BMW 5er (ab 1972) E12, E28, E34, E39
Der Klassiker der Oberklasse wird 50

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520 statt 2000: Mit dem 5er führte BMW im Sommer 1972 ein neues Modell und ein neues Typenkürzel ein. Die Modellbezeichnung gilt bis heute.

BMW 518 5er E12
Foto: H.-D. Seufert

Als BMW im Sommer 1972 den neuen 5er vorstellt, muss die Presseabteilung erst einmal den neuen Namen erklären: "Der neue Zweiliter-Vierzylinder-Wagen der Bayerischen Motoren Werke trägt, abweichend von der bisherigen Typenbenennung, die Modellbezeichnung BMW 520 (sprich: fünf-zwanzig ). Dabei kennzeichnet die erste Ziffer den Wagentyp, die zweite und dritte den Motorhubraum."

Fünf-zwanzig mit und ohne i

Zur Premiere gibt es zunächst tatsächlich genau diesen "fünf-zwanzig" – einmal mit Vergaser ohne i, einmal mit Einspritzung im 520i. Mehr gibt es im Jahr darauf: BMW baut in den 525 einen Reihen-Sechszylinder ein. Im E34 wird der Sechszylinder praktisch zur Standardmotorisierung, im E39 gibt es gar keinen Vierzylinder mehr. Einen 520 kann man immer noch kaufen, sein jetzt wieder vierzylindriger Benziner leistet dank Turbolader 184 PS – so viel wie einst ein 528i im E28 beispielsweise.

Unsere Highlights

Groß geworden ist BMW mit vier Zylindern: 02 und Neue Klasse – den 5er-Vorgänger – treibt der M10 an. Am Stammsitz München zieht die Verwaltung 1973 in ein neues Hochhaus, das wegen seiner markanten Architektur weltweit als "Vierzylinder" bekannt ist.

4- und 6-Zylinder von 90 bis 218 PS

Beim E12 reicht das Motorenprogramm vom Einstiegsmodell 518 mit 90-Vergaser-PS bis zum 218 PS starken Spitzenmodell M535i, dem ersten Serienauto der M GmbH. Was die Pressemappe ebenfalls erwähnt: Die Instrumente sind mit orangefarbenem Flutlicht beleuchtet. Die Erkenntnis, dass dies die Augen weniger ermüden lässt, kommt aus der Fliegerei.

Die Leistung reicht jedoch schon beim fünf-zwanzig, denn das Basismodell des ersten 5ers wiegt leer nur etwas mehr als 1,2 Tonnen – und die Konkurrenz ist auch nicht stärker. Schlank ist der E12 ebenfalls: 4,62 Meter Länge erreichen inzwischen schon kompakte Kombis und 1,69 Meter Breite wirken heute geradezu grazil. Bis heute ist der 5er über Generationen auf Gardemaß gewachsen (4,90 Meter Länge und 1,86 Meter Breite).

Zurück in die 70er-Jahre: Bis zur Modellpflege im August 1976 baut BMW in Dingolfing eine Viertelmillion E12. Etwa die Hälfte der 5er hat einen Sechszylindermotor. Die beiden Reihensechser 525 und 528 leisten mit der Modellpflege je fünf PS mehr. Zu den 41 Änderungen gehören unter anderem eine bessere Schallisolierung, ein schaumstoffummanteltes Lenkrad und zwei Millimeter dickere Bremsbeläge. Von außen ist das Faceliftmodell an der Motorhaube mit Hutze und den größeren Rückleuchten zu erkennen. Außerdem sitzt der Tankstutzen nun an der Seite statt am Heck.

1981: E28, die zweite 5er-Generation

Als BMW 1981 mit dem E28 die zweite 5er-Generation präsentiert, sind in neun Jahren fast 700.000 E12 vom Band gerollt. Von außen gibt sich der Neue mit nun unterschiedlich großen Scheinwerfern und breiteren Rückleuchten unauffällig. Das Motorenprogramm mit 518, 520i, 525i und 528i erschient ebenso vertraut wie das Äußere. Der Vierzylinder-Vergasermotor im Basismodell leistet unverändert 90 PS. Alle weiteren Motoren sind Sechszylinder-Einspritzer. Das Fahrwerk mit Doppelgelenk-Vorderachse stammt im Prinzip aus dem größeren 7er. Ab Herbst 1981 ist als neue Sonderausstattung ein Antiblockiersystem lieferbar.

BMW 5er E28 520i (1981-1987)
BMW
Modell der Mitte: Der 520i ist das meistverkaufte Modell der 5er-Generation E28.

Der Fortschritt steckt jedoch nicht allein in der zwölf Prozent besseren Aerodynamik oder den fünf Prozent mehr Kofferraumvolumen. Eine Service-Intervallanzeige empfiehlt anhand von Parametern wie Zeit, Drehzahlen und Temperaturen Wartungsintervalle. Wer schonend fährt, spart so Geld bei der Wartung.

Premiere im E28: Diesel, eta und M5

Sparen kann auch, wer ab 1983 einen 524td kauft. Den ersten Diesel in einem BMW entwickeln die Ingenieure um Motorenchef Karl-Heinz Lange aus dem Benziner M20. Er soll mit Turbolader BMW-typische Dynamik mit Laufkultur und Sparsamkeit verbinden. Das klappt auch, auto motor und sport bescheinigt dem Selbstzünder ein herzerfrischendes Temperament.

Wen das nicht überzeugte, dem bot sich der wirkungsgradoptimierte 525 eta mit 2,7 Litern Hubraum und 125 PS an. Das Konzept mit geringerer Drehzahl und frühem Drehmoment hätte Lange gern weiterentwickelt, wie er im Rückblick einmal erklärte.

Genau das Gegenteil hat der erste M5 unter der Haube: In der unauffälligen Limousine arbeitet der Vierventil-Reihensechszylinder M88/3 aus dem M1. Der 286 PS starke Motor sorgt für Sportwagen-Fahrleistungen, die praktisch unveränderte Karosserie für Understatement. Für die 700.000 braucht der E28 nur sechs Jahre.

Start mit Sechszylinder: E34

Als BMW 1988 den neuen 5er der Generation E34 der Presse vorstellt, erklärt Vorstandschef Eberhard von Kuenheim selbstbewusst: "Für den 7er hatten wir uns die Aufgabe gestellt, das beste Automobil der Welt zu schaffen. Um nichts geringer war unser Ehrgeiz bei der Entwicklung des 5ers."

Das neue Modell ist zehn Zentimeter länger und fünf breiter. Der cW-Wert ist auf 0,30 bis 0,32 gesunken – der Vorgänger schob sich mit 0,385 deutlich mühsamer durch den Wind. Schon das Basismodell lief über 200 km/h – und hatte den Sechszylinder-Einspritzer aus dem Vorgänger. Ein 518i mit vier Zylindern und 113 PS kam später.

Touring mit Tricks

Völlig neu war ab Herbst 1991 der 5er Touring. Mit ihm hatte auch die separat öffnende Heckscheibe Premiere – bis heute ein praktisches Merkmal bei BMW-Kombis. Den Nutzen des mit 460 bis 1.450 Liter nicht gerade üppigen Gepäckabteils beschrieb BMW mit "sehr individuellen Gebrauchsmöglichkeiten." Mit serienmäßig innenbelüfteten Bremsscheiben an der Vorderachse war der Kombi für schnelles Fahren gut vorbereitet. Aufwendig war das extra für den Kombi entwickelte Doppel-Schiebehebedach, das elektrisch in fünf Positionen fuhr und bei Bedarf auch die hinteren Passagiere an die Luft setzte.

Neu war auch, dass es Achtzylinder-Motoren im 5er gab: Den 530i mit 218 PS und den 540i mit 286 PS. Spätestens hier war der Fünfer nah am 7er. Neu waren im E34 auch die aufwendige Allradversion 525ix und die 5-Gang-Automatik. Die hilft mit kurzem erstem und langem fünftem Gang beim Sprinten und Sprit sparen.

E39: ab 1995

Bewährtes besser machen: Fünfer Nummer vier, der E39 ist wiederum etwas länger, breiter und höher als sein Vorgänger, hat mit Doppelrundscheinwerfern und Niere wieder das typische BMW-Gesicht und wirkt wie ein Auto aus einem Guss. Die Karosserie ist mit cW 0,27 noch einmal windschlüpfiger, Motoren und Fahrwerk halten mit Aluminium Diät. Der Basismotor ist ein feiner Sechszylinder, zunächst mit zwei Litern Hubraum und zahmen 150 PS, später mit etwas kräftigeren 170 PS aus 2,2 Litern. Der Dreiliter-Reihensechser-Direkteinspritzer im 530d ist ein laufruhiges, kräftiges und sparsames Meisterstück des Motorenbaus.

Wie beim Vorgänger gibt es wieder einen Touring genannten Kombi, der mit 410 bis 1.525 Litern Kofferraumvolumen eher figurbetont geschnitten ist. Heute, nach rund 20 Jahren, ist ein gepflegter E39 immer noch ein guter und problemloser Daily Driver, dem gegenüber heutigen Autos nicht wirklich etwas fehlt.

Neue Designlinie: E60 und E61

Als 2003 die fünfte Fünfer-Generation erschien, war der anfangs umstrittene E65-7er schon zwei Jahre auf dem Markt. Designer Davide Arcangeli hatte den E60 mit konkaven Seitenflächen statt mit Sicken gestaltet, was Anfang der 2000er neu war und gleichzeitig die größere Karosserie kaschierte. Speziell der Touring (E61) wirkt sehr harmonisch. Ihn gab es auch wieder als M5 – mit 10-Zylinder-Saugmotor und sequenziellem Schaltgetriebe ein konsequent sportlich ausgerichteter Kombi.

Für Volumen sorgten jedoch wiederum Reihen-Sechszylinder: zum Start war ein 2,2-Liter mit 170 PS das Basismodell. Wer mehr wollte, griff zum 530: mit i und 231 PS oder als d mit 218 PS starkem Common-Rail-Diesel. Die Motoren steckten in einem leichteren Aluminium-Vorderbau. Der Rohbau aus einer Stahl-Aluminium-Verbundkonstruktion sparte Gewicht, sodass die Limousine laut Werk bis zu 75 Kilogramm leichter war als der Vorgänger.

Mit dem 7er eingeführten und kontinuierlich verbesserten iDrive, sowie Extras wie aktiver Lenkung, adaptivem Kurvenlicht und Abstandstempomat bot der 5er zeitgemäßes Hightech.

BMW 5er Historie
Jahr
1968Beginn der Entwicklungsarbeiten für den Nachfolger der Neuen Klasse.
1970Auf dem Autosalon Genf präsentiert BMW die Studie Garmisch, ein Coupé, das einige Elemente des späeteren 5ers zeigt.
1972Der neue BMW 520/520i (E12) löst den BMW 2000 ab.
1973Die Fabrikation wird in das neue Werk nach Dingolfing verlegt. Im selben Jahr erscheint der 525 mit Sechszylindermotor.
1974Mit dem 518 rundet BMW die Modellreihe nach unten ab.
1975Mit 2,8 Liter Hubraum und 165 PS ge-rät der neue 528 zum neuen Fünfer-Topmodell.
1976Serie 2 löst Serie 1 ab: BMW retuschiert die Karosserie: die Heckleuchten werden größer, die Niere ragt weiter nach oben in die Motorhaube.
1977Statt des Vierzylinders arbeitet im 520 ein neuer Sechszylindermotor. Der 528i ersetzt die Vergaser-Variante.
1981Die E12-Baureihe wird vom E28 abgelöst, der weitgehend auf dem Vorgänger basiert.
1981Produktionsende E12: Nach 699.094 Exemplaren läuft die erste 5er-Generation aus.
1983Neue Sparsamkeit: BMW 525e und 524td erscheinen auf der Bildfläche.
1985Facelift für den E28 und neue Motorvarianten: Zweiliter-Sechszylinder im 520i, M 535 i.
1985Der erste BMW M5 wird vorgestellt.
1987Produktionsende der zweiten 5er-Generation nach 722.328 Exemplaren
1987Der neue E34 löst den E28 ab.
1990Einführung der neuen Vierventilmotoren (M50).
1991Der neue 143 PS starke M51-Dieselmotor löst den M21 ab.
1991Die Kombiversion Touring wird angeboten.
1992Der BMW 525iX mit Allradantrieb erscheint auf der Bildfläche.
1992BMW bietet V8-Motoren an: 530i mit 218 PS und 540i mit 286 PS.
1994Alle Modelle erhalten das Frontdesign der V8-Modelle mit breiterer Niere.
1995Die letzten E34-5er laufen vom Band. Nach 1.333.412 Exemplaren, darunter 124.704 Touring, ist Schluss.
1995Marktstart der vierten Generation, des E39
1995Mit dem 518g beschreitet BMW neue Wege: Erstmals ist ein Erdgas-fähiger 5er zu haben.
1996Endgültiges Produktionsende des E34.
1997Einführung des E39-Touring.
1998Optimierte Motoren mit VANOS auch bei den Auslassventilen.
2003Mit 1.488.038 Exemplaren stellt die vierte Generation des 5ers einen neuen Absatzrekord auf. Bis 2004 wird noch der Touring (266.209 Exemplare) weitergebaut.
2000Facelift der BMW E39-Baureihe: Scheinwerfer mit Lichtringen, neue M54-Motoren, Stoßfänger in Wagenfarbe, überarbeitete Niere, neue Frontschürze.
2003Die fünfte Generation, der E60 steht bei den Händlern
2004Einführung der E61 genannten Touring-Version.
2007Modellpflege des E60: Neue Stoßfänger, Heckleuchten mit LED-Technologie, Scheinwerfer in Klarglas-Optik, überarbeitete Niere, überarbeitetes iDrive mit programmierbarer Tastenbelegung.
2010Ab März 2010 gibt es die sechste Generation des 5ers zu kaufen, die sich nun F10 nennt.

Fazit

Ein BMW 5er kann ganz vieles sein: Kilometerfresser im Außendienst, Traumwagen für Familienväter, Zeitreisemobil mit Nostalgiefaktor.

Doch ganz egal, ob 530d Touring, M5 Limousine oder 518 E12 in Topasbraun: Jeder 5er ist typisch für seine Zeit und stets genau zwischen 3er und 7er positioniert – ja nach Motor und Ausstattung mal näher am einen oder am anderen. Welcher es sein soll, bestimmt der Einsatzzweck: Ein E39 taugt auch heute noch für den Alltag, ein M5 nimmt eine schnelle Runde auf der Nordschleife nicht krumm und ein Touring bietet etwas mehr Flexibilität. Wer einen Klassiker sucht, für den ist vom unauffälligen 520i E28 bis zum wilden E61 M5 Touring alles drin.