Technikcheck Ferrari 488 GTB und 458 Italia
V8-Sauger bekommt Schnappatmung

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Ferrari hat seinen neuen 488 GTB bereits enthüllt, auf dem Genfer Autosalon feiert der Sportwagen seinen ersten Auftritt vor Publikum. Gegenüber seinem Vorgänger hebt sich der Ferrari 488 GTB sowohl optisch als auch technisch ab. Wir analysieren den neuen Mittelmotorsportwagen und ziehen Vergleiche zum 458 Italia.

Ferrari 488 GTB
Foto: Ferrari

Fans des klassischen Saugmotors müssen jetzt stark sein. Die letzte Bastion mit Sitz in Maranello fällt. Sie schwört nicht mehr ausschließlich auf freisaugende Hubraum-Dinos. Weil die Ferrari-Ingenieure das für Sportwagenliebhaber unsägliche Turboloch, also das verzögerte Ansprechverhalten beim Gaspedalbefehl, zugeschüttet haben. Zumindest soweit, dass es kaum noch spürbar ist.

Ferrari 488 GTB mit V8-Biturbo

Das Beweisstück: der Ferrari California T, dem auto motor und sport-Testredakteur Marcus Peters im Einzeltest "Drehgier wie einem Sauger" und nur "minimalen Verzug bis zum Einsatz der vollen Beschleunigung" attestiert.

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Das erfolgreiche Debüt des ersten aufgeladenen Aggregats in einem Ferrari seit dem F40, gebaut von 1987 bis 1992, veranlasste die Ferrari-Bosse die Turbofäden weiter zu spinnen und einen weiteren Sauger zu verbannen. Der 3,9-Liter-Turbo aus dem California T galoppierte in den Ferrari 488 GTB, dem Nachfolger des 458 Italia. Der Mittelmotorsportwagen feiert zwar erst auf dem Genfer Autosalon 2015 seine Publikumspremiere. Die technischen Daten liegen aber bereits vor. Anlass genug, Vorgänger und Nachfolger, Sauger und Turbo zum Technik-Check zu bitten.

Antriebe im Ferrari 488 GTB und 458 Italia

Die Ferrari-Techniker haben den 3,9-Liter-Biturbo-V8 für seinen Einsatz im radikalen Mittelmotorsportwagen nochmals aufgemörtelt. Eine andere Herangehensweise hätte der zahlungsfreudigen Kundschaft sicher auch auf den Magen geschlagen. Aus 560 wurden 670 PS bei 9.000 U/min, aus 755 bis zu 760 Nm. Das maximale Drehmoment schöpft der Achtender erst im 7. Gang seines Doppelkupplungsgetriebes bei 3.000/min ab.

Beim Sprung über den Wassergraben besudelt sich der Ferrari 458 Italia die Hinterreifen. Der Vorgänger des 488 GTB entlockt seinem 4,5-Liter-V8 "nur" 570 PS. Das entspricht 100 PS oder 15 Prozent weniger an Leistung. Dem Turbokonzept geschuldet fällt der Unterschied beim Kampf um die Drehmomentkrone noch größer aus. Der Ferrari 458 wirft das Handtuch bei 540 Nm, die bei 6.000/min anliegen. Weitere Zahlen, die für den 488 GTB sprechen: das Leistungsgewicht – 2,044 zu 2,42 kg/PS – und die Literleistung von 171,8 zu 126,7.

Dementsprechend soll der neue Ferrari 488 GTB seinen Vorgänger in allen Fahrleistungsmessungen bügeln. Für den Standardsprint im 488 GTB geben die Italiener 3,0 Sekunden an. Damit würde das neue Cavallino Rampante seinem Vorgänger 0,4 Sekunden abnehmen. Auf dem Weg zur 200-km/h-Marke macht der Ferrari 488 GTB kurzen Prozess. 8,3 zu 10,8 Sekunden: Da bekommt der V8-Sauger des 458 Italia Schnappatmung. Die Topspeedwertung gewinnt ebenfalls der Ferrari 488 GTB mit angeblich über 330 km/h.

Auch auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano überzeugt der Neue im Ferrari-Stall. In 1.23 Minuten soll er den 2,997 Kilometer langen Kurs abtraben. Zum Vergleich: Der 605 PS starke Ferrari 458 Speciale benötigte eine halbe Sekunde länger. Trotz des signifikanten Leistungszuwachses soll der Verbrauch von 13,3 auf 11,4 Liter gesunken sein.

Unterschiede in der Aerodynamik

Der neue Ferrari 488 GTB streckt sich um 4,1 Zentimeter mehr in die Länge (4,568 Meter) und um 1,5 Zentimeter mehr in die Breite (1,952 Meter). In der Höhe blieb alles beim Alten (1,213 Meter). Die Ingenieure in Maranello überarbeiteten die Aerodynamik grundlegend, was dazu führt, dass der neue Ferrari 488 GTB aerodynamisch effizienter sein soll, als alle anderen Modelle des Hauses.

In der Gegenüberstellung mit dem Ferrari 458 Italia soll der Nachfolger um 50 Prozent an Abtrieb zugelegt, jedoch gleichzeitig seinen Luftwiderstand reduziert haben. Möglich machen es aktive Aerodynamikelemente.

Die Unterschiede fallen von allen Seiten auf. Der Grill wuchs in Höhe und Breite und wird durch zwei vertikale Stelzen und ein horizontales Leitblech, das Luft zum flachen Unterboden führt, in mehrere Elemente unterteilt. Der große Frontspoiler des Ferrari 488 GTB hat zwei Ebenen. Dadurch soll einerseits der Auftrieb an der Vorderachse minimiert und die Kühlung der seitlichen Kühler verbessert werden. Was an der Front noch auffällt? Die konturierte Kofferraumhaube und die schmaleren Scheinwerfer.

Die großen Lufteinlässe an den Flanken bestimmen die Seitenansicht des Ferrari 488 GTB. Sie sind dem Luftbedarf des V8-Turbo geschuldet, am 458 Italia fehlen sie gänzlich. Ein horizontales Blech teilt den Luftstrom. Im Heck ordnet Ferrari die Bausteine neu. Der Diffusor steht steiler im Wind, was für mehr Abtrieb sorgt, verfügt aber gleichzeitig über aktive Klappen, was den Luftwiderstand bei höheren Geschwindigkeiten senkt. Zudem baut der Diffusor höher. Das hat zur Folge, dass das Auspuffsystem neu positioniert werden musste. LED-Leuchten runden das Heck ab.

Innenraum des Ferrari 488 GTB

Im Innenraum rücken die Designer den Fahrer noch mehr in den Mittelpunkt. Die Instrumente sind stärker um ihn herum gruppiert. Neu entwickelt haben die Ferrari-Techniker die Grafik und die Bedienung des Infotainment-Systems. Wie im 458 und bei allen anderen Ferrari-Modellen herrscht striktes Berührungsverbot zwischen Armaturenbrett und Mittelkonsole. Der Pilot des Ferrari 488 GTB sitzt auf Sportschalensitzen und greift in eine Multifunktionslenkrad. Die Steuerungseinheit befindet sich auf der Mittelkonsole.

Was es sonst so an neuen technischen Features gibt? Die Drifthilfe "Side Slip Angle Control" geht in ihre zweite Generation. Das System ist im Ferrari 488 GTB mit dem elektronischen Differential und den adaptiven Dämpfern vernetzt. So sollen noch extremere Drifts möglich sein und sich noch höhere längsdynamische Geschwindigkeiten aus Kurven heraus erzielen lassen.

Fazit:

Allem Turbo-Jammer zum Trotz verweist der neue Ferrari 488 GTB seinen Vorgänger in die dunkelste Ecke der Maranello-Hallen. Zumindest anhand der Papier-Daten. Der 488 GTB ist leistungsstärker, drehmomentfreudiger und antrittsschneller als der 458 Italia. Dazu frischte Ferrari die Aerodynamik auf, weshalb sich der neue Mittelmotorsportler stärker in den Asphalt verbeißen soll. Außerdem wirkt der Neue aggressiver – allein schon wegen seiner dicken Backen an den Flanken.

Ferrari 488 GTB gegen Ferrari 458 Italia
ModellMotorLeistungDrehmomentLeistungsgewicht0-100 km/h
Ferrari 488 GTBV8-Biturbo670 PS760 Nm2,04 kg/PS3,0 Sek.
Ferrari 458 ItaliaV8-Sauger570 PS540 Nm2,42 kg/PS3,4 Sek.