Porsche 911 (992) im ersten Check
Ist der Neue innen noch ein echter 11er?

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Porsche zeigt in LA den neuen 911 mit dem Modell-Kürzel 992. Porsche-Chef Oliver Blume verspricht, Generation 8 des Sportwagen-Klassikers sei „noch leistungsstärker, noch emotionaler“ als die Vorgänger. 30 PS mehr als zuvor hat der Neue – aber ist er wirklich emotionaler?

Einen Blick auf den 992 zu werfen, ist auf der Messe in den USA gar nicht so einfach. Die Amerikaner stehen auf Porsche, 55.000 Autos verkauften die Schwaben 2017 dort. Aber selbst in der Menschenmenge ist erkennbar: Der neue 11er übertrifft seine Vorgänger in punkto zeitlosem und gleichzeitig modernem Styling deutlich. Durch die integrierten Türgriffe, die erst bei Berührung aus der Karosserie hervorkommen, kommt die Seitenlinie ohne Brüche noch klarer zur Geltung als jemals zuvor. Auch die Frontansicht mit den neuen LED-Scheinwerfern sowie das Leuchtband am Heck wirken klarer und schnörkelloser als beim Vorgänger-Modell. Überhaupt das Heck: Kaum einer der Betrachter kann es sich verkneifen, über die sinnlich geschwungenen hinteren Kotflügel zu streichen. Subjektiv liegt das Hinterteil noch etwas satter auf der Straße - das kommt sicher durch die hinten 44 Millimeter breitere Spur und entsprechend ausladendere Karosserie, die jetzt für alle Modelle gleich breit ist.

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Digitale Instrumente – fast

Im Innenraum ist es dann eher wieder das alte Elfer-Gefühl: Auf den sportlich gestalteten Sitzen hat man sofort den Eindruck, perfekt ins Auto integriert zu sein. Der Seitenhalt wirkt schon im Stand hervorragend. Außerdem fühlt sich der Sitz an, als würde er den Fahrer besser stützen.

11/2018 Porsche 911 Typ 992.
Porsche

Vor ihm blieb der Drehzahlmesser an seinem Platz – nämlich ganz Porsche-typisch in der Mitte. Und wie der Sechszylinder-Boxer im Heck, von dessen Kurbelwelle er die Rotationen angibt, blieb er als einziges Instrument analog. Rechts und links daneben informieren zwei dünne, rahmenlose Digital-Displays den Fahrer über allerlei – na ja, Details letztlich, wenn man die Drehzahl (und die Geschwindigkeit wie bisher im Drehzahlmesser digital angezeigt) kennt. Apropos Nebensächliches: Das etwas gewachsene, 10,9 Zoll große Display in der Mitte bekam eine komplett neue Programmierung und lässt sich jetzt intuitiver bedienen.

Kleiner Automatikwählhebel und Assistenzsysteme

Echte Blickfänger sind die fünf geriffelten, metallisch glänzenden Tasten direkt unterhalb des Displays. Sie gewähren den direkten Zugriff auf wichtige Funktionen wie Dämpfer- oder PDC-Einstellung, ohne dass sich der Fahrer in dee Untermenüs bemühen muss. Über drei weitere Tasten vor dem Schalthebel im gleichen Stil lassen sich die Innenraumtemperatur pro Fahrzeugseite sowie der Ventilator der Lüftung einstellen. Vielleicht hat Porsche den Wählhebel der Automatik deshalb so klein gemacht, weil er den Tasten optisch so nahe ist – ein bisschen sieht er ja aus wie einst die Rasierer von Braun. Schon stylisch, aber irgendwie nicht recht passend. Vielleicht ein Argument für die zum Glück weiter angebotene Handschaltung?

11/2018 Porsche 911 Typ 992.
Porsche

Serienmäßig hat der 992 nun auch zahlreiche neue Funktionen an Bord; unter anderem eine Schwarmdaten-basierte Online-Navigation und das beliebte Porsche Connect Plus. Besonders stolz ist Porsche auf seinen serienmäßigen „Wet Mode“. Diese digitale Neuentwicklung an Bord erkennt, wenn Wasser auf der Straße ist, und regelt die Systeme entsprechend. Der Fahrer wird gleichzeitig auch gewarnt und kann – falls er dies wünscht – per Tastendruck die Abstimmungen besonders sicherheitsbetont wählen. Ebenso serienmäßig ist jetzt ein Warn- und Bremsassistent an Bord, der via Kamera drohende Kollisionen mit sich bewegenden Objekten erkennt und gegebenenfalls eine Notbremsung einleitet. Weltpremiere hat im neuen 911er auch ein Nachtsichtassistent mit Wärmebildkamera – der kostet aber Aufpreis.

Fazit

So viele elektronische Assistenten für ein Fahrerauto mögen Puristen schwierig finden – aber wenn’s der Sicherheit dienlich ist, sollte es niemanden stören. Wichtiger ist, dass sich der 911 treu geblieben ist und sein Profil eher noch geschärft hat: Das modern-glattflächige Design bringt die klassische Grundform noch besser zur Geltung und die digitalen Instrumente in traditioneller Form sind eher hübscher als zuvor. Das freut das Auge. Wichtig: Der analoge Drehzahlmesser in der Mitte. Und natürlich der Schalter für die Zündung links vom Lenkrad. Das freut das Herz aller, die mindestens eine der sieben Vorgänger-Generationen gut fanden. Emotionaler? Da hat der Porsche-Chef nicht zu viel versprochen.