Produktionsende Ferrari GTC4 Lusso
Aus für den Allrad-Kombi

Ferrari beendet die Produktion von GTC4Lusso und GTC4Lusso T. Die beiden Shooting-Brake-Varianten waren sowas wie familientaugliche Modelle mit vier Sitzplätzen und ordentlich Ladevolumen im Kombiheck.

Ferrari GTC4 Lusso, Best Cars 2020, Kategorie G Sportwagen
Foto: Ferrari

Der aktuell einzige Ferrari mit vier echten Sitzen (der Roma ist ein 2+2-Sitzer) verschwindet aus den Produktionshallen. In Übereinstimmung mit der 2017 angekündigten 5-Jahres-Modellstrategie und dem Standardmodelllebenszyklus des Unternehmens hat Ferrari die Produktion des GTC4Lusso und des GTC4Lusso T eingestellt. Damit folgt Ferrari einem Trend in der Autoindustrie: Kombis raus, SUVs rein in die Modellplatte. Denn auch die italienische Sportwagenmarke kann sich dem volumenstarken Segment nicht verschließen und bringt 2022 den viertürigen Purosangue.

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Der zweitürige GTC4Lusso hingegen debütierte 2012 als FF mit V12 und als erster Ferrari überhaupt mit Allradantrieb. Dafür hatten sich die Italiener etwas besonderes einfallen lassen: Ein System mit zwei Gängen und zwei Kupplungen vor dem V12, die einen radselektiven Vorderradantrieb erlaubten, während ein 7-Gang-Doppelkupllungsgetriebe an der Hinterachse für standesgemäßen Heckantrieb sorgte. Später übernahm der Ferrari GTC4 Lusso T den aus dem 488 GTB bekannten Biturbo-V8 mit 3,9 Liter Hubraum. Um zum V12-Topmodell aber genügend Abstand zu lassen, leistete der Achtender im GTC4 nur 610 PS und brachte ein maximales Drehmoment von 760 Nm an den Start. Der Normverbrauch sollte bei 11,6 Liter liegen.

Über 320 km/h schneller Viersitzer

Mit 80 PS weniger spurtet mit 1.740 kg erheblich leichtere Ferrari GTC4 Lusso T dennoch in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 (Gleichstand mit dem V12) und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h (15 km/h langsamer als der V12).

Neben den vier Zylindern verliert der GTC4 Lusso T auch zwei angetriebene Räder, denn mit dem V8 setzt er ausschließlich auf Hinterradantrieb. Die Hinterradlenkung bleibt aber ebenso an Bord wie die elektronischen Driftwinkelkontrolle. Durch den Entfall des Vorderradantriebs verschiebt sich die Gewichtsverteilung mit 46:54 Prozent auf die Hinterachse. Optisch gab es zum Zwölfzylinder bis auf ein anderes Felgendesign keine Unterschiede.

Das geniale Allradesystem, das nur etwa 40 Kilogramm Mehrgewicht brachte (im Vergleich zu 80 bis 100 kg für herkömmliche Systeme mit Zentraldifferenzial), stirbt übrigens mit dem GTC4 ebenfalls, denn der Purosangue treibt zwar ebenfalls vier Räder an, aber zeitgemäß hybridisch mit E-Motor und Turbo-V6.

Fazit

Ferrari stoppt die Produktion des schicken Pininfarina-Shootingbrake, den es immer noch mit dem Riesen-V12 sowie ausgeklügeltem Allradsystem gab und der damit schnell zum Klassiker werden dürfte. Wer aktuell zu viert in einem Ferrari fahren möchte, muss sich in den engen Fond des Roma quetschen. Ab 2022 dürfte der Purosangue dann erheblich mehr Platz bieten – aber keinen V12 mehr.

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