Es gibt Dialoge, die gehen fast nur in Austin auf der South by Southwest (SXSW), einer Digitalmesse mit rund 70.000 Teilnehmern aus aller Welt (in diesem Jahr vom 9. bis 18. März): „Darf ich ein Bild von Ihrem Hund machen,“ fragt ein Konferenzteilnehmer eine junge Frau im Aufzug. „Klar, aber er hat auch seinen eigenen Instagramaccount. Da sind noch viel mehr Bilder.“
Sex im autonomen Auto
Es waren nicht unbedingt Autos, die im Mittelpunkt der Veranstaltung standen, deshalb gehörte Mercedes als Platzhirsch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Im Palm Park mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Convention Center präsentierten sich in entspannter Atmosphäre die Elektromarke EQ, der Smart EQ Fortwo, die Mobilitätsmarken car2go, moovel, mytaxi und Blacklane, und auch AMG durfte mit dem GT natürlich nicht fehlen. Die Botschaft der Marke? „Das autonome Fahren wird unsere Gesellschaft dramatisch verändern,“ so Wilko Stark als Vice President Product Strategy und Product Planning. Er brachte den Konferenzteilnehmern einen interessanten Überblick mit, was man in selbstfahrenden Autos alles so tun und lassen kann: Arbeiten, essen, Filme schauen, lesen, aber auch Sex haben oder beten – die Zuschauer quittierten es mit entspanntem Lachen.
Das Auto als Transportplattform
Die große Frage bleibt nach wie vor, wie man mit Mobilität der Zukunft Geld verdient. Dazu Jens Thiemer, Vice President Marketing Mercedes-Benz Cars: „Heute wissen wir noch nicht genau, wie wir Mobilitätsservices verkaufen werden.“ Aber er stellt interessante Parallelen her: „Bei den Robotaxis wird das Auto zur Transportplattform. Das ist, als ob wir uns im Flugzeug fortbewegen, in dem wir essen, arbeiten oder Filme schauen. Und dafür sind die Kunden in der Business oder First Class auch bereit, Aufpreise zu bezahlen.“
Bemerkenswert, wie weit die Marke bereit ist, sich von ihren Ursprüngen zu lösen. „Wenn wir heute vor einem weißen Blatt Papier säßen, würden wir Autos nicht mehr so machen, wie in der Vergangenheit. Dafür gibt es zu viele Schmerzpunkte, sprich Versicherungen zahlen, Reifen wechseln, selbst Tanken, möglicherweise sogar mal einen Unfall in Kauf nehmen,“ so Thiemer.
Er steht nach eigenen Worten vor der Herausforderung, eine Marke, die bislang Hardware liefert, eine Marke zu machen, die Mobilitätsservices anbietet: „Keiner wartet einfach mehr so auf die nächste Generation von E- oder S-Klasse. Es geht um Mobilitätsdienstleistugen.“
Die Suche nach dem richtigen Weg in die Zukunft geht weiter: Im September findet die nächste me convention (so nennt Mercedes selbst diese Veranstaltungsformat) in Stockholm statt (4. bis 6. September). Dann wird es um die gleichen Themen gehen. Warum gerade dort? „Die Stadt hat eine großartige Historie, steht für Umweltfreundlichkeit und Elektromobilität und hat viele globale Player wie Spotify,“ erzählt Thiemer – und ergänzt lachend: „Wir gehen auf jeden Fall nicht deshalb dahin, weil unser Entwicklungsvorstand Ola Källenius ein gebürtiger Schwede ist.“