Ineos Grenadier im Konfigurator
Einmal Offroader mit allem für 89.500 Euro

Ab sofort kann der Geländewagen Ineos Grenadier bestellt werden. Wir haben schon mal durchgespielt, wie man den kernigen Offroader auf Vollfettstufe bekommt. So richtig günstig, das vorneweg, wird es nicht.

Ineos Grenadier 2022 Konfigurator
Foto: Ineos

Als James Ratcliffe im Jahr 2016 verkündete, einen Nachfolger für den damals eingestellten Land Rover Defender bauen zu wollen, hielten das nicht wenige für eine spleenige Idee des britischen Multimilliardärs. Die kolportierte Entscheidungsfindung in einem Londoner Pub machte Skepsis an dem kühnen Unterfangen, mal eben ohne jede Vorkenntnis eine neue Automarke zu gründen und den besten Geländewagen der Welt Konkurrenz zu machen, auch durchaus nachvollziehbar.

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Anfangs dachte mancher an einen Scherz

Erst als Ineos drei Jahre später nach viel stiller Planungs-Vorarbeit bekanntgab, dass man mit BMW als Motorenlieferant und Magna als Entwicklungspartner Verträge abgeschlossen hatte, dürften allerdings die meisten Skeptiker verstummt sein. Und spätestens nach der 2020 angekündigten Übernahme einer kompletten Autofabrik von Mercedes im französischen Hambach war klar, dass Ineos dieses Thema in aller Konsequenz durchzieht. Anfang 2022 startete in Hambach die Vorserienproduktion des Grenadier, seit dem 18. Mai können nun Kaufinteressenten ihren Wunsch-Grenadier konfigurieren und bestellen.

Die Grenadier-Geschichte im Detail

Zum Verkaufsstart bietet Ineos den Grenadier in drei Varianten an. Die Pkw-Version mit fünf Sitzen ist zur Premiere in zwei Sondereditionen vorkonfiguriert. Der Grenadier Trialmaster Edition ist dabei vor allem auf das Thema Gelände gebucht, während der Grenadier Fieldmaster Edition mehr Komfort und Luxus in den Offroader-Alltag bringen soll. Als dritte Variante steht der (bislang günstigste) Utility Wagon als Nutzfahrzeug mit verblechten hinteren Seitenteilen zur Auswahl, der sich als Zweisitzer und Fünfsitzer (mit weniger Beinfreiheit in Reihe zwei wegen des größeren Laderaums) bestellen lässt. Der Utility Wagon ist mit 59.990 Euro dabei die Einstiegsversion, während Fieldmaster und Trialmaster eine identische Investition von 68.990 Euro verlangen.

Ineos Grenadier 2022 Konfigurator
Ineos
Nett: Im Grenadier-Konfigurator kann man sich das Wunschfahrzeug in verschiedenen Landschaften darstellen lassen.

Prinzipiell ist die durchaus klug ausgewählte Vorkonfiguration der beiden Editionsmodelle schon dazu geeignet, den Kunden ziemlich genau das zu liefern, was sie für ihren spezifischen Einsatzzweck wünschen. So kommt der Trialmaster serienmäßig mit robustem Interieur, Differentialsperren und Geländereifen auf Stahlrädern, während der Fieldmaster unter anderem eine feine Lederausstattung, Leichtmetallräder sowie die außergewöhnlichen Dachfenster ("Safari-Fenster") über den Vordersitzen vorfährt.

Mit einem Sondermodell in den Konfigurator

Allerdings wollen wir uns damit natürlich nicht zufrieden geben, zumal Ineos einen wirklich piekfeinen Konfigurator programmiert hat, in dem man sich sein Wunschauto sogar vor verschiedenen Hintergründen betrachten kann. Schließlich soll der teure Wagen ja in jeder Situation bestmöglich zur Geltung kommen.

Zum Start unserer Konfiguration schnappen wir uns den Station Wagon Trialmaster und bestücken ihn mit dem bärigen Dreiliter Twin-Turbo-Diesel mit 249 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment. Kleiner Tipp hierzu: Wer plant auf Fernreisen in abgelegene Länder aufzubrechen, sollte lieber zum Benziner (kein Preisunterschied) mit 286 PS und 450 Nm greifen, der besser mit zweifelhafter Spritqualität zurechtkommt.

Der erste Posten ist eine hübsche Metalliclackierung, das gewählte Sterling Silver kommt auf 1.012 Euro. Mit den passenden 18-Zoll-Leichtmetallrädern für 1.916 Euro kommt auch das Schuhwerk des Grenadier nicht zu kurz. Getönte, hitzereflektierende hintere Scheiben (452 Euro), die vorderen Safari-Fenster (1.666 Euro), ein abschließbares Staufach für das Reserverad (298 Euro) und die sogenannte Utensilienleiste zum Befestigen von Zubehör (476 Euro) komplettieren die Karosseriegestaltung.

Die Editionsmodelle sind schon gut vorgerüstet

Unabdingbar für kernige Offroad-Ausflüge ist das "Rough"-Paket, (Achssperren, Geländereifen), das beim Trialmaster serienmäßig dabei ist. Ansonsten würden hier (wie beim Fieldmaster) weitere 1.945 Euro auf dem Einkaufszettel stehen. Weil aber der Fieldmaster serienmäßig mit Ledersitzen kommt, wollen wir die für den konfigurierten Trialmaster auch, macht 2.083 Euro für die zweifarbige Ausführung und weitere 381 Euro für die Sitzheizung. Weil wir gerade beim Thema Leder sind: Lederlenkrad und belederte Schalthebel sind zwar Serie, mit braunem Sattellleder für 714 Euro sieht das aber gleich noch schicker aus.

Gehen wir wieder nach draußen und kümmern uns um die Bergefähigkeiten. Eine versteckt hinter dem Stoßfänger integrierte Seilwinde mit 5,5 Tonnen Zugkraft? Nur her damit! 3.671 Euro landen auf dem Bestellzettel. Der serienmäßige Luftansaugschnorchel wirkt erst mit dem Zyklon-Vorfilter für staubige Gegenden wirklich komplett, 278 Euro. Hatten Sie schon einmal einen Spaten als Zubehör in einem Fahrzeugkonfigurator? Beim Grenadier gibt es das (42 Euro) ebenso wie das hilfreiche Offroad-Bergungsset unter anderem mit Umlenkrolle, Schäkeln und Gurten für 429 Euro.

Ordnung im Laderaum

Den Laderaum machen wir mit einem Stausystem, Trenngitter, Gepäckhaltenetz, Verzurrösen und Befestigungsschienen so richtig praxistauglich, die Einzelpositionen summieren sich auf 672 Euro. Auf gar keinen Fall fehlen darf dabei der ausklappbare Campingtisch in der Hecktür für weitere 340 Euro. Genug für hier, wir steigen dem Grenadier aufs Dach.

Der Land Rover Defender ist bekanntlich das Paradebeispiel für Dinge, die Menschen unbedingt auf dem Dach transportieren müssen, um der Umwelt große Abenteuerlust zu signalisieren. Ersatzreifen, Kanister, Sandbleche und dergleichen. Da darf der Grenadier natürlich nicht zurückstehen. Wir greifen deshalb beim Dachgarten und den Utensilien in die Vollen. Wichtigstes Bestandteil dabei ist die vollflächige Dachgepäckträger-Plattform für 1.863 Euro, an der mit Halterungen unter anderem für einen Hi-Lift-Wagenheber, Sandbleche, Kajaks, Gasflaschen, Reserverad, Axt und Schaufel sowie einige Dinge mehr weitere 1.809 Euro im Konfigurator verschwinden.

Ineos Grenadier Showroom Concept
Ineos
So werden die Showrooms der Vertriebspartner aussehen, in denen sich die Kunden ihren online bestellten Grenadier abholen können.

So viel verschiedenen Krempel nimmt doch keiner mit, meinen Sie? Haben ist besser als brauchen, meinen wir! Und deshalb wird das Dach-Ensemble auch noch mit einer ausschwenkbaren Dachmarkise (721 Euro) komplettiert, um beim Mittagsmahl am ausklappbaren Campingtisch sonnengeschützt speisen zu können. War sonst noch was? Stimmt, das Pannen-Notfallkit Plus für 137 Euro gönnen wir uns auch noch, obwohl der Grenadier immerhin fünf Jahre Vollgarantie hat und hoffentlich nicht so schnell liegenbleibt. Letztes I-Tüpferl, weil es halt in der Preisliste steht, das Raucherpaket für schmale 42 Euro. In so einem Aschenbecher kann man ja auch das Kleingeld für die Parkuhr sammeln.

Extras für 20.497 Euro

Zeit für die Endabrechnung, die der Ineos-Konfigurator praktischerweise mit einer detaillierten Aufschlüsselung zum Download anbietet, bevor man auf den Bestell-Knopf drückt. 89.487 Euro stehen da auf der Liste für den Grenadier mit allem inklusive scharf. 20.497 Euro sind damit in Extras und Zubehör investiert, eine stolze Summe. Vielleicht probieren wir es doch lieber mit dem rund 30.000 Euro günstigeren Utility Wagon?

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Auf jeden Fall, es gibt ja ansonsten nur noch SUV!Niemals, wer braucht schon einen Offroader?

Fazit

Eine der ungewöhnlichsten Auto-Geschichten der jüngeren Vergangenheit biegt nun auf die Zielgerade. In nur sechs Jahren von der ersten Idee bis zur Serienfertigung hat Ineos eine neue Marke gegründet, einen kernigen Geländewagen mit feinster Technik entwickelt, eine Autofabrik gekauft und den Vertrieb gesichert. Jetzt liegt es an den Kunden, fleißig zu bestellen.

So günstig wie eingangs versprochen mit einem Basispreis zwischen 35.000 und 40.000 Euro wird es zwar nicht, aber das war eigentlich bereits seit der Verkündung des Motorenpartners BMW und den verwendeten teuren Sechszylindermotoren klar. Verglichen mit Wettbewerbern wie dem Mercedes G (ab 109.295 Euro und ohnehin ausverkauft) oder dem Jeep Wrangler Rubicon (schon in der Basis 76.500 Euro) kann der Einstiegspreis des Grenadier jedoch fast schon als Schnäppchen durchgehen.