Das kann schon mal passieren: Lackstift bestellt, V10 geliefert bekommen. Blöd gelaufen, aber zumindest ist das die Historie dieses außergewöhnlichen Power-Packs, das jetzt bei bringatrailer.com in den USA zur Versteigerung steht. Das Licht der Welt erblickte das Motorengebirge 1996 als sogenannte Crate Engine, ein Komplettmotor ab Werk. Weil die Bestellnummer sich nur um eine Ziffer von der eines roten Dodge-Lackstifts unterschied und der bestellende Dodge-Mechaniker nicht ganz bei der Sache war, passierte seinerzeit dieses Malheur.
Im Video: Die Ur-Viper RT/10
Der Lagerist der Dodge-Vertretung, die acht Liter Hubraum statt 20 Milliliter Autolack bekam, fand das Ganze jedenfalls recht amüsant, das lässt zumindest das Originalfoto aus 1996 vermuten (siehe Bildergalerie). Seitdem mutierte der vollständig ausgerüstete Zehnzylinder zum Wanderpokal und fand etliche Besitzer in den USA, der jetzige Versteigerer hat ihn seit 2021. Passiert ist nie etwas damit – mal war der Klotz zu groß für das geplante Auto, mal die Garage zu klein zum Lagern.
Was macht man nur damit?
Die Idee, nach einer billigen Viper mit Motorschaden zu suchen, hatten auch schon manche Käufer. Problem halt: Die Riesenmaschine, einst als Lkw-Motor entwickelt, geht nicht kaputt, solche Motorschaden-Schlangen gibt es praktisch nicht. Der jetzige Besitzer dachte gar darüber nach, aus dem Monstrum einen Wohnzimmertisch zu bauen. Allerdings hatte, wie so oft in solchen Fällen, die Lebensgefährtin entschieden andere Vorstellungen von ästhetischer Wohnungsdekoration.
Der Viper-Zehnzylinder war in der technischen Basis als Antrieb für Ram Pick-ups entwickelt worden. Für den Einsatz im legendären US-Sportwagen hatte die damals noch zu Chrysler gehörende Sportwagenschmiede Lamborghini den V10 technisch angepasst, mit Traktor-Motoren hat man ja in Sant’Agata Bolognese aus Tradition keine Berührungsängste. Mit Aluminium-Kopf und -Block, überarbeiter Multipoint-Einspritzung und verbessertem Ölkreislauf wurde die Grundlage für einen extrem erfolgreichen Sportwagen gelegt, der 25 Jahre über Rennstrecken und Landstraßen räuberte. 2017 endete die Produktion.
Einbaufertige Maschine
Der zum Verkauf stehende Motor ist eigentlich "plug and play", fertig zum Einbau – sofern man über eine passende Basis verfügt. Alle Aggregate von der Lichtmaschine bis zu Anlasser, Klimakompressor und Kupplung sind verbaut; in einem Verkaufsvideo auf Youtube demonstriert der Besitzer, dass die Maschine trotz der langen Standzeit problemlos durchdreht.
Wenn Ihnen also eine neue Idee kommen sollte, wie sich so ein schöner roter Zehnzylinder nach 27 Jahren Herumsteherei endlich einer sinnvollen Aufgabe zuführen ließe, die Auktion läuft noch bis zum 11. Juli. Ein Achtliter-Aufsitzmäher könnte beispielsweise für ziemliche Furore im Dorf sorgen.
Fazit
Typischer Fall von Fingerzucken über dem Biete-Button: Man könnte doch... Aber das haben sich in den letzten 27 Jahren schon andere Motor-Nerds gedacht und dann letztlich nur ratlos auf das Zehnzylinder-Paket geguckt. Doch vielleicht findet sich ja diesmal ein Käufer, der mehr mit der Maschine anfangen kann, als sie für ein paar Jahre auf Lager zu legen.
