Neue Simracing- und eSport-Rennserien
Rennaction von DTM bis Nascar

Weil das Coronavirus auf den Rennstrecken weltweit gerade für Ruhe sorgt, rückt das Simracing verstärkt in den Fokus. Viele Rennserien lassen ihre Stars in virtuellen Rennen antreten. Wir haben einen Überblick.

DTM - E-Sport-Serie
Foto: DTM/RaceRoom

Seit Wochen hat das Coronavirus eine Pandemie ausgelöst, wie sie kaum jemand von uns zu befürchten gewagt hat. Wer nicht in systemrelevanten Berufen arbeitet, ist in Zwangsurlaub, Kurzarbeit oder – sofern möglich – im Homeoffice. Und weil auch die Sportwelt stillsteht, fehlt die Ablenkung vom Alltag.

Fans von Fußball, Handball oder Basketball bleibt momentan nicht viel anderes übrig, als Wiederholungen zu schauen. Die Social-Media-Abteilungen der Clubs sind ebenso wie TV-Sender bemüht, mit Clips und Highlight-Sendungen den Ball am Rollen zu halten. Doch der Motorsport und seine Anhänger haben eine echte Alternative: Simracing.

Unsere Highlights

Die Akzeptanz für den professionellen Umgang mit Rennsimulationen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Dazu werden Hard- und Software immer besser, mehr und mehr Rennprofis sitzen regelmäßig zu Hause vorm Lenkrad und messen sich online.

Was liegt da näher, als dem Sport, der weder in die Schublade "eSports" noch "Motorsport" so richtig passt – aber eben doch vieles aus beiden Welten verbindet –, eine Chance zu geben?

Simracing & eSports - BMW - 2020
BMW
In den verschiedenen Simracing-Serien haben die Piloten die freie Wahl an Autos und Rennstrecken.

Reale Teams in virtuellen Rennen

Als klar wurde, dass der erste Lauf zur VLN Nürburgring Langstrecken-Serie abgesagt wird, stampfte man mithilfe der Simracing-Community Simracing Deutschland e. V. in wenigen Tagen ein digitales Ersatzrennen aus dem Boden. Statt das reale Rennen zu streamen, übertrug die VLN das virtuelle Spektakel auf allen Kanälen.

Auch wenn sich am Ende die Sim-Profis durchsetzten, namhafte Ableger realer Rennteams wie Phoenix Racing, Walkenhorst Motorsport, Sorg Rennsport und sogar das BMW-Werksteam mit u. a. Martin Tomczyk waren im Feld vertreten und sorgten für eine echte Verbindung zum realen Racing. Inzwischen hat die VLN die ersten drei digitalen Rennen abgehalten. Es gab drei unterschiedliche Sieger. Die Bilanz fällt positiv aus.

Was möglich ist, zeigten die US-Amerikaner: Nachdem sowohl die 12h von Sebring als auch der NASCAR-Lauf in Homestead verschoben werden mussten, beraumte man virtuelle Ersatzrennen an – mit einem Großteil der realen Fahrer!

Im IMSA-Rennen über 90 Minuten fuhren Bruno Spengler, Nicky Catsburg und Jesse Krohn einen BMW-Dreifachsieg ein. Spengler, seit einem halben Jahr Simracer, war nach dem Rennen ehrlich glücklich: "Ich hatte tatsächlich Gänsehaut, als ich über die Ziellinie gefahren bin. Ich freue mich riesig über den Sieg, denn das Rennen war wirklich hart. Generell muss ich sagen, dass Simracing wirklich sehr fordernd ist."

Simracing & eSports - BMW - 2020
BMW
Alle großen Rennserien haben eSports-Ableger gegründet, in denen die Stars der Szene gegeneinander antreten.

DTM gründete eigene E-Serie

Die NASCAR-Rennen werden sogar im US-Fernsehen live übertragen. Die etatmäßigen Kommentatoren Mike Joy und Jeff Gordon lassen dabei im Verbund mit den realistischen Bewegtbildern aus der Simulation "iRacing" fast vergessen, dass es kein echtes Cup-Rennen ist. Das Feedback war eindeutig: Bitte mehr davon! Und das, obwohl sich gerade bei NASCAR die Kommentarspalten normalerweise vor Anfeindungen überschlagen.

Auch die IndyCar-Saison ist virtuell gestartet. Die Supercars-Serie begann am 8. April mit dem gesamten (!) Starterfeld. Die WTCR schickt zehn Piloten in eine virtuelle "Preseason" gegen 20 Simracing-Profis. Und die renommierte Simracing-Mannschaft Team Redline organisiert aktuell regelmäßige, prominent besetzte Rennen (u. a. mit Max Verstappen und Lando Norris) unter dem Motto "Real Racers Never Quit", die natürlich auch live gestreamt werden.

Auch Formel 1 und MotoGP haben virtuelle Ableger mit realer Fahrerbeteiligung gestartet, die jedoch nicht direkt "Simracing" sind. Die offizielle F1-Software ist tatsächlich nur ein "Spiel" und, wenngleich anspruchsvoll, keine Simulation.

Das MotoGP-Game ist zwar auch nicht gerade für jedermann, aber hier fehlt zusätzlich die Hardware – beim Auto-Simracing hat man ja Lenkrad und Pedale vor sich. Dennoch: Der Sim-Szene bietet sich gerade eine große Chance. Zur überwiegend großen Freude von Fans und Fahrern wird sie anscheinend auch genutzt.

Nach der Formel E (Formula E Race at Home Challenge) ist die DTM das letztes Mitglied mit einer eigenen E-Sport-Rennserie. Die Tourenwagen-Serie spannt sich mit Race Room zusammen, um Rennen in der digitalen Welt veranstalten zu können. Im Mai sollen an fünf Wochenenden fünf Läufe stattfinden. Die DTM verspricht: "15 ehemalige und aktuelle DTM-Fahrer sowie Influencer der Rennsport-Szene treten gegen fünf Sim-Racer an, die nach dem Zufallsprinzip aus den schnellsten 100 für jede Veranstaltung gemeldeten Qualifikanten ausgewählt werden."

Die Autos in der DTM esports Classic Challenge reichen bis ins Jahr 1992 zurück. Die aktuellen Autos sind nicht dabei. Jüngere Fahrzeuge als die Generation 2016 mit V8-Saugern gibt es im Spiel nicht. Der erste Lauf (3. Mai) soll mit Autos von 1992 gefahren werden. Das zweite Rennen mit dem 2013er Jahrgang (10. Mai). Das dritte (17. Mai) mit Rennwagen aus 2014, das vierte (24. Mai) mit den Rennern aus 2016. Für das Finale (30. Mai) wird noch überlegt.