Hyundai- und Kia-Neuheiten
Alles über die Modelloffensive der Koreaner

Die Schwestermarken Hyundai und Kia verfolgen ehrgeizige Ziele: Mit einer großen Modelloffensive wollen sie künftig nicht nur im Revier von Ford und Opel wildern, sondern auch Skoda und VW angreifen.

Hyundai i40 cw
Foto: Christian Schulte

In den rund 40 Jahren, die Hyundai und Kia als Autohersteller aktiv sind, haben beide weder ruhmreiche Motorsporterfolge erzielt noch Meilensteine der Automobilgeschichte hervorgebracht. Dennoch rangiert die Hyundai-Kia Automotive Group mit rund fünf Millionen verkauften Autos in 2009 mittlerweile auf Rang vier der weltweit größten Automobilhersteller. Und die Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum.

Hyundai und Kia zielen stärker auf den europäischen Markt

In Deutschland ist Hyundai seit 1991, Kia seit 1993 präsent. Mit dem Engagement als Hauptsponsor internationaler Fußballturniere (seit 1999) und damit auch bei der WM 2006 in Deutschland arbeitet der Konzern erfolgreich an seinem Bekanntheitsgrad und Image. Bei den Produkten holen die Marken ebenfalls kräftig auf, wobei die Ansprüche der europäischen Kunden immer stärker berücksichtigt werden. Modelle wie der Kia Venga und der brandneue Hyundai ix20 wurden im Entwicklungs- und Designzentrum in Rüsselsheim entworfen und rollen in Tschechien vom Band.

Unsere Highlights

Ausgeprägtes Selbstbewusstsein beweisen Kia und Hyundai beim Thema Qualität - mit den längsten Garantielaufzeiten aller Hersteller. Kia preschte 2007 mit sieben Jahren auf den Antriebsstrang des Cee´d vor. Seit Januar 2010 gibt es eine siebenjährige Komplettgarantie für alle Modelle. Hyundai kontert bei den ab diesem Jahr neu eingeführten Modellen mit fünf Jahren, übernimmt aber für den gleichen Zeitraum sogar die Wartungskosten.

Hyundai i40 - ausgesprochen eleganter Kombi

Und das ist noch nicht alles, denn künftig sollen die Autofahrer mit mehr als nur einem gutem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt werden. Markentypisches, emotionales Design, hochwertiges Ambiente und moderne Technologie sind künftig angesagt. Dass dies keine leeren Versprechungen sind, soll bei Hyundai das neue Mittelklasse-Modell i40 beweisen. Es feiert seine Premiere auf dem Genfer Salon 2011 - und zwar zuerst als ausgesprochen eleganter Kombi. Beim Händler steht der Hyundai i40 cw ab Mitte 2011, die Limousine folgt zum Jahresende. Damit reagiert Hyundai auf die Kräfteverhältnisse in diesem Segment, das klar von den Kombis beherrscht wird.

Um dann auch bei Flottenkunden Interesse zu wecken, bekommt er neue Dieselmotoren, die auch mit einer Sechstufen-Automatik kombiniert werden können. Von dem nur 1,7 Liter großen Common-Rail-Diesel sind zwei Leistungsstufen mit 115 und 136 PS vorgesehen, eine doppelt aufgeladene Variante mit mindestens 160 PS befindet sich in der Entwicklung. Start-Stopp-Systeme sind bei Hyundai bereits Stand der Technik, so dass Normverbräuche um fünf Liter/100 km greifbar werden. Zwei Vierzylinder-Benziner - ein 1.6 GDI-Direkteinspritzer mit 140 PS und ein 170-PS-Zweiliter mit variablem Ventilhub - ergänzen das Angebot.

Hyundai Genesis übernimmt Rolle des Flaggschiffs

In den Abmessungen orientiert sich der Hyundai i40 cw am Marktführer VW Passat Variant. Rund 4,80 Meter lang, soll der trotz dynamisch geformter Heckpartie ein Vollwertkombi sein.
Die Rolle des Flaggschiffs ist damit aber noch nicht besetzt. Die übernimmt ab Mitte 2011 der knapp fünf Meter lange Hyundai Genesis mit Sechs- und Achtzylinder-Motoren. Eventuell taucht sogar der Hyundai Equus im Mercedes-S-Klasse-Format im deutschen Modellprogramm auf. Große Stückzahlen werden von ihnen zwar nicht erwartet - sie sollen aber das Potenzial der Marke andeuten. Schließlich will Hyundai nicht nur Ford, Opel und Skoda, sondern langfristig auch VW ins Visier nehmen.

Hyundai-Modellpalette soll auf 16 Baureihen anwachsen

Bei der größten Modelloffensive in der Geschichte von Hyundai - bis 2015 soll die Palette auf 16 Baureihen anwachsen - spielen auch sportlich-emotionale Modelle eine Rolle. Aktuell steht das Hyundai Genesis Coupé in den Startlöchern. Heckantrieb und starke Motoren (214-PS-Vierzylinder und 303-PS-V6) versprechen viel Dynamik. Ungewöhnlich innovativ präsentiert sich der zweite, kompaktere Sportler, der seine Weltpremiere Anfang Januar in Detroit feiert.

Der 2+2-Sitzer basiert auf der 2007 gezeigten Coupé-Studie Hyundai Veloster, ist etwas kürzer als ein VW Scirocco und besitzt wie der Mini Clubman nur auf der Beifahrerseite eine zweite, schmale Tür im Fond, die jedoch nach vorn aufschwenkt. Deutsche Interessenten müssen bis April auf den 140 PS starken Fronttriebler warten. Zwei Technik-Highlights folgen im Laufe des Jahres: Doppelkupplungsgetriebe und eine Turbo-Version des 1,6-Liter-Direkteinspritzers mit rund 200 PS - der Golf GTI lässt grüßen.

Kia erneuert seine Cee‘d-Familie

Im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum laufen sogar bereits Turbo-DI-Benziner mit nur 1,2 Liter Hubraum auf dem Prüfstand. Sie sind für die künftigen CO2-Vorgaben ein wichtiger Baustein. Unter anderem treiben die Vierzylinder den Nachfolger des Hyundai i30 und den darauf basierenden neuen Kompaktvan Hyundai ix30 an, den es als Fünf- und Siebensitzer sowie mit zwei Schiebetüren im Fond geben wird. Beide feiern eventuell noch 2011 Premiere - der Verkauf beginnt 2012.

Zu diesem Zeitpunkt erneuert Kia seine Cee‘d-Familie samt Carens, die sich künftig beide die Architektur mit der Hyundai i30-Baureihe teilen. 2011 konzentriert sich Kia vor allem auf seine kleinen Modelle. Den Anfang macht im Mai der neue Kia Picanto, wiederum viertürig, aber sichtlich peppiger eingekleidet. Sein neuer, 69 PS starker Einliter-Dreizylinder besitzt Potenzial für einen CO2-Ausstoß unter 100 g/km.

Kia Optima kommt im August 2011

Beim größeren Kia Rio sind ebenfalls deutliche Verbrauchssenkungen zu erwarten - nicht zuletzt dank optionaler Start-Stopp-Technik. Auch der optisch zurückhaltende Vier-Meter-Kleinwagen trägt dennoch eindeutig die Handschrift des deutschen Designchefs Peter Schreyer. Im August taucht der Magentis-Nachfolger Kia Optima im Handel auf. Wie das technisch verwandte Hyundai-Pendant i40 legt er an Eleganz, Materialqualität und Ambiente kräftig zu. Ein Kombi bleibt dem Kia-Topmodell aber verwehrt.

Und wie sieht es mit modellpolitischen Besonderheiten aus? Zum jugendlichen Anspruch der Marke würde ein Kia Cee‘d Cabrio wie die 2007 gezeigte Studie gut passen. Noch sind aber - wie für einen offenen Hyundai i30 - die erwarteten Stückzahlen zu gering. Noch.