Neuer Seat Leon im Vorgänger-Vergleich
Wo wird der Kompakte besser?

So ein Neuling muss sich immer an seinem Vorgänger messen lassen. Der aktuellste Seat Leon macht da keine Ausnahme. Ein Vergleich mit Generation 5F.

Seat Leon Vergleich neu alt 2020 Collage
Foto: Seat / Patrick Lang

Buenos Dias, Hola und Olé – der neue Seat Leon ist da. So, genug spanische Wortfetzen, wir gehen direkt ans Eingemachte. Mit mehr als einer Million verkaufter Autos war der Leon der dritten Generation (5F) das beliebteste Modell der VW-Tochter. Entsprechend groß sind die Fußstapfen, durch die nun Generation Nummer vier rollt. Wer auf der markeninternen Baureihen-Karriereleiter hoch hinaus will, sollte im Idealfall besser geworden sein. Wir schauen uns an, ob das hier der Fall ist.

Unsere Highlights
Seat Leon Vergleich neu alt 2020 Collage
Seat / Patrick Lang
Im Vergleich zum Vorgänger (im Hintergrund) wachsen Radstand und Außenlänge um fünf, beziehungsweise 8,6 Zentimeter.

Zunächst mal die härtesten aller harten Fakten – nackte Zahlen. Wie es der Geist der Neuzeit von so einem Nachfolger verlangt, wächst der Leon. Beim Radstand um fünf Zentimenter auf 2,69 Meter. Von der Schnauze bis zum Hintern legt der kompakte Viertürer ganze 8,6 Zentimeter an Länge zu und landet bei 4,37 Metern. Bei Höhe und Breite nimmt der Neue leicht ab. In Zahlen: Drei und 17 Millimeter. Für Garagen-Parker, City-Wusler und Supermarkt-Rangierer eindeutig ein Vorteil. Das Kofferraumvolumen bleibt indes mit 380 Litern auf Vorgänger-Niveau, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein Plus von Radstand und Länge hauptsächlich den Beinen der Fond-Passagiere zu Gute kommen. Diese Annahme hat sich auch bei der ersten Sitzprobe (der Redakteur maß 1,92 Meter) bestätigt.

Modernisierung im Cockpit

Seat Leon Vergleich neu alt 2020 Collage
Seat / Patrick Lang
Das Infotainment lässt sich im neuen Leon optional auf 10,25 Zoll vergrößern. Ansonsten sind es derer acht, wie bereits beim Vorgänger. Der Funktionsumfang des Systems wurde aber in jedem Fall gesteigert.

Im Cockpit wächst das Infotainmentsystem von acht auf zehn Zoll. Gleichzeitig wächst mit der neuen Software-Generation auch der Funktionsumfang mit und frei gesprochene Befehle wie etwa „Mir ist zu warm“ können vom Auto in kühlere Klimatisierung übersetzt werden. Apple Carplay funktioniert zudem jetzt auch ohne Kabelverbindung. Das die Sprachsteuerung allerdings mit dem Ausruf „Hola, Hola“ aktiviert werden muss, klingt erstmal gewöhnungsbedürftig. Die komplette Systemeinheit übernimmt der Leon wie üblich vom (bereits vorgestellten) neuen Golf. Entsprechend gibt es auch im Spanier einen prädiktive Tempomaten, der Navi-Daten mit einbezieht, und einen Touchslider, über den unterschiedliche Parameter wie beispielsweise die Musiklautstärke variiert werden können. Optional versehen Sie die Cockpitlandschaft mit einem 10,25 Zoll großen digitalen Kombiinstrument hinter dem Lenkrad – das allerdings konnte auch schon Generation 5F.

Einen Preis verrät Seat noch nicht, doch von einer moderaten Steigerung zwischen 1.000 und 2.000 Euro darf ausgegangen werden. Dafür sind etwa LED-Scheinwerfer, die beim Vorgänger mit 1.040 Euro extra bezahlt wurden, immer serienmäßig an Bord. Wer trotzdem mehr Geld für Licht ausgeben will, kann dafür jetzt stärkere LEDs mit 900 statt 550 Lumen verbauen lassen. Wo wir grade über Beleuchtung sprechen, kommen wir doch direkt zum Design. Freilich lässt sich nicht astrein sagen, ob das nun „besser“ oder „schlechter“ gelungen ist. Ein Hingucker ist aber in jedem Fall die durchgezogene Lichtleiste am Heck.

Seat Leon Vergleich neu alt 2020 Collage
Seat / Patrick Lang
Waren die LED-Scheinwerfer beim Vorgänger (links) mit 1.040 Euro noch aufpreispflichtig, sind sie beim neuen Modell serienmäßig an Bord.

Ein „Best-Of-Design“

Die Linienführung gestaltet Seat insgesamt skulpturaler und organischer als beim eher geradlinigen Vorgänger. Die Scheinwerfer fallen schmaler aus, der Grill wird verbreitert und wandert nach unten. Zusammen mit der flacheren Haube entspricht das den Umgestaltungsmaßnahmen, die man aktuell als gängig bezeichnen kann. Allerdings, und soviel Meinung sei uns hier erlaubt, führt das in der Konsequenz dazu, dass der Leon etwas beliebiger auftritt. Anstatt sich vom Konkurrenzumfeld abzuheben, mischt er Designelemente und Proportionen von Mazda 3, Ford Focus und Hyundai i30 und verliert damit an Eigenständigkeit. Fast wirkt es so, als hätte sich der Spanier einzig und unbedingt vom Golf abgrenzen wollen – obwohl oder gerade weil er mit dem ja am meisten gemein hat. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Habhafter als die Gestaltung ist das, was unter der Haube steckt. Hier gibt es für die Kunden eine neue Option, die – aha! – aus eben jenem Golf stammt. Der Leon kommt als Plug-In-Hybrid mit einem 1,4-Liter-TSI, Elektromotor, 13-kWh-Akku und einer Systemleistung von 204 PS. Auch mit Blick auf die restlichen Motor-Optionen steigt die Auswahl wieder an. Zuletzt gab es den Vorgänger (nach Facelift ab 2016) als Diesel, Benziner oder Erdgas-Variante in den Leistungsstufen 115 PS, 130 PS und 150 PS. Der neue Leon ist als Basismodell mit dem 1.0 TSI auch mit 90 PS zu haben. Es folgen 110, 130, 150 und ganz oben 190 PS. Der 1.5 TGI leistet 130 PS, die Selbstzünder, stets als Zweiliter-TDI, 115 oder 150 PS.

Umfrage
Der neue Leon ...
11341 Mal abgestimmt
... überzeugt mich komplett!... gefällt mir nicht so gut wie der Vorgänger.

Fazit

Also dann: Ob der neue Leon schöner geworden ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Was er auf jeden Fall besser kann, ist den Fond-Passagieren Platz bieten, assistenzgestützt navigieren, moderner „infotainen“ und als Plug-In lokal emissionsfrei fahren. Eine Weiterentwicklung des Kompaktmodells ist damit auf jeden Fall gelungen.