Audi A4 Facelift (2019)
Preise starten bei 35.900 Euro

Komplett überarbeitetes Design, neues Infotainment-System, Mildhybrid für die Motoren: Selten ist ein Facelift so umfassend ausgefallen wie beim Audi A4, der im Herbst 2019 startet. Nun stehen die Preise für die meisten Motorvarianten fest.

Audi A4/S4 Facelift
Foto: Audi AG

Leicht andere Scheinwerfer, ein kleines Chromelement im Innenraum oder fünf PS mehr für den Basismotor: Oft ist es selbst für Kenner schwierig, ein Nach- von einem Vor-Facelift-Modell zu unterscheiden. So ähnlich war es 2018 auch beim Audi A4 bei dessen erster Modellpflege. Doch der Mittelklässler erfüllte weiterhin nicht Audis Erwartungen, weshalb nun eine weitere Auffrischung erfolgt, diesmal mit Rundumschlags-Charakter. Und mit dem Ergebnis, dass selbst Laien auf Anhieb den neuen vom alten A4 unterscheiden können.

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Neue Front mit breiterem und flacherem Grill

Das Designteam um Marc Lichte hat sich umfassend ausgetobt, um den A4 aufregender als bisher zu gestalten. Beispielsweise an der ursprünglich sehr braven Front, die nun einen breiteren und flacheren Singleframe-Grill trägt. Diesen füllt fortan nicht nur beim S4, sondern auch bei der Normalversion ein Wabengitter aus, in dessen Zentrum das Kennzeichen sitzt; darüber sind die vier Ringe positioniert. Die äußeren Enden des vorderen Stoßfängers haben die Designer mit trapezförmigen Lufteinlässen neu modelliert. Zwischen dem Stoßfänger/Kühlergrill-Element und der unteren Kante der Motorhaube befindet sich nun ein offener Spalt; das soll wohl Erinnerungen an den Sport Quattro aus den Achtzigerjahren wecken, der einen ähnlichen Spalt in der Motorhaube trug.

Die Scheinwerfer, die ihre Umgebung nun serienmäßig per LED-Technik erhellen, sind nun ebenfalls anderes geformt und tragen neuerdings nicht mehr nur zwei, sondern je sieben einzelne Tagfahrlicht-Elemente. Sechs von ihnen sind oberhalb der Leuchten angeordnet, was ihnen eine Augenbrauen-Optik beschert.

Auffällige Falze über den Rädern

Besonders ungewöhnlich: Audi formt nach dem Modellwechsel sogar das Blech des A4 neu. Über den Rädern tragen die Kotflügel nun vorne und hinten Falze. Auch das soll „die Quattro-Gene nach außen tragen“, meint Audi. Im Bereich der Schweller ist der A4 dafür jetzt etwas ruhiger gestaltet. Die Heckleuchten behalten ihre Form, erhalten aber eine neue Grafik. Dabei dreht Audi das beispielsweise aus dem neuen A6 bekannte „Bürsten“-Design um, die kleinen Elemente zeigen also nach oben. Die Auspuff-Endrohre sind etwas stärker als Trapez ausgeformt. Von den zwölf Lackfarben, die Audi für den neuen A4 anbietet, ist eine (Terragrau) neu.

Audi A4/S4 Facelift
Audi AG
Der zentrale 10,1-Zoll-Bildschirm hat nun schärfere Ecken. Der Dreh-/Drück-Knopf von der Mittelkonsole ist verschwunden.

Innen sind die Änderungen nicht ganz so offensichtlich, aber nicht weniger umfangreich. Ins Auge sticht der weiterhin frei über der Mittelkonsole thronende zentrale 10,1-Zoll-Bildschirm, der nun eckiger ist als zuvor. Lässt man den Blick nach unten wandern, dann fällt auf: Der Dreh-Drück-Stellknopf ist verschwunden, der A4 wird fortan per Touch-Befehl kommandiert und gibt akustisch Rückmeldung. Alternativ mit natürlicher Spracheingabe oder Freitext-Suche. Auch grafisch ändert sich einiges: Das zuvor etwas verspielte Hauptmenü, bei dem sich die Symbole elegant in halber Ringform um den virtuellen A4 gruppieren, weicht einer klaren Kachel-Anordnung, wie man sie vom Smartphone kennt. Das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad misst weiter 12,3 Zoll und steht in drei Varianten zur Wahl. Es gibt zwei teil-analoge Fahrerinformationssysteme und in Verbindung mit dem MMI plus das Virtual Cockpit plus.

Der A4 wechselt beim Facelift auf MIB3

Die optischen Neuerungen künden von einem tiefgreifenden Hardware-Wechsel: Der Audi A4 nutzt fortan den Modularen Infotainment-Baukasten der dritten Generation (MIB 3) und eine sogenannte Communication Box, die die vielfältigen Konnektivitäts-Angebote des Autos bereitstellt. Audi Connect Notruf und Service ist Serie, auch die zugehörige App gibt es kostenfrei. Darüber hinaus lassen sich etliche weitere Dienste hinzubuchen: Etwa Motorstart per Android-Smartphone, bis zu 14 individuelle Fahrerprofile oder Car-to-X-Dienste. Hier kann der A4 nicht nur von der Schwarmintelligenz der Audi-Flotte profitieren, sondern auch mit der Infrastruktur kommunizieren, den vorhandenen Parkraum scannen oder das passende Tempo anzeigen, mit dem er erst zum Start der Grünphase die nächste Ampel erreicht. Natürlich lassen sich künftig auch allerlei Infotainment-Funktionen hinzubuchen, wobei stets erst eine einmonatige Testphase startet, nach der der Besitzer die Buchung verlängern kann oder auch nicht.

Die Ausstattungen ordnet Audi völlig neu. Beim Exterieur gibt es nun die Linien Basis, Advanced und S-Line, während der S4 und der Allroad Quattro einen eigenständigen Look präsentieren. Die Innenraum-Pakete heißen Design Selection und Interieur S-Line und lassen sich frei mit den Exterieur-Linien kombinieren. Die aufpreispflichtigen Assistenzsysteme sind künftig in den Paketen Tour, Stadt und Parken gruppiert, wobei der in Ersterem befindliche adaptive Geschwindigkeitsassistent das Highlight ist. Er verfügt über eine Stop-and-Go-Funktion und eine automatische Distanzregelung und kann in Zusammenarbeit mit dem prädiktiven Effizienzassistenten auch ohne vorausfahrendes Fahrzeug verzögern und beschleunigen. Car-to-X-Hinweisen, Navigationsdaten und Verkehrszeichenerkennung sei Dank.

Acht Turbomotoren zwischen 136 und 347 PS

Zum Verkaufsstart ist der Facelift-A4 mit sechs Turbobenzinern und -dieseln erhältlich, die zwischen 150 und 347 PS leisten (die technischen Daten finden Sie in der Tabelle unter dem Text). Kurze Zeit später folgen zwei weitere Diesel: der 30 TDI mit 136 PS und der 35 TDI mit 163 PS. Alle Motoren sind nach Euro 6d-TEMP eingestuft, sollen dessen Grenzwerte aber unterschreiten. Fünf Motorisierungen verfügen über ein 12-Volt-Mildhybridsystem, das den Spritverbrauch um bis zu 0,3 Liter pro 100 Kilometer senken soll. Fast jeder A4 schaltet künftig automatisch; nur der 150-PS-Basisbenziner und der 40er TDI mit 190 PS sind kurz nach Marktstart mit manuellem Getriebe erhältlich.

Vielfalt ist auch beim Fahrwerk Trumpf. Neben der Serienabstimmung und dem Sportfahrwerk gibt es zwei adaptive Varianten – ein eher komfortabel und ein eher sportlich ausgelegtes Fahrwerk mit 23-Millimeter-Tieferlegung. Beide bieten bis zu fünf verschiedene Fahrmodi, die neben der Federung auch auf Lenkung, Getriebe und Drosselklappe wirken.

Audi S4 nun auch als Diesel

Dynamisch abgestimmt ist freilich das Fahrwerk des neuen S4, der dem jüngsten Audi-Trend folgt und wie S5, S6 und S7 einen Turbodiesel unter der Haube trägt. Der Dreiliter-V6-TDI leistet 347 PS und überträgt bis zu 700 Newtonmeter auf alle vier Räder. Mitverantwortlich für die Power sind der elektrisch angetriebene Verdichter und der Riemen-Starter-Generator, beides Bestandteile des 48-Volt-Mildhybrid-Systems – genau wie der unter dem Kofferraumboden verstaute Lithium-Ionen-Akku. Die Technik verbessert nicht nur die Fahrleistungen (null auf hundert in 4,8 Sekunden, abgeregelte 250 km/h Topspeed), sondern soll auch den Verbrauch um 0,4 Liter senken. Die Achtstufen-Tiptronic ist serienmäßig installiert, das Sportdifferenzial, das die Kraft optimal zwischen den Hinterrädern verteilen soll, kostet Aufpreis – ebenso wie die adaptive Dämpferregelung für das S-Sportfahrwerk.

Außerhalb Europas bleibt der S4 übrigens weiterhin ein Benziner. Dort liefert ein turbogeladener Dreiliter-V6 sogar 354 PS, aber „nur“ bis zu 500 Newtonmeter. Beim Standardsprint ist diese Variante eine Zehntelsekunde schneller als der Diesel, bei der Höchstgeschwindigkeit herrscht Gleichstand.

„Edition One“ für ganz Eilige

Im Herbst kommen die umfangreich aufgefrischten A4- und S4-Modelle in Deutschland auf den Markt. Für ganz Eilige gibt es nach Mercedes-Vorbild zum Markstart die ab 53.300 Euro erhältliche „Edition One“ mit S-Line-Exterieur, schwarzen Optikelementen und Innenraumpaket nach Wahl. Als Motoren stehen der 2.0 TFSI mit 245 PS, der 2.0 TDI mit 190 PS und der 3.0 TDI mit 231 PS zur Verfügung.

Die Bestelllisten sind ab sofort geöffnet. Die Preise für die meisten Modellvarianten stehen bereits fest (siehe Tabelle). Der Grundpreis liegt anfangs bei 35.900 Euro für den 150 PS starken A4 35 TFSI mit 150 PS, S Tronic-Getriebe und Frontantrieb. Sobald das Modell kurze Zeit später als Handschalter verfügbar ist, wird es 33.600 Euro kosten. Günstigster Diesel ist der A4 30 TDI mit 136 PS, S Tronic und Frontantrieb für mindestens 38.900 Euro, der allerdings auch etwas verzögert zu den Händlern kommt. Der Aufpreis für den Avant liegt bei allen Motorvarianten bei 1.650 Euro.

Audi A4/S4 Facelift Modelljahr 2020

Modell

Kraftstoff

Hubraum

Leistung

Max. Drehmoment

Mildhybrid

Preis

Marktstart

Edition One

30 TDI

Diesel

2,0 Liter

100 kW / 136 PS

320 Nm

12 V

38.900 Euro

etwas später

nein

35 TDI

Diesel

2,0 Liter

120 kW / 163 PS

380 Nm

12 V

n.b.

etwas später

nein

40 TDI Quattro

Diesel

2,0 Liter

140 kW / 190 PS

400 Nm

nein

44.850 Euro

Herbst 2019

ja

45 TDI Quattro

Diesel

3,0 Liter

170 kW / 231 PS

500 Nm

nein

47.900 Euro

Herbst 2019

ja

S4 TDI

Diesel

3,0 Liter

255 kW / 347 PS

700 Nm

48 V

62.600 Euro

Herbst 2019

nein

35 TFSI

Otto

2,0 Liter

110 kW / 150 PS

270 Nm

12 V

33.600 Euro (Handschalter)

Herbst 2019 (Handschalter etwas später)

nein

40 TFSI

Otto

2,0 Liter

140 kW / 190 PS

320 Nm

12 V

39.900 Euro

Herbst 2019

nein

45 TFSI Quattro

Otto

2,0 Liter

180 kW / 245 PS

370 Nm

12 V

46.200 Euro

Herbst 2019

ja

S4 TFSI

Otto

3,0 Liter

260 kW / 354 PS

500 Nm

n.b.

n.b.

nur Export

nein

Fazit

Ja, der A4 hat in seiner aktuellen Generation ein wenig den Anschluss an den BMW 3er und die Mercedes C-Klasse verloren. Dennoch geht Audi mit dem XXL-Facelift, das ein Quasi-Modellwechsel ist, ein hohes Risiko ein. Optisch wirkt der neue A4 deutlich dynamischer als zuvor, die allzu umfassenden Änderungen könnten den ein oder anderen Kunden aber auch verschrecken. Bleibt zu hoffen, dass die Kunden den Ingolstädtern folgen, den enormen Aufwand anerkennen und die Absatzzahlen wieder nach oben klettern.