lebt das motorsportliche Kulturgut DTM weiter, andererseits ist von der alten DTM aber nur noch die Hülse übrig.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten