Jaguar XK8 im Fahrbericht
Geschmeidiges Brit-Coupé ab 8.000 €

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Der Nachfolger des XJS zeigt optische Elemente des E-Type. Unter seiner Fronthaube produziert jedoch ein moderner V8-Motor muntere 284 PS.

Jaguar XK8 (X100), Seitenansicht
Foto: Rossen Gargolov

Zum Ende des 20. Jahrhunderts surfte Jaguar vehement auf der Retro-Welle. Der Luxus-Viertürer XJ besaß ab 1994 wieder seine klassischen vier Rundscheinwerfer mit entsprechenden Auswölbungen auf der Motorhaube sowie einen deutlicher konturierten Kühlergrill.

Außerdem erhielt der XJ zwei kleine Geschwister. Der S-Type sollte mit der E-Klasse von Mercedes und dem Fünfer von BMW konkurrieren. Er war seinem gleichnamigen Großvater von 1963 wie aus dem Gesicht geschnitten. Dann kam 2001 der X-Type hinzu – der erste Mittelklasse-Jaguar. Die Briten favorisierten auf Basis des Ford Mondeo eine Miniaturausgabe des großen XJ, die immer etwas verbeult aussah und sich nicht besonders gut verkaufen ließ.

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Jaguar XK8 zitiert den E-Type im Design

Auch der 1996 präsentierte XJS-Nachfolger unterlag dem Diktat des "Back to the roots" und knüpfte optisch an den legendären E-Type aus den 60er-Jahren an. Allerdings sind die Reminiszenzen an den Sportwagen-Klassiker wie die ovale Kühlluftöffnung, die rundliche Fahrzeugnase und das hochgezogene Heck erfreulich dezent ausgefallen. Der XK8 zeigt durchaus einen ganz eigenen Stil und gefällt noch heute durch seine sanft geschwungene Seitenlinie, durch die parabelförmigen hinteren Seitenfenster sowie das extrem lang gezogene, zwischen Fastback und Stufenheck changierende Coupédach.

An einer Stelle bricht der XK8 jedoch radikal mit der Familientradition von Jaguar: Unter der Motorhaube arbeitet ein supermoderner Voll-Aluminium-V8 mit 2x2 obenliegenden Nockenwellen und insgesamt 32 Ventilen. Der Hubraum beträgt vier Liter, die Leistung liegt bei 284 PS. Mithilfe eines im Frühjahr 1998 eingeführten Kompressors stieg die Motorleistung sogar auf 363 PS. Die Power-Version des XK8 erhielt den Namen XKR und war wie der XK8 seit seiner Markteinführung auch als Cabriolet erhältlich.

Unter dem komplett neu und völlig anders gestalteten Blechkleid des XK8 befindet sich noch die überarbeitete Bodengruppe des Vorgängers XJS. Das verraten der identische Radstand von 2,59 Meter und eine ähnlich konstruierte Hinterachse, die wieder mittragende Antriebswellen besitzt, aber auf innenliegende Bremssscheiben verzichtet. Doch jetzt wollen wir wissen, wie sich dieser wilde Mix aus Alt und Neu überhaupt fährt.

Geschmeidiger Luxus im knapp geschnittenen Briten

Steht man neben dem XK8 und öffnet seine Tür, ist man zunächst einmal von der geringen Höhe des immerhin fast 4,80 Meter langen Coupés überrascht, das einen gewissen Respekt einflößt. Bei unserem Fotomodell wird der Effekt durch dessen Karosserie-Tieferlegung noch verstärkt. Man gleitet also auf den Fahrersitz hinunter wie in einen Porsche 911 und muss dabei den Kopf einziehen. Hat man es sich auf dem Ledersitz bequem gemacht, blickt man auf eines der letzten, optisch äußerst realistisch wirkenden Holz-Armaturenbretter. In das attraktive Walnuss-Wurzelholz sind schlichte Rundinstrumente und schwarze Belüftungsgitter eingebettet. Durch den Verzicht auf Chromleisten entsteht sogar ein ansprechender Retro-Effekt. Nur das schwarze Kunststoff-Tastenfeld auf der Mittelkonsole und der typische Jaguar-Automatikwählhebel mit J-förmiger Schaltkulisse ("J-Gate") sind Zeichen des Fortschritts.

Viel Platz hinter dem Lenkrad bietet das Sport-Coupé im Format eines ausgewachsenen Fünfer-BMW (E39) jedoch nicht. So ist der traditionell links neben dem Fahrersitz platzierte Handbremshebel fast nur bei geöffneter Tür zu bedienen. Dank der geschmeidig und fast unmerklich arbeitenden Automatik sowie vernünftig positionierten Schaltern und Hebeln muss sich der Fahrer im knapp geschnittenen XK8-Cockpit nur wenig rühren. Fast lautlos und dennoch kraftvoll bringt der seidig laufende Leichtmetall-V8 das Jaguar-Coupé in Schwung. Erst bei höheren Drehzahlen – zum Beispiel durch einen plötzlichen Kick-down provoziert – meldet sich der Motor mit einem kernigen Knurren.

Jaguar XK8 überzeugt eher durch Komfort als durch Sport

Beim Ansteuern der ersten Kurven macht sich das hohe Gewicht des Jaguar bemerkbar. Die Bremsen verzögern den 1,6-Tonner sehr wirkungsvoll, doch beim Einlenken vermitteln die etwas träge agierende Lenkung und ein vor allem auf Komfort abgestimmtes Fahrwerk eine gerade noch befriedigende Agilität. Der XK8 fühlt sich hier eindeutig mehr seinem gemütlichen Vater XJS als seinem durchtrainierten Großvater E-Type verpflichtet.

Trotz Anleihen bei der damaligen Konzernmutter Ford – einige Schalter und einen Notschlüssel im Fiesta-Stil – zeichnet sich das große Jaguar-Coupé durch seine luxuriöse Komplett- Ausstattung aus: Elektrisch verstellbares Lenkrad und Ledersitze mit Memory-Funktion, Klimaanlage, Musikanlage und das computergesteuerte Aufhängungssystem CATS (optional) erleichtern den Jaguar-Alltag erheblich – wenn sie alle brav funktionieren.

Fazit

Mit dem XK8 hat Jaguar einen faszinierenden Sportler geschaffen, der sich traditionsgemäß radikal vom Vormodell abhebt. Die 363-PS-Kompressor-Version XKR kostet zwar kaum mehr, beansprucht aber Fahrwerk und Getriebe stark. Daher: Finger weg!

Technische Daten
Jaguar XK8
Grundpreis65.241 €
Außenmaße4760 x 1829 x 1296 mm
Kofferraumvolumen327 l
Hubraum / Motor3996 cm³ / 8-Zylinder
Leistung209 kW / 284 PS bei 6100 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch12,4 l/100 km