„Sonntagsauto“
Pagani Zonda, ein Traum aus Karbon

Italienisches Design und deutsche Technik verschmelzen im Pagani Zonda zu einem radikalen Supersportwagen, der sowohl im Showroom als auch auf der Rennstrecke einen Spitzenplatz einnimmt. Vor 20 Jahren kam er auf den Markt.

Pagani Zonda 1999
Foto: Pagani

Kann das denn sein? Wird der Pagani Zonda, das erbarmungslose Coupé, tatsächlich schon so alt? Kurz ins Archiv geschaut und festgestellt: Ja, es stimmt: Dieses Auto, das nicht zu altern scheint, hat wirklich schon 20 Jahre auf dem Buckel. Mit dem Zonda hat sich der 1955 in Argentinien geborene Horacio Pagani seinen Traum von einem Supersportwagen realisiert. Seine ersten Autos hat Pagani bereits als Zwölfjähriger aus Ton gefertigt. Acht Jahre später folgte ein realer Formel 3-Rennwagen. Beeindruckt von dem Autodidakten hat sein großes Idol, der fünffache Formel 1-Weltmeister Juan Manuel Fangio, dem Landsmann eine Stelle bei Lamborghini vermittelt. In Italien bildete sich der einfache Mechaniker zum Fachmann für Verbundstoffe weiter und legt damit den Grundstein für seine Kohlefaser-Kompetenz.

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Inspiriert von Lamborghini und Ferrari

So reiften in der 1988 gegründeten Firma Pagani Composite Research neben Aufträgen für Lamborghini und Ferrari auch Horacios eigene Pläne für einen Sportwagen. Vier Jahre später wurde im norditalienischen San Cesario sul Panaro die Firma Pagani Automobili eingetragen. Auf dem Genfer Autosalon 1999 feierte schließlich das Erstlingswerk Weltpremiere: der Pagani Zonda C12.

Eigentlich sollte das Modell den Namen des an der Entwicklung beteiligten Fangio tragen, doch nach dessen Tod im Jahr 1995 wählte Pagani den Anden-Föhnwind Zonda als Namenspate. Als Vorbild für den Supersportwagen dienten die unter anderem beim 24h-Rennen in Le Mans erfolgreichen Sauber-Mercedes C9-Silberpfeile. So bildet auch beim Pagani Zonda ein Monocoque mit angeflanschtem Stahlrahmen die Basis. Für Gruppe C-Gefühle sorgen beim Mittelmotorsportwagen auch das kanzelartige Cockpit und die flach gewölbte Scheibe.

Italienischer Sportwagen mit deutschem Herz

Die Kohlefaser-Karosserie sowie das Interieur des Zonda gestaltete Pagani mit viel Liebe zum Detail, wie sein großes Vorbild Leonardo da Vinci. In Paganis Augen hatte der Renaissance-Künstler Köpfchen und handwerkliches Können genial kombiniert. So reicht das Feuerwerk an Designelementen im Pagani Zonda von Türverkleidungen in Karbon mit Lederbeschlag bis hin zur aufwendig aus Aluminium gefrästen Pedalerie.

Hartmann, Herzog
Der Pagani Zonda S erhielt erst einen 7,0- und dann einen 7,3-Liter-V12.

Herzstück des Pagani Zonda ist ein Zwölfzylindermotor von Mercedes-AMG. Während die ersten fünf Coupés noch aus sechs Litern Hubraum 394 PS entwickelten, wurde bereits 2000 der C12 S mit einem 7,0 Liter-V12 vorgestellt. Neben der Leistungssteigerung auf 550 PS verbesserten eine längere Nase und zusätzliche Flaps die Aerodynamik. Später folgte eine Weiterentwicklung mit einem auf 7.291 cm³ vergrößerten Hubraum sowie 555 PS. Im sport auto-Supertest umrundete der Pagani Zonda S die Nordschleife in 7.44 Minuten. Erstmals wurde der Supersportwagen mit einer Antriebsschlupfregelung ausgerüstet und ab 2003 auch als Roadster angeboten.

Immer schneller – bis zum Nordschleifen-Rekord

Als Hommage an Juan Manuel Fangio wurde 2005 der Pagani Zonda C12 F aufgelegt, der zu über 60 Prozent eine Neuentwicklung war. Neben einer retuschierten Heckpartie mit neuem Diffusor und glattem Unterboden gehörten Karbon-Keramik-Bremsscheiben zur Ausstattung. Der AMG-Zwölfzylinder leistete nun 602 PS – in der Clubsportvariante sogar 650 PS – und entwickelte ein maximales Drehmoment von 780 Nm. Im sport auto-Supertest dauerte eine Nordschleifen-Runde im Pagani Zonda F nur 7.33 Minuten.

Pagani Zonda R
SB-Medien
750 PS und mehr als 350 km/h Topspeed: Pagani Zonda R auf der Nordschleife.

Die Rennversion Pagani Zonda R ähnelt auf den ersten Blick einem gestreckten Zonda F – dennoch stimmen nur zehn Prozent der verbauten Teile überein. Bei dem reinrassigen Rennwagen mit seiner optimierten Aerodynamik verbirgt sich unter dem Kohlefaser-Titan-Chassis ein Sechsliter-V12-Triebwerk mit 750 PS und eine sequentielles Sechsganggetriebe. Neben dem Hubraum wurde auch das Gewicht reduziert. Nach der 160 Kilogramm-Diät brachte der Zonda R trocken nur noch 1.070 Kilogramm auf die Waage. So gelang der Sprint von Null auf 100 km/h in 2,7 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit lag jenseits der 350 km/h. Die Nürburgring-Nordschleife hat der Pagani Zonda R in 6:47 Minuten umrundet – damals ein Rundenzeiten-Rekord.

2013 und 2017 kamen weitere Nachzügler

Als Straßenversion des Zonda R wurde der Cinque aufgelegt, allerdings mit einem 678 PS starken 7,3-Liter-Zwölfzylinder. Neben fünf Coupés wurden auch fünf Roadster des Zweisitzers gebaut, die rund 1,2 Tonnen auf die Waage brachten. Mit dem 800 PS starken Pagani Zonda Revolucion wurde 2013 das Ende der Zonda-Ära eingeleitet. Da war der Nachfolger Pagani Huayra bereits seit zwei Jahren auf dem Markt. 2017 folgte ein weiterer Nachschlag: Vom HP Barchetta, einem Roadster mit verkürzter Frontscheibe und ohne Dach, entstanden nur drei Exemplare. Und beim Genfer Autosalon 2019 hatte der C12 noch einmal einen großen Auftritt: Das damalige Homologationsauto mit der Chassisnummer 001 wurde von Pagani auf der Automesse anlässlich des Jubiläums noch einmal ausgestellt.

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Den Zonda. Er ist einfach das extremere Auto.Den Huayra. Er ist noch schneller und sogar komfortabler.

Fazit

In den vergangenen 20 Jahren hat man viele Super- und Hypersportwagen kommen und gehen sehen. Aber der Pagani Zonda hatte immer eine Sonderstellung. Wegen seiner Entstehungsgeschichte. Wegen seines extremen Designs. Wegen seiner technischen Besonderheiten. Wegen seiner Leistungen und Rekorde. Er ist einfach ein Auto, an dem die Zeit spurlos vorbeigezogen ist.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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