Mercedes-Modellfahrplan
Setzt Mercedes wieder Maßstäbe?

Mercedes macht sich fit für die Zukunft: Wenn 2016 die E-Klasse startet, wird sie autonomes Autobahnfahren und die Verschmelzung von Internet und Echtzeitbildern erlebbar machen. Wird so das Firmenmotto, nur das Beste zu liefern, erfüllt?

Mercedes E-Klasse, Frontansicht
Foto: Christian Schulte

Captain Future ist der Rolle einer Comicfigur längst entwachsen. Captain Future verfügt demnächst über vier Räder statt zwei Beine und rollt als Technologieträger über deutsche Straßen, US-Highways oder japanische Expressways. Für Menschen jenseits der jungen Generation Y sind die Weiterentwicklungen der Autoindustrie in ihrer Komplexität manchmal gar nicht so einfach zu begreifen.

Die neue Mercedes E-Klasse-Generation, ab 2016 im Handel, soll den Kunden die neue Technik schrittweise näherbringen. Ihr Lebenszyklus geht schließlich über sieben Jahre und umfasst damit die Anfänge des teilautonomen Fahrens (ab 2020) sowie der Augmented Reality (AR), der Verknüpfung von Echtzeitinformationen mit denen des Internets. Die werden in einem ersten Schritt (2017) als erweiterte Funktion des Head-up-Displays in die Frontscheibe eingeblendet. Wissenswertes zu Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, in der Nähe gelegenen Restaurants, aber auch letzte Facebook-Einträge oder SMS können dort sichtbar gemacht werden. Die Einbindung von Datenbrillen wie Google Glass im Auto hat Mercedes zunächst nicht vor. Die Anweisungen des Navigationssystems scheinen erst in den Gläsern der Brille auf, wenn der Fahrer das Auto verlassen hat und die letzten Meter zum Ziel zu Fuß zurücklegt. Möglich aber, dass auch diese Strategie in der zweiten Lebenshälfte der E-Klasse überdacht wird.

Fest steht nämlich: Der Markt für die mobile Nutzung von AR-Inhalten wächst rasant, und so wird Mercedes um eine digitale Modellpflege nicht herumkommen. Die Bedienung erfolgt weitgehend über Sprachsteuerung und Sprachausgabe (Vorlesen von E-Mails beispielsweise), die Funktion des Dreh-Drück-Stellers in der Mittelkonsole wird von einem Touchpad übernommen. Gestochen scharf: der neue, nun komplett integrierte Bildschirm in der Mitte.

Teilautonomes Fahren im Mercedes

An einen Captain Future von Mercedes ohne Lenkrad wird nicht gedacht. Es geht nicht darum, den Fahrer überflüssig zu machen, sondern ihn in bestimmten Situationen zu entlasten. Die E-Klasse wird teilautonomes Fahrens auf der Autobahn ermöglichen. Es gibt bereits Prototypen, die dank des neuen Autobahnpiloten Spurwechsel und Überholvorgänge ohne das Zutun des Fahrers durchführen können und auch dem autobahntypischen Verlauf nach die Spur halten können, ohne dass der Fahrer dabei das Lenkrad in seinen Händen halten müsste. Eine Technik, die allerdings noch Veränderungen in der Rechtsprechung erfordert, weil damit die Verantwortung nicht mehr beim Piloten liegt. Wichtige Voraussetzung für dieses Extra: Die Stereokamera, die heute schon bis zu 500 Meter des Fahrzeugvorfeldes erkennt und künftig noch hochauflösender arbeiten wird.

Wenden wir uns den Klassikern zu: Länge? Etwa fünf Zentimeter mehr als bislang. Gewicht: rund 100 Kilogramm weniger. Aerodynamik? Ein bisschen beim Luftwiderstandsbeiwert geht noch: 0,23sollte man nicht hier erwähnen, dass um den cw-Wert geht? oder sogar 0,22 statt der jetzt schon bemerkenswert niedrigen 0,24. Auch Verbrauch und CO2-Ausstoß müssen drastisch gesenkt werden. Deshalb startet Mercedes hier 2017 mit einer neuen Motorengeneration, welche die V6 ersetzt und mit doppelt aufgeladenen Reihensechszylindern an den Start geht. Ein weiterer Vorteil dieser Bauart: Drei-, Vier- und Sechszylinder basieren auf dem gleichen Baukasten, was viel Geld spart.

Mercedes GLK im neuen Look

2016 rollt die E-Klasse in neuer Form an, 2015 steht bei Mercedes im Zeichen der SUV-Erneuerung – die auch eine Umbenennung zur Folge haben wird. Der GLK ist in seiner Nomenklatur tot – und auch in seiner aktuellen Optik. Der Kompakt-SUV auf Basis der gerade erneuerten C-Klasse wird stilistisch deutlich runder als bislang, bekommt eine ausgeprägte Sicke an der Seite, einen hohen Blech- und kleinen Glasflächenanteil und über den Rückleuchten einen starken Einzug. Die Proportionen ändern sich, weil der GLK-Nachfolger mit der neuen Bezeichnung GLC in der Länge um rund zehn Zentimeter zulegt. Der Radstand wächst um etwa sechs Zentimeter. Bullig wirkt er und ist dabei analog zum GLA einem Kombi fast näher als einem Geländewagen. Im Innenraum wird der Bildschirm perfekt zwischen den Lüftungsdüsen integriert, das Touchpad à la C-Klasse sitzt in der Mittelkonsole.

SUV mit Assistenzsystemen

Bei M-Klasse und GL wird 2015 im Zuge des Facelifts der Innenraum aufgemöbelt, die Armaturen eckiger gestaltet und die jüngste Ausbaustufe des Comand Online mit Zentral-Display Einzug halten. Parallel debütiert der MLC als viertüriges Coupé auf M-Basis, das sich über rund fünf Meter streckt, dabei aber mit 1,75 Meter Höhe fünf Zentimeter flacher ist als die M-Klasse. Das Fahrwerk gibt es auch mit Luftfederung und fünf unterschiedlichen Einstellungsmodi – das alles kombiniert noch mit V-Motoren und der Neunstufenautomatik. Das Beste oder nichts? Diesen Slogan verkörpert nach der S-Klasse am effektivsten die nächste E-Klasse.

Kommen die besseren BMW aus Stuttgart?

Was haben die BMW-Ingenieure gegrantelt, als vor knapp zwei Jahren bekannt wurde, dass Mercedes an Reihensechszylinder-Motoren arbeitet." Jetzt überlassen wir denen schon unser Kerngeschäft", maulte ein Motorenentwickler. Ganz so ist es natürlich nicht, denn an Sechszylinder- Sauger für die breite Masse, wie es einst die Spezialität der Bayern war, denkt in Stuttgart keiner. Vielmehr starten die effizient aus Drei- und Vierzylinder-Blöcken ableitbaren Triebwerke als Turbomotoren für leistungsstarke Varianten. Wenn diese allerdings die Drehmomentwucht der heutigen V-Aggregate mit der Drehfreude der früheren M110- und M104-E30-Maschinen kombinieren, darf sich BMW künftig durchaus noch etwas strecken.

Das Tempo der Veränderung steigt

Mercedes war in seiner Geschichte noch nie so innovativ wie heute. Aber das ist auch notwendig: Das Tempo der Veränderungen in der Autoindustrie erhöht sich dramatisch, die Baureihen müssen alle fit für die rasant steigenden Anforderungen an Multimedia, Konnektivität und das autonome Fahren gemacht werden. Besonders im letztgenannten Punkt nimmt die Marke eine Führungsrolle ein.