Renault Mégane R.S. III TCe 265
Kompakt-Racer im Gebrauchtwagen-Check

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Aber hallo! Alles andere als weichgespült, zeigt sich der Mégane R.S. der letzten Generation als Fahrmaschine reinsten Wassers. Gentlemen, start your sprotzeling Vierzylinder.

RENAULT MÉGANE R.S., Exterieur
Foto: Marc Reinecker

Wir können auch anders – nach diesem Motto produziert Renault für eine treue Gemeinde Eingeweihter schon lange Autos, die nur noch wenig zu tun haben mit dem Schnuckelig-nützlich-komfortabel-Image, das seit R4, Twingo und Espace fest verankert ist in den Köpfen der meisten Autofahrer.

Die neue Alpine bringt Sportlichkeit à la française nun wieder in die Köpfe, und Racer wissen natürlich, dass Renault nicht völlig erfolglos Motoren für die Formel 1 liefert. Die Twingo-Macher setzten schließlich schon 1995 die herrlich bekloppte Idee eines sperrangelweit offenen Zweisitzers in die Tat um. Hm, offener Zweisitzer, was soll daran besonders sein?, fragen nun vielleicht einige. Kurz zur Erinnerung: Der Sport Spider hatte kein Verdeck und – bevor die Warmduscherversion nachgeschoben wurde – auch keine Windschutzscheibe. Jetzt du.

Unsere Highlights
RENAULT MÉGANE R.S., Exterieur
Marc Reinecker
Nicht ohne Grund sieht man den R.S. oft auf der Nordschleife. Er kann das ab und macht enormen Spaß.

Merci, Renault Sport

Die schnellen Jungs von Renault Sport in Dieppe hatten und haben ein großes Herz für Racer, die sich nicht gleich einen 911 GT3 Cup oder sonst ein Track-Monster leisten können. Und dieses Herz fühlt man auch im Mégane R.S. der dritten Serie, der 2009 mit 250, später dann mit 265 oder sogar 273 PS geliefert wurde.

Ein weißer R.S. von 2012 mit 265 PS und 90.000 Kilometern auf dem Tacho hat uns heute zum Auto Center Oberhausen im Ruhrgebiet geführt. Alle Inspektionen gemacht, rundum guter Zustand, ordentlich ausgestattet.

14.950 Euro soll er kosten und damit noch mehr als die Hälfte des Listenpreises von 27.990 Euro. Teuer? Nein. Schließlich sind mit Navigation, Rückfahrkamera, Bose-Soundsystem, 19-Zöllern, Xenon-Licht, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Sitzen Extras im Wert von einigen Tausend Euro an Bord.

Das Auto ist unfallfrei und, wie Geschäftsführer Yasin Göksu erklärt, mit Bedacht ausgesucht. "Wir handeln bevorzugt mit Sportwagen und kaufen europaweit an. Aber wenn wir so ein Auto in der Nähe des Nürburgrings finden, sagen wir dann im Zweifel auch mal Nein. Die Mégane sind zwar für die Piste gebaut, doch die Nordschleife geht natürlich enorm aufs Material."

RENAULT MÉGANE R.S., Exterieur
Marc Reinecker
Ready to race: Außer dem weißen R.S. hat Yasin Göksu vom Auto Center Oberhausen auch noch einen roten mit Cup-Paket im Programm. Sein Tipp: Warm und wieder kalt fahren.

Dabei sei nicht der Antriebsstrang die Schwachstelle. Der Motor hält, wenn man ihn warm und auch wieder kalt fährt, wie Göksu erklärt: "Man sollte ihn nicht fünf Minuten lang laufen lassen nach dem Ballern, aber vor dem Abstellen langsamer fahren und dann vielleicht noch zehn Sekunden warten, sodass die größte Hitze aus dem Lader kommt." Die Vorderachse dürfte ruhig etwas stabiler dimensioniert sein, meint Göksu, dessen Familie am selben Ort schon seit 1985 mit Gebrauchtwagen handelt.

Domlager, Spurstangenköpfe, Traggelenke, Radlager und auch Stoßdämpfer sind somit die Schwachstellen – auch der sport auto-Dauertester blieb nicht verschont (2012): Bei Kilometerstand 54.366 musste ein Achsschenkel getauscht werden.

Knacken von vorn kann da ein erstes Alarmzeichen sein, während störendes Rubbeln beim Rangieren eher auf die Anwesenheit des Cup-Pakets hinweist: Die mechanische 35-Prozent-Sperre macht dann auf sich aufmerksam.

RENAULT MÉGANE R.S., Motor
Marc Reinecker
Sprotzeln, knallen, reißen: Der Motor beherrscht viele schöne Sounds. Der Zahnriemen sollte alle sechs Jahre gewechselt werden.

Das 1.590 Euro teure Paket ist im Grunde nur eine wichtige Option für Track-Junkies, die sich regelmäßig mit Ehrgeiz und Lust auf abgesperrte Strecken begeben. Denn die nochmals strafferen Federn und Dämpfer drücken den Komfort im Alltag auf ein schütteres Minimum, und die geschlitzten Bremsscheiben braucht es im öffentlichen Verkehr wirklich nicht. Die serienmäßigen Brembo-Sättel stoppen auch mit den Serienscheiben exzellent, bei guter Dosierbarkeit und wirklich ausreichenden thermischen Reserven. Rubbeln sie dennoch, müssen sie keinen Schlag haben oder verzogen sein. Es sind Fälle bekannt, in denen gerissene Staubschutzmanschetten der Sättel die Übeltäter waren.

Nun machen wir uns aber mal auf den Weg mit dem R.S. aus Oberhausen. Dumpf brummelnd springt er auf Knopfdruck an und sucht erst einmal leicht rumpelnd einen stabilen Leerlauf. Die Sitzposition hinterm Lenkrad mit Mittenmarkierung passt perfekt, der Schalthebel findet knackig auf kurzem Weg in den gewünschten der sechs Gänge.

Boxengassen-Feeling

Holla! Das Fahrwerk ist wirklich von der straffen Sorte. Schon im Stadtverkehr fühlt es sich so an, als sei da nicht mehr viel Gummi im Spiel. Ganz unmittelbar folgt der Renault auch feinen Lenkbewegungen, verschweigt selbst kleinste Wellen und Fugen nicht.

Beim Ampelstart braucht er etwas Zeit, um auf Ladedruck zu kommen, dann pfeift er fröhlich davon und zieht bei Spurrillen energisch im Lenkrad. Gedanklich rollt man so am Limiter durch die Pit-Lane der grünen Ampel entgegen, nach der es dann nur heißt: Vollgas und Hossa!

RENAULT MÉGANE R.S., Exterieur
Marc Reinecker
Tür zu, Tür auf: Reagiert die ZV nicht auf den Scheckkartenschlüssel, stört entweder Elektrosmog oder die Batterie ist leer.

Ja, natürlich ist da ein Sound-Composer im Spiel, wenn der Motor im Schiebebetrieb sprotzelt, fehlzündet und auch mal durch das dicke Endrohr bollert. Begleitet wird dies von einem süßen Ächzen und Stöhnen des Turbos, das einfach sündig und verrucht klingt. Doch diese kleinen Freuden wirken nicht peinlich. Sie passen zu diesem Hot- Hatch, der nicht ohne Grund im Touristenverkehr und regelmäßig auf Trackdays zu sehen ist.

Komplett abschaltbares ESP, sensible Lenkung, agiles Fahrwerk mit bestens nutzbaren Lastwechselreaktionen: Herz, was willst du mehr als diesen Pfundskerl von Motor? Mit einem schnellen Kerl hinterm Steuer kann so ein Mégane R.S. größeren und stärkeren Autos richtig einen einschenken – und das Schöne ist, dass er dieses Potenzial im Alltag gerade in genau dem Maß spüren lässt, dass es nicht über Gebühr stört, sondern eher animiert.

Elektriksorgen? Ja, nun

Das Fahrwerk haben wir bereits als Schwachpunkt angesprochen. Der Motor, wie gesagt, ist robust, braucht aber nach sechs Jahren oder 120.000 Kilometern einen neuen Zahnriemen, was in der Vertragswerkstatt gut 1.000 Euro kostet. Worauf muss man noch beim Kauf achten?

Ford Focus ST, Exterieur
Rossen Gargolov
Sportliche Alternative: Der Ford Focus ST mit 250 PS.

Defekte Motorkabelbäume kommen hin und wieder vor – ein mit zeitintensiver Diagnosearbeit verbundener Elektrik-Ärger, der ordentlich ins Geld gehen kann. Doch eher streikt mal die Klimaanlage, was sich meistens durch Auslesen und Löschen des Fehlerspeichers beheben lässt.

Größeres Ungemach muss man auch nicht gleich befürchten, wenn das Auto den Scheckkartenschlüssel nicht erkennt und die Türen nicht entriegelt. Entweder stört Elektrosmog die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger, was meist über ein Reset der Steuergeräte behoben werden kann. Oder – ganz simpel – die Schlüsselbatterie ist leer.

Keine wirklich großen Baustellen also an diesem erfrischend krawalligen Sportler. Das Angebot an guten Gebrauchten dürfte bald wachsen – schließlich kam 2018 der Nachfolger heraus.

Fazit

Der Mégane fährt sich rabaukig statt politisch korrekt. Perfektionisten reden von fehlendem Feinschliff. Erlebnissucher freuen sich über Ecken und Kanten des Mégane. Die Vorderachse ist seine schwache Stelle. Doch deren Verschleiß ist akzeptabel, denn das große Ganze ist grundsolide.

Technische Daten
Renault Mégane R.S. Renault Sport
Grundpreis27.950 €
Außenmaße4299 x 1848 x 1435 mm
Kofferraumvolumen377 bis 1024 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung195 kW / 265 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit254 km/h
Verbrauch7,5 l/100 km