Bugatti Chiron Pur Sport auf dem Bilster Berg
Von der Leine gelassen

Das Dynamik-Derivat des Hypercars befindet sich in der Feinabstimmung. Dafür wurde der 1.500-PS-Brecher auf dem Bilster Berg von der Leine gelassen.

Bugatti Chiron Pur Sport Feinabstimmung Bilster Berg
Foto: Bugatti

Das Coronavirus macht auch vor schwerst potenten Supersportwagen keinen Halt – doch nach Wochen des Lockdowns war ein Team von Bugatti-Ingenieuren nun für die Feinabstimmung des Dynamik-Kronprinzen Chiron Pur Sport an der Teststrecke Bilster Berg. Drei Tage lang hat der der jüngste Spross der Chiron-Familie die rund 4,2 Kilometer lange Strecke mit ihren neun Rechtskurven, zehn Linkskurven und 44 Kuppen und Wannen in Beschlag genommen. Und wofür genau?

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Bugatti Chiron Pur Sport Feinabstimmung Bilster Berg
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Arme Reifen. 1.500 PS und 1.600 Newtonmeter müssen sie auf den Asphalt bringen.

Thema des Rundstrecken-Diskurses sind am Bilster Berg neben Fahrwerk und Handling auch Dämpfer, Lenkung, Reifenausnutzung, Getriebe und die Erprobung aller neuen Motorenkomponenten. Gerade am Getriebe wurde beim Pur Sport ordentlich gefeilt, soll das Hypercar doch auf maximale Querdynamik optimiert werden. Die Übersetzung aller sieben Gänge wurde dafür um 15 Prozent verkürzt, die maximale Drehzahl um 200/min heraufgesetzt. Damit soll der Dynamik-Chiron gerade in kurvenrelevanten Tempi besser performen.

Im Drift um die Kurve

Neben der gestrafften Getriebeübersetzung gibt es noch weitere Modifikationen gegenüber dem "normalen" Bugatti Chiron. So fährt der Pur Sport rundherum mit 2,5 Grad negativem Sturz auf neu entwickelten Reifen. All diese Änderungen stimmen die Ingenieure auf ihren Testrunden mit den 1.500 PS starken W16 ab. Schließlich wird beim Chiron Pur Sport auch ein neuer Fahrmodus (ESC Sport+) implementiert, der es versierten Fahrern erstmals erlauben soll, den Chiron in leichten kontrollierten Drifts um die Kurve zu zirkeln. Bei einem Netto-Listenpreis von drei Millionen Euro sicher eine klitzekleine Belastung für's Nervenkostüm. Jachin Schwalbe, Leiter der Fahrwerksentwicklung, macht da ein bisschen Mut: "Der Pur Sport formt einen zum besseren Fahrer." Wollen wir für alle 60 Kunden des limitierten Extremsportlers hoffen, dass er Recht behält.

Das Ergebnis aus Technik- und Aerodynamik-Upgrades schlägt sich in beeindruckenden Zahlen nieder. Eine Beschleunigungsschwäche hätte bereits dem Standard-Chiron vermutlich höchstens ein Jet-Pilot attestiert. Doch der Pur Sport nimmt dem Basismodell im sechsten Gang beim Zwischensprint von 60 auf 120 km/h ganze zwei Sekunden ab. Durch die Bank toppt der Kurvenräuber die Elastizitätswerte um rund 40 Prozent. Für die perfekte Abstimmung geht es im nächsten Schritt auf die Nordschleife, in der zweiten Jahreshälfte 2020 soll der Chiron Pur Sport dann in die Kundenhände übergeben werden. Die haben also noch ein wenig Zeit, sich seelisch und moralisch auf das Biest vorzubereiten.

Fazit

Die wenigsten von uns werden je einen Chiron in freier Wildbahn treffen, geschweige denn selbst fahren. Doch schon auf dem Papier lässt sich die krasse Performance abschätzen. Im Falle des Pur Sport darf man davon ausgehen, dass eine Abstimmung auf namenhaften Rennstrecken kein Marketing-Gag, sondern schiere Notwendigkeit ist.

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