Crosscamp (2019)
Hymers Campingbus-Attacke auf den Pössl Campster

Ein Fahrzeug für Alltag und Urlaub: Der Crosscamp des Hymer-Konzerns will dem Pössl Campster Konkurrenz machen – wir zeigen den neuen Campingbus auf Toyota Proace Verso.

Hymers Campingbus-Attacke auf den Pössl Campster
Foto: Andreas Becker

Hymer steht für Reisemobile wie keine andere Marke in Deutschland, vor allem mit dem ikonischen vollintegrierten Flaggschiff B-Klasse. Nur bei den Kompaktcampern waren andere immer erfolgreicher. Was die Klasse der Aufstelldach-Campingbusse in Bulli-Größe anging, konnte sich bis dato keine Hymer-Erfindung durchsetzen.

Das soll sich nun mit dem Crosscamp ändern. Start-up-artige Strukturen innerhalb des Hymer-Konzerns und eine neue Strategie im Vertrieb über Toyota-Händler sollen den Erfolg des kleinen Hymer-Campers dieses Mal garantieren. Richtig gehört, Toyota. Der Bus basiert auf dem Proace Verso, einem Fahrzeug das zwar als Pkw und Van schon länger auf dem deutschen Markt bekannt ist, aber noch nicht als Camping-Fahrzeug. Als Campervan kommt der Proace mit wahlweise 120, 150 oder 180 PS, SCR-Technik und 8-stufiger-Wandlerautomatik in der Top-Version.

Unsere Highlights
Andreas Becker
Ist das Dach aufgestellt, geht's im Kompaktcamper Crosscamp dank viel Stehhöhe luftig zu.

Was kann der Crosscamp?

Der Grundriss wie der Nutzen des Van-Ausbaus der Erwin-Hymer-Group ist multifunktional: Als Familienkutsche, Freizeitfahrzeug oder Umzugshelfer, der Crosscamp lässt sich vielseitig einsetzen. Möglich macht das ein Schienensystem, auf dem die Sitzbank verankert, verschieb- und herausnehmbar ist. Die einzig fest verschraubten Möbel sind der Kleiderschrank auf der Fahrerseite, der optionale Kühlschrank daneben und die umlaufenden Dachstauschränke im Heck. Auf beiden Seiten hat der Toyota Proace Verso Schiebetüren, so kann man von vorne, hinten, links oder rechts einsteigen und beladen.

Crosscamp Toyota Proace (2019)
Andreas Becker
Zwei Personen benötigt man, um die Küchenzeile auszubauen.

Auch die Wohnqualitäten in dem kleinen Campingbus können sich sehen lassen: Fünf Sitzplätze, vier Schlafplätze und ein Küchenblock, den man bei Bedarf herausnehmen kann, sei es um außerhalb des Fahrzeugs zu kochen oder um mehr Platz zu Transportzwecken zu schaffen. Der einzige Wermutstropfen: Der Küchenblock ist recht schwer und lässt sich nur zu zweit in und aus dem Van herausgehieven, selbst ohne die schweren Wasserkanister.

Im Küchenblock selbst befinden sich zwei Gasflammkocher und eine Spüle. So wird jede Dosenravioli oder auch anderes Campinggericht unterwegs warm und der Teller hinterher wieder sauber. Wer im Fahrzeug speisen möchte, findet eine Tischplatte hinter der Sitzbank verstaut, die am Küchenblock eingehängt wird und dann als Tisch dient. Da sich die vorderen Sitze drehen lassen, entsteht dann eine bequeme Dinette, wie Reisemobilisten diese Form der Sitzgruppe nennen. Für die Lichtstimmung bei Dämmerung und in der Nacht sorgt eine LED-Lichtanlage im Inneren, gespeist aus einer 95-Ah-Bordbatterie.

Betten und Reisekomfort

Müde vom Trip, dem Essen oder den vielen neuen Begrifflichkeiten? Dann stehen zwei Schlafgelegenheiten zur Auswahl, die allerdings noch erbaut werden müssen: Legt man die Sitzbank um, entsteht ein 2,05 Meter langes Bett, das 97 Zentimeter Breite im Heck und 1,05 Meter im Bug misst. Das kann für zwei Personen reichen, die sich sehr gern haben und gegenseitig wärmen möchten. Wem nachts trotzdem kalt wird, kann sich zusätzlich noch eine Webasto Dieselheizung einbauen lassen.

Andreas Becker
Unter dem Aufstelldach kann man schlafen oder von oben den Blick über den Campingplatz genießen.

Etwas mehr Platz als unten bietet das Bett im Aufstelldach. Sicherungsklappen umgelegt, Dach hochgeschoben, Liegefläche runtergeholt: Hier oben bettet man sich auf 1,20 x 2,00 Metern, umgeben von Zeltstoff. Dieser lässt sich bei Bedarf öffnen für intensive Outdoor-Gefühle und 1000-Sterne-Hotel-Romantik.

Wer seinem Camping- und Alltagsfahrzeug dann noch mehr Liebe zukommen lassen will, sollte es mit einem der vielen Custom Parts für den Crosscamp probieren, einem der vielen Komponenten zur Komforterweiterung. Eine davon ist ein Topper für die Liegefläche unten, sehr zu empfehlen, da die Polster hier sonst uneben sind. Für den Fahrkomfort gibt's ein Safety-Sense-Paket mit Assistenzsystemen, die bei neuen Pkw quasi schon Standard sind. Dazu gehören Spurhalter, Notbremse mit Fußgängererkennung, 7-Zoll-Farbmonitor mit Touchscreen, Tempomat mit Abstandhalter und Head-up-Display.

Immer noch nicht genug vom Camping? Mit der optional erhältlichen Anhängekupplung darf der Toyota Proace Verso bis zu 2,5 Tonnen Gewicht ziehen, das genügt für einen zusätzlichen Caravan.

Wie innovativ ist der Crosscamp?

So richtig neuartig ist das Fahrzeug und das Konzept – bis auf die Basis – für Kenner nicht: Es erinnert stark an den Pössl Campster, der einen fast komplett gleichen Grundriss und einen herausnehmbaren Küchenblock hat. Und siehe da: Tatsächlich kommt es quasi aus demselben Stall: Gebaut wird der Crosscamp in Isny bei Dethleffs, genauso wie der Campster, den Pössl hier produzieren lässt. Und ja, Citroën Spacetourer und Toyota Proace gehören schließlich auch zur gleichen Familie.

Der Grundpreis für den Crosscamp liegt bei 42.999 Euro.

Fazit

Ist der Crosscamp nur eine Kopie des Campster? Rein konzeptuell gesehen: Ja! Dennoch muss das hier kein Abgesang an den Erfolg des Aufstelldach-Bus sein, denn: Der Campster zeigte sich als erster Kompaktbus für Pössl extrem erfolgreich. Vielleicht schafft es der Hymer-Konzern nun auch mit dem Crosscamp, zumal er für den Grundpreis reisetechnisch schon recht gut ausgestattet ist.