Maserati Ghibli Hybrid (Modelljahr 2021)
Kein Diesel mehr - dafür Mild-Hybrid

Maserati wirft den Sechszylinder-Diesel aus dem Ghibli. Stattdessen zieht erstmals ein Mild-Hybrid-System in die Sportlimousine ein. Der elektrifizierte Maserati mit Vierzylinder-Benziner-Turbo leistet 330 PS und kostet unter 70.000 Euro.

Maserati Ghibli Hybrid - Vierzylinder-Turbo - Mild-Hybrid - Sportlimousine
Foto: Maserati

Es ist ein Einschnitt in der über 100-jährigen Firmengeschichte von Maserati. Zum ersten Mal bekommt der Verbrennungsmotor in einem Auto mit dem Dreizack die Unterstützung von Elektro-Komponenten. Im Ghibli elektrifiziert ein Bordnetz mit einer Spannung von 48 Volt den Turbolader.

Heraus kommt der erste Maserati mit einem Mild-Hybrid-System (MHEV). Es soll der erste Schritt hin zu einer Elektro-Offensive werden. In den nächsten Jahren soll jede Maserati-Baureihe elektrifiziert werden. Ein vollelektrischer Sportwagen ist auf dem Weg. "Sie werden überrascht sein, wie viele Elektro-Fahrzeuge wir in den nächsten Jahren haben werden", heißt es aus der Firmenzentrale in Modena.

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Ghibli Hybrid wiegt leer 1.878 Kilo

Das heißt aber nicht, dass die Marke mit dem Dreizack im Kühlergrill dem Verbrennungsmotor abschwört. Im Gegenteil. Der neue Sportwagen MC20, der später im Jahr debütiert, trägt einen doppelt-aufgeladenen Sechszylinder mit einem Hubraum von drei Litern. Und auch an die Zukunft von V8-Motoren glauben sie bei Maserati. Vielleicht elektrifiziert, aber in 20 Jahren werde es immer noch Achtzylinder-Motoren geben.

Was Maserati ausschließt: einen Plug-in-Hybrid. Anders als Ferrari also, das mit dem SF90 erstmals einen Plug-in-Hybrid vorstellte. Zu viel Gewicht für zu wenig Ertrag in einem Sportwagen, sagen sie bei Maserati. Weil es vor allem mit Frontmotor schwer darstellbar ist. Stichwort: Platzverhältnisse. "Du kommst damit rein elektrisch vielleicht 50 Kilometer weit. Dafür schleppst du große Batterien mit dir herum, die dir die Gewichtsverteilung zerstören. Wenn die Batterie leer ist, schleppt der Verbrenner das ganze Mehrgewicht allein. Das ist nichts für einen Sportwagen." Ein Porsche Panamera 4 E-Hybrid zum Beispiel wiegt als Plug-in mit Sechszylinder-Turbo über 2,2 Tonnen. Der GTS mit zwei Zylindern mehr und ohne Hybrid rund 150 Kilogramm weniger.

Maserati konzentriert sich lieber auf den Mild-Hybrid. Genauer gesagt haben das 100 Entwickler der italienischen Marke getan. Mit dem Mild-Hybrid kann man zwar nicht rein elektrisch fahren. Doch das System ist kostengünstiger, leichter, senkt den CO2-Ausstoß und schadet laut Maserati nicht der Leistungsfähigkeit des Ghibli. Das Handling und die Achslastverteilung sei sogar verbessert worden. Die Batterie verstauen die Ingenieure im Gepäckraum. Das Kofferraumvolumen liegt bei 500 Liter.

Das Leergewicht des Ghibli Hybrid gibt der italienische Traditionshersteller mit 1.878 Kilogramm an. Zum Vergleich: Der Sechszylinder-Turbo wuchtet 68 Kilo weniger um die Kurven. Man sieht: Auch der Mild-Hybrid geht auf die Rippen, aber weit weniger als Plug-in-Hybrid.

330 PS, unter zehn Liter Verbrauch

Die Batterie wird im Schleppbetrieb beim Ausrollen und Bremsen aufgeladen. Ein Riemen-Starter-Generator (RSG), der auch als Lichtmaschine arbeitet, nimmt hierfür die freigewordene Energie auf und legt sie in dem kleinen Speicher ab. Oder der RSG treibt direkt den E-Turbolader an. Wenn nicht, bezieht der E-Verdichter seine Kraft aus der Batterie.

Zum Einsatz kommt ein elektrifizierter Verdichter, der mit dem klassischen Mono-Scroll-Turbolader zusammenarbeitet. Die Aufgabe der E-Komponente bestehe darin, den Turbo bei der Leistungsentfaltung des Motors im unteren Drehzahlbereich zu unterstützen. Maserati verspricht, dass der zwei Liter kleine Vierzylinder es dank Elektrifizierung auf eine Leistung von 330 PS und ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmeter bringt. Die Kraft fließt an die Hinterachse. Damit liegt man fast auf dem Niveau des drei Liter großen V6-Turbomotors, der 350 PS leistet. Dieser bleibt mit der Modellpflege erhalten – genauso wie der V8-Twin-Turbo mit einem Hubraum von 3,8 Litern.

Wo liegt der Vorteil des elektrischen Laders? Im Ansprechverhalten. Das Turboloch sollte vor allem im unteren Drehzahlbereich, wenn der Abgasstrom noch nicht kräftig genug ist, um den normalen Verdichter zu beschleunigen, zugeschüttet werden. Wir sprechen hier von Drehzahlen um die 1.500 Touren. Dann greift der E-Verdichter ein, damit rasch Ladedruck aufgebaut wird, um den Vierzylinder auf zack zu bringben. Auch im oberen Drehzahlbereich – im Sport-Modus – soll noch mehr Dampf an der Kette sein.

Der hybridisierte Ghibli soll in 5,7 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und bis zu 255 km/h schnell sein. Zum Vergleich: Der Ghibli-V6 sprintet in 5,5 Sekunden auf Landstraßentempo. Gleichzeitig sollen die vier Zylindern ein Viertel weniger Benzin konsumieren als die sechs Brennräume des "normalen Ghibli". Maserati gibt als vorläufigen Benzinverbrauch 8,5 bis 9,6 Liter auf 100 Kilometer an (nach WLTP).

Mild-Hybrid ersetzt Diesel

Der große V8-Motor kommt von Ferrari. Der kleine Vierzylinder von Alfa Romeo. Im Prinzip hat Maserati aber nur die Abmessungen und den Zylinderkopf erhalten. Ansonsten wurde der Alfa-Motor für das eigene Anliegen weitreichend überarbeitet. Für mehr Leistung und mehr Drehmoment, mit E-Booster und einem elektronischen Motormanagement von Bosch. Leidtragender ist der Ghibli-Diesel. Der V6-Selbstzünder mit einem Hubraum von 2.987 cm³ fliegt bald aus dem Portfolio.

Es hat sich ausgedieselt im Ghibli. Stattdessen soll der neue Mild-Hybrid die Verkaufszahlen ankurbeln. Maserati geht davon aus, dass die elektrifizierte Sportlimousine vor allem in Europa und China gut ankommen wird. In Italien rechnet man damit, dass der Mild-Hybrid 60 Prozent der Verkäufe in Europa ausmachen wird.

Es bleibt nicht allein bei der Elektrifizierung. Maserati überarbeitet mit der Ghibli-Modellpflege auch die Außenfassade und den Innenraum. Die Italiener verändern Stilelemente der Karosserie und spendieren dem Ghibli neue Farben. Luftauslässe, Bremssättel und der Pfeil im Saetta-Logo an der C-Säule sind blau. Die Lackierung "Grigio Evoluzione", ein "bläulich schimmerndes Techno-Grau", sei exklusiv für den Hybrid reserviert.

Innen zieht neben einem anders gestalteten Gangwahlhebel für die ZF-Achtgang-Automatik ein größerer Bildschirm mit 10,1 Zoll (früher 8,4 Zoll) ein. Das neue HD-Bildverhältnis: 16:10 statt 4:3. Der Prozessor soll schneller arbeiten. Das Navigationssystem wurde auf den neuesten Stand gebracht, die Konnektivität erhöht. Der Fahrer muss keine Knöpfe drücken oder Rädchen drehen, wenn er es wärmer oder kälter möchte, ein neues Navigationsziel definieren oder in den Fahrzeugeinstellungen graben will. Es reicht, dass er dafür mit dem Bordassistenten spricht.

Maserati Ghibli Hybrid - Vierzylinder-Turbo - Mild-Hybrid - Sportlimousine
Maserati
Blaue Akzente kennzeichnen den Ghibli als Hybrid-Modell.

Preis unter 70.000 Euro

Neu ist auch Maserati Connect. Der Dienst soll Fahrer, Fahrzeug und Umwelt mit einer digitalen Anwendung verbinden. Dank der permanenten Vernetzung weiß der Fahrer genau, ob ein Check seines Fahrzeugs fällig ist. Oder er kann ferngesteuert bestimmte Funktionen aktivieren. Per Smartphone, Smartwatch, Web-Anwendung oder virtueller Assistenten (Amazon Alexa oder Google Assist) kann der Fahrer mit seinem Fahrzeug stets in Kontakt bleiben. Der Ghibli soll mit dem Modelljahr 2021 kompatibel mit Apple Car Play und Android Auto sein.

Maserati will seinen ersten Hybrid ab September im Werk Grugliasco bei Turin bauen. Die Sportlimousine ist in den typischen Ausstattungen GranLusso und GranSport zu haben. Der Grundpeis soll unter 70.000 Euro liegen. In Deutschland wird der Ghibli Hybrid voraussichtlich 69.400 Euro inklusive Mehrwertsteuer kosten. Fast 2.000 Euro mehr als der ausrangierte Diesel, fast 2.000 weniger als der Ghibli mit Dreiliter-V6.

Man darf davon ausgehen, dass der Mild-Hybrid auch in den anderen Maserati-Modellen zum Zug kommen wird. Der Diesel dürfte auch in Quattroporte und Levante nicht mehr lange überleben.

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Technik-Profi-2017_07_01_1
Ein Mildhybrid passt doch - er kann auch ohne schwere Batterie rekuperieren.
BMW 330e, Exterieur
Der PHEV mag schwer sein, bringt aber für klassische Pendler die meisten elektrischen und emissionsfreien Kilometer.

Fazit

Die Kombination des Riemenstarters mit dem Turbolader klingt spannend und könnte dem 4-Zylinder zu einem besonders wachen Ansprechverhalten verhelfen. Sein Klang wird aber gegenüber dem des leichteren und stärkeren V6 abfallen, der Verbrauch dürfte beim klassischen Einsatzprofil einer Maserati-Limousine (Langstrecke) über dem des Diesels liegen. Insofern muss der Maserati Ghibli MHEV für europäische Kunden keine Verbesserung sein

Technische Daten
Maserati Ghibli Hybrid
Grundpreis71.507 €
Außenmaße4971 x 1945 x 1461 mm
Kofferraumvolumen500 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung243 kW / 330 PS bei 5750 U/min
Höchstgeschwindigkeit255 km/h
Verbrauch7,2 l/100 km