Koenigsegg Jesko (2022)
Track-Version erhält Beinamen „Attack“

Inhalt von

Koenigsegg hat den ersten Jesko fertiggestellt – ein Modell der Track-Variante, die nun "Attack" heißt. Das Vorserienauto trägt die Seriennummer 1/125, kommt ziemlich orange daher und zitiert damit den früheren Highspeed-Rekordhalter CCR.

07/2021, Koenigsegg Jesko Seriennummer 1/125
Foto: Koenigsegg

Koenigsegg ist etwas abhanden gekommen. Seit Januar 2021 sind die schwedischen Highspeed-Fetischisten nicht mehr Inhaber der Bestmarke "schnellstes Serienauto der Welt". Die Vmax-Krone hält inzwischen der SSC Tuatara, der mit 282,9 mph beziehungsweise 455,3 km/h etwas schneller war als der 1.176 PS starke Koenigsegg Agera RS. Dieser raste am 4. November 2017 einen abgesperrten Highway im US-Bundesstaat Nevada mit 447,2 km/h bzw. 277,9 mph entlang. Er steht damit in der Tradition des CCR, der 2005 mit 394,87 km/h den ersten Highspeed-Rekord für Koenigsegg errang.

Unsere Highlights

Jesko Nr. 1 zitiert den CCR

Doch im Frühjahr 2022 kommt ja das neue Koenigsegg-Modell auf den Markt, und mit dem Jesko soll die Vmax-Krone wieder in eine Vitrine in Ängelholm wandern. Inzwischen haben die Schweden das erste Vorserien-Modell mit der Seriennummer 1/125 fertiggestellt (siehe Fotoshow oben). Dessen Lackierung – Orange-Perleffekt mit Akzenten in Silber und Kohlefaser – ist kein Zufall: In diesem Outfit ist uns der Ex-Rekordhalter CCR in Erinnerung geblieben. Innen greift der Jesko Nr. 1, der zur auf maximalen Abtrieb optimierten Charge mit großem Heckflügel gehört, das Farbenspiel auf. Wie Koenigsegg inzwischen bestätigt hat, erhält diese Version den Beinamen "Attack".

Der Koenigsegg Jesko debütierte bereits Anfang 2019 auf dem Genfer Autosalon. Etwa ein Jahr später stellten die Schweden mit dem weitgehend flügellosen Jesko Absolut die Highspeed-Version des Hypercars vor. Diese soll dann sogar die 300-mph-Schallmauer (482,8 km/h) hinter sich lassen. Und zwar so weit, dass der Jesko am Ende sogar die 500 km/h-Marke übertrifft. In Simulationen habe das schon geklappt, beteuert Koenigsegg.

Video veranschaulicht aggressiven Motorsound

Der Chef höchstpersönlich präsentierte den Jesko erstmals in Fahrt: Christian von Koenigsegg drehte kurz vor Weihnachten 2019 eine Runde rund um die Firmenzentrale im schwedischen Ängelholm in Richtung des angrenzenden Flugplatzes. Wirklich schnell war er dabei nicht, aber ein bisschen Drehzahl gönnte er dem Motor dabei schon. Dabei zeigt sich: Das Hypercar klingt ziemlich aggressiv, wie dieses Video zeigt:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Für den Jesko hat Koenigsegg seinen Fünf-Liter-Twin-Turbo-V8 weiterentwickelt. Der Flatplane-Motor verfügt nun über eine um 180 Grad gekröpfte, nur 12,5 Kilogramm schwere Kurbelwelle, die den Motor vor allem drehfreudiger machen soll. Das Drehzahl-Limit soll nun oberhalb von 8.500 Touren liegen. Der Tendenz von Flatplane-Motoren zu stärkeren Vibrationen wirkt Koenigsegg mit aktiven Motorlagern entgegen. Neu konstruierte Pleuel und Kolben runden die innermotorischen Maßnahmen ab.

1.622 PS im E85-Bioethanol-Modus

Außerdem saugt der Koenigsegg Jesko die Luft effizienter an, kontrolliert die Drücke präziser, indem jeder einzelne Zylinder von Sensoren überwacht wird, und erhält neue Turbolader. Die sind nicht nur größer, sondern arbeiten auch mit einem neuen, hauseigenen und patentierten Luft-Einspritz-System. Das besteht aus einem kleinen Kompressor samt Karbon-Lufttank, der innerhalb des Lader-Systems sitzt und 20 bar starke "Luftschüsse" verteilt, wenn die entsprechende Leistung abgefragt wird. Das spannt die Turbos vor und führt zu einem verzögerungslosen Ansprechen.

04/2019, Koenigsegg Jesko
Koenigsegg / Steven Wade
Zentraler Bestandteil des Luftleit-Konzepts ist der Heckflügel.

Und wofür das Ganze? Nun ja, die 1.298 PS im Betrieb mit normalem Benzin wäre schon ein stichhaltiges Argument für den großen Aufwand. Aber die 1.622 PS, die der Koenigsegg Jesko mit E85-Bioethanol liefert, dürften diesen endgültig rechtfertigen. Als maximales Drehmoment geben die Schweden 1.500 Newtonmeter bei 5.100 Umdrehungen an; mehr als 1.000 davon liegen im gesamten Bereich zwischen 2.700 und 6.170 Kurbelwellenrotationen an.

Getriebe-Hightech, vom Fahrrad inspiriert

Doch beim Motor endet das Hightech-Feuerwerk des Jesko noch lange nicht. Auch das Getriebe wartet mit einigen Besonderheiten auf. Nicht nur, dass es mit 90 Kilogramm Gewicht sehr leicht geraten ist. Es verzichtet auch auf klassische Synchronringe und hat nicht nur zwei, sondern sechs Kupplungen. Das soll den entscheidenden Vorteil bringen, bei hohem Tempo nicht erst durch alle Gänge schalten zu müssen, wenn zusätzliche Beschleunigung benötigt wird.

03/2019, Koenigsegg Jesko
Koenigsegg
Koenigsegg installiert im Jesko ein revolutionäres Getriebe.

Während ein klassisches Doppelkupplungsgetriebe beim Zurückschalten vom – beispielsweise – siebten in den vierten Gang auch in die sechste und fünfte Fahrstufe wechseln muss, weil die Elektronik immer nur den nächsten Gang vorwählt, kann der Koenigsegg sie einfach überspringen. Das funktioniert ein bisschen wie die Ritzel beim Fahrrad: Der Jesko kombiniert quasi ein Zweier- mit einem Dreier-Ritzelpaket und kann daraus jederzeit jede Kombination wählen, ohne irgendeine Art von Synchronisierung berücksichtigen zu müssen. Macht mathematisch: 3² = 9 Gänge. Dafür muss der Fahrer lediglich eine Taste am Wählhebel verstellen und länger am Schaltpaddel ziehen; der Jesko wechselt dann automatisch in den Gang, der die beste Beschleunigung verspricht.

Fahrwerk nach Formel-1-Vorbild

Das Fahrwerk arbeitet mit verlängerten und verbesserten Doppel-Querlenkern nach Formel-1-Vorbild. Die komplett einstellbaren Stoßdämpfer liefert Öhlins. Und zwar drei pro Rad für sowohl die Vorder- als auch die Hinterachse, wobei zwei vertikal und einer horizontal angeordnet sind. Das soll sowohl den Abstand zum Asphalt als auch das Griplevel jederzeit auf perfektem Niveau halten. Neu ist, dass die Hinterräder mitlenken, und zwar in einem Winkel von bis zu drei Grad. Apropos Räder: Die wachsen im Vergleich zum Agera RS und haben nun die Dimensionen 9,5x20 (vorne) und 12x21 Zoll (hinten). Serienmäßig rollt der Jesko auf Michelin Pilot Sport Cup 2-Reifen. Deren noch extremere R-Variante ist optional erhältlich.

So rasant wie Daten und Fahrleistungen sollen künftig übrigens auch Updates aufgespielt werden. Dafür haben die Schweden eine neue Software-Lösung entwickelt, die Over-The-Air-Updates (OTA-Updates) laut eigener Aussage noch schneller und nahtloser als bisher ins Auto bringt.

OTA-Updates über neue Software

Das System IFOTA hält Autos bei Steuerelektronik und Infotainment auf dem aktuellen Stand, indem Updates zunächst auf einen virtuellen Zwischenspeicher gelegt werden. Sind alle Daten heruntergeladen, kann quasi in Echtzeit zwischen den Versionen hin- und hergesprungen werden. Den Start dieser Technologie kündigen die Schweden für Ende 2021 zwar zunächst im Regera-Programm an, doch auch der Jesko wird später damit ausgestattet. Auch die Bestandsfahrzeuge sollen von der neuen Software profitieren.

06/2018, Koenigsegg Jesko Cherry Red Edition
Luxuryandexpensive
In diesem ziemlich roten Outfit kommt der Jesko wohl erstmals nach Deutschland.

Laut Hersteller erhält der 1.420 Kilogramm schwere Jesko das aggressivste Aerodynamik-Paket aller bisherigen Koenigsegg-Modelle; im Vergleich zum Agera RS soll der maximale Anpressdruck um 40 Prozent höher liegen. Zentraler Bestandteil des Luftleit-Konzepts ist bei der Attack-Variante der Heckflügel, dessen charakteristisches Design von den beiden aus der Karosserie wachsenden Haltestegen und dem doppelten Profil bestimmt wird. Der Frontsplitter arbeitet mit beweglichen Klappen, die Außenspiegel sind ebenfalls dazu da, die Luft an die richtigen Stellen zu leiten. Allein sie sollen bis zu 20 Kilogramm Anpressdruck produzieren – von insgesamt 1.000, die der Jesko bei 275 km/h produziert.

Innen mit verbessertem Komfort

Wie jeder Koenigsegg baut auch der Jesko auf einem Kohlefaser-Monocoque-Chassis auf, das im Vergleich zum Agera RS aber 40 Millimeter länger und 22 Millimeter breiter geworden ist. Das soll mehr Platz für die Insassen schaffen. Auch der Komfort soll sich verbessert haben. Zum Beispiel durch neu entwickelte Türen, die einen größeren Einstiegswinkel freigeben. Oder durch induktive Lademöglichkeiten fürs Handy. Oder durch die Einparkhilfe per "Bird’s Eye View"-Monitor. Und so weiter. Das Infotainment-System besteht aus einem zentralen Neun-Zoll-Touchscreen und einem fünf Zoll großen, digitalen Instrumenten-Monitor hinter dem Lenkrad. Das wiederum ist mit kleinen Touchscreens samt haptischem Feedback ausgerüstet, über das Telefon-, Audio- oder andere Funktionen gesteuert werden können.

03/2019, Koenigsegg Jesko
Koenigsegg
Das Lenkrad verfügt über zwei kleine Touchscreens mit haptischem Feedback.

Keine Frage: Der Vater von Christian von Koenigsegg, Gründer und Chef des Sportwagenherstellers, wäre stolz auf das, was sein Sohn samt Team da auf die Straße bringt. Zumal das Auto nach dem heute 80-Jährigen benannt ist. Diese Geste war übrigens eine Überraschung, Jesko von Koenigsegg wusste bis zur Enthüllung in Genf nichts davon. Christian hat sogar falsche Pressemeldungen verschickt; bis zuletzt war noch der Name Ragnarok im Gespräch.

125 Exemplare für 2,5 bis 3 Millionen Euro netto

Die 125 Exemplare des in Deutschland fast 2,8 Millionen Euro teuren Sportwagens sind allesamt schon vergriffen. Bereits vor der Premiere auf dem Genfer Autosalon wurden 83 Modelle verkauft, der Rest innerhalb von fünf Tagen nach der Präsentation. Die Käufer müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden. Die reguläre Serienproduktion beginnt im Frühjahr 2022, und pro Woche entsteht nur ein Modell. Darunter auch die ziemlich rote Cherry Red Edition, die ein neu gegründetes Online-Portal, auf dem Luxusautos gehandelt werden, in Schweden bestellt hat.

Umfrage
Wird der Koenigsegg Jesko die 300-mph-Marke knacken?
35454 Mal abgestimmt
Na klar. Der enorme Hightech-Aufwand wird belohnt.Nein. Rekord wie diese sind außerdem völlig egal.

Fazit

Mit Hightech zum Geschwindigkeitsrekord: Es ist schon enorm, welchen Aufwand Koenigsegg betreibt, um sein Ziel – ein echtes 300-mph-Serienauto – zu erreichen. Aber nicht nur technisch, auch optisch und akustisch setzt der Jesko sowohl in der Attack- als auch in der Absolut-Variante neue Akzente und sticht aus der Hypercar-Masse heraus. Es wird spannend zu erleben, ob der Titel "schnellstes Serienauto der Welt" nach Schweden zurückkehrt.

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten