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Der Sledge Hammer

Eigentlich betreibt Joachim Güppner mit seiner 4x4-Garage ein Handelsgeschäft für Tuning- und Ersatzteile. Doch auch beim Privatvergnügen setzt der US-Car-Fan auf amerikanisches Schwermetall. Ergebnis von elf Monaten Konstruktionsarbeit: Der Sledge Hammer.

Joachim Gueppners Sledge Hammer

Irgendwann ist beim Umrüsten eines Geländewagens der Punkt erreicht, bei dem der Aufwand für noch bessere Performance den Nutzen nicht mehr rechtfertigt. Joachim Güppner erlebte das hautnah mit seinem Hardcore-Auto, das in jahrelanger Kleinarbeit aus einem Jeep Cherokee entstanden war. Die besuchten Wettbewerbe wurden immer heftiger, die Aufrüstungsarbeiten immer aufwendiger. Als die zum Schluss montierten 39er Bogger-Reifen einen unstillbaren Hunger auf Achs-Innereien entwickelten, zog Joachim die Notbremse. Stattdessen startete er das Projekt Sledge Hammer.

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Ein uramerikanischer Offroad-Buggy

Kerngedanke: Man nehme einen Motor mit reichlich Leistung, Achsen der Kategorie unkaputtbar und baue ein Auto drumherum. Und da Joachim ein ausgewiesener USA-Fan ist, stand auch die Teilequelle fest - der Sledge Hammer sollte ein uramerikanischer Offroad-Buggy werden. Herzstück: Ein 454er Chevy-Big Block, anpeilte Leistung jenseits 400 PS. Die Rockwell-Achsen entstammen militärischem Großgerät. Sie sind üblicherweise im sechs Tonnen schweren REO-Lkw installiert und mit dem charakteristischen liegenden Differential mit Winkelantrieb wegen der großen Bodenfreiheit eine interessante Alternative zu Portalachsen. In der amerikanischen Offroad-Szene haben sich die Rockwell-Achsen den Ruf absoluter Unzerstörbarkeit erarbeitet, viele Tuner bieten Umbaukits zum Beispiel auf Scheibenbremsen und geänderte Differentialdeckel an.

Unzerstörbare Achsen, riesige Reifen

Große Achsen, große Reifen: Nach der Umrüstung (Trommelbremsanlage raus, Zentralscheibenbremse rein) wurden die Rockwell-Achsen mit 44er Bogger auf 16,5-Zoll-Beadlock-Felgen bestückt - alleine das Ausfräsen des Bogger-Profils beschäftigte Joachim vier Tage.

Grundstock des Projekts war der auf drei Meter Radstand angelegte Subframe, der zunächst Motor und Achsen aufnahm. Auf diesen selbst geschweißten Rohrrahmen wurde dann nach und nach der restliche Buggy-Aufbau angepasst. Wichtig war es Joachim, dass der Chevy-V8 tief und weit hinter der Vorderachse untergebracht wird, um den Schwerpunkt niedrig zu halten. Auch die Hinterachse ist lenkbar, beide Achsen werden über eine vollhydraulische Lenkung von PSC Motorsports angesteuert. Dabei entfällt ein Lenkgetriebe, stattdessen übernimmt ein Hydraulikzylinder die Arbeit. Die Hinterachse wird beim Sledge Hammer über Hebel eingeschlagen. Nicht nur die Lenkung lässt sich achsweise aktivieren, auch die Bremsanlage mit den zentralen Scheiben ist mit zwei Pedalen für den wahlweisen Einsatz ausgelegt.

LPG statt Sprit: Der Sledge Hammer läuft auf Gas

Statt Benzinbetrieb setzt Joachim auf eine LPG-Gasanlage, die anstelle der Einspritzung auf der Ansaugbrücke sitzt. Zwei Propanflaschen im Heck teilen sich den Platz mit Motor-, Öl- und Lenkungskühler. Auch die Batterien befinden sich im Heckkasten hinter den Sitzen. Die Achsfederung- und Dämpfung übernehmen Luftfederbeine von Sway-A-Way. Die stufenlos einstellbaren Feder/Dämpfer-Elemente stellen stramme 45 Zentimeter Federweg bereit - da ist von vornherein klar, dass die Verschränkung des Sledge Hammer ziemlich heftig ausfällt.

Nachdem die Konstruktion abgeschlossen war, wurde das komplette Auto nochmals zerlegt, um den Eigenbau-Rahmen mit einer Pulverbeschichtung zu versehen. Der endgültige Aufbau des in strahlendem Rotmetallic glänzenden Sledge Hammer mit den letzten Blecharbeiten, Verkabelung und tausend kleinen Anpassungen zog sich schließlich über eine komplette Wintersaison hin.

Herber Rückschlag beim ersten Probelauf

Was tatsächlich passierte, war ein herber Rückschlag: Der von einem Tuner erworbene 7,4-Liter-Chevy-Motor erwies sich als Blender - mit übertünchtem Riss im Block und schlampiger Aufbauarbeit, die einen Kolben und ein Pleuel beim ersten Probelauf das Leben kostete. Also nochmals nach einem Motor Ausschau halten, wieder umbauen - mit Erfolg: Elf Monate nach Projektstart, absolvierte der Sledge Hammer in Saverne seine erste ausführliche Probefahrt und durfte seitdem bei der Freestyle-Trial-Serie, diversen Trophys und privaten Ausfahrten zeigen, was in ihm steckt.

Ein letztes Update gönnte Joachim seinem Sledge Hammer ein Jahr später: Ein 496-cui-V8, der mit 8,1 Liter Hubraum die Bezeichnung "Big Block" wahrlich verdient, ersetzte den 454er Chevy. Der Monster-Achtzylinder macht nicht nur richtig Musik, er bringt auch Leistung: 460 PS und 860 Newtonmeter ergab die Messung. Das ist selbst für Joachims Ansprüche genug.