Das kauft Deutschland - eine Kaufberatung
VW Up - der Kleine mal ganz groß

Seit vier Jahren ist der Up das kleinste Modell der VW-Palette. Wir suchen die beste Kombination eines Autos, das auf 5,8 Quadratmetern Grundfläche ein ganz großes ist.

VW Up 1.0 BMT, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Sie wissen vielleicht, dass wir diese Rubrik gern nutzen, um unsere Fähigkeiten aufzuzeigen,in Längen- oder Flächenmaßen zu rechnen und das Ergebnis in einen unsinnigen Zusammenhang zu setzen. Also los, wenngleich wir auf das etwa für Waldbrandflächen stets als Vergleich herangezogene Saarland verzichten müssen – dieses Mal ist es zu groß. Parkte man alle in den ersten neun Monaten dieses Jahres neu zugelassenen VW Up neben- und hintereinander, bedeckten sie eine Fläche von exakt 15 Hektar. Der größte Mähdrescher der Welt, der New Holland CR 10.90, schnibbelt drei Stunden an solch einer Fläche Getreideacker.

Unsere Highlights

Der VW Up ist das erfolgreichste Auto seiner Klasse. Was auch daran liegt, dass es den Konstrukteuren trotz allen Kostendrucks gelang, auf 5,8 Quadratmetern Grundfläche einen echten Volkswagen zu entwickeln. Denn trotz der knappen Abmessungen bietet der in Bratislava gebaute VW Up erstaunlich viel Platz für vier Personen (fünf sind nicht vorgesehen), dazu ist sein Kofferraum mit 251 bis 951 Litern fast genauso groß wie der des Polo.

VW Up 1.0 BMT, Motor
Hans-Dieter Seufert
Abgesehen von der teuren Elektro-Variante bietet VW nur einen Einliter-Dreizylinder an.

Wie der VW Up am besten Gas gibt

Abgesehen von der teuren Elektro-Variante (26.900 Euro) bietet VW nur einen Einliter-Dreizylinder an. Es gibt ihn als Benziner mit 60 und 75 PS sowie als Erdgasversion mit 68 PS. Weil der stärkere Benziner seine Mehrleistung nur über höhere Drehzahlen erreicht, aber kein einziges Newtonmeterchen mehr als die 95 der PS-schwächeren Version auffährt, kann man sich die 600 Euro Aufpreis für die 75-PS-Version sparen. Im Alltag fährt der VW Up mit 60 PS ebenso quirlig und fix, bietet das gleiche sichere, agile Handling und dieselbe, etwas herbe Federung. Allerdings verbraucht er mit 6,3 l/100 km nicht weniger. 0,4 l/100 km Einsparung verspricht VW für die Bluemotion-Technology- Modelle. Die haben Leichtlaufreifen und eine Start-Stopp- Automatik, kosten allerdings 400 Euro mehr. Eine Investition, die sich rechnerisch erst nach 80.000 Kilometern lohnt – also eher nicht.

Wer die Kraftstoffkosten erheblicher senken will, sollte über die Erdgasversion Ecofuel nachdenken. Die verursacht bei einem Testverbrauch von 3,8 kg Erdgas je 100 km nur 4,18 Euro Kraftstoffkosten pro 100 km – 3,70 Euro weniger als der VW Up Benziner. So ist der Mehrpreis von 2.950 Euro nach rund 70.000 Kilometern ausgeglichen. Das werden allerdings 70.000 ziemlich zähe Kilometer. Denn der Gas-Up trödelt mit 17,8 noch 2,6 Sekunden langsamer aus dem Stand auf Tempo 100, sein Temperament reicht kaum über Autobahn-Richttempo hinaus, schon sachteste Steigungen ermatten ihn ganz erheblich.

Ähnlich viel Langmut verlangt nur das automatisierte Fünfganggetriebe (725 Euro). Es erscheint prinzipiell als gute Idee für ein Auto, das viel in der Stadt fährt. Aber in der Zeit, bis die Box im VW Up den nächsten Gang hineingeruckelt hat, lassen sich Teile von „Krieg und Frieden“ auswendig lernen. Gar nicht lustig ist es, wenn man mit dem Automatik-Up überholen muss. So viel Zeit, wie er zum Zurückschalten verplempert, hat man mit einem Kleinwagen eigentlich nie zum Überholen.

Türen, Radio, Klima, Bremse

Sortieren wir die Ausstattung im VW Up: Der Move Up kostet mit 10.775 Euro zwar 800 Euro mehr als die Basis Take Up, hat aber wichtige Extras wie geteilt klappbare Rücksitzlehnen, den variablen Ladeboden, elektrische Fensterheber vorn und Zentralverriegelung mit Fernbedienung schon serienmäßig. Zudem gibt es das sehr empfehlenswerte Drive Pack Plus (615 Euro) mit Notbremsassistent, Parksensoren und Tempomat erst ab dem Move Up. Dazu empfehlen wir vier Türen (480 Euro) zum lockeren Einsteigen, das Cool-&-Sound-Paket (CD-Radio und Klimaanlage, 920 Euro), tja, zum Kühlen und Musikhören eben. Mit der umklappbaren Beifahrerlehne für 95 Euro wird der Up etwas variabler, und für 17 Euro nehmen wir noch den zweiten Funkklappschlüssel mit. Das macht dann 12.902 Euro für den perfekten VW Up, den wir für 450 Euro für drei weitere Jahre/50.000 Kilometer per Anschlussgarantie absichern. All jenen, bei denen es noch richtige Winter gibt, drängen wir schließlich noch die Winterkompletträder auf (460 Euro), alle anderen sollten zumindest überlegen, den VW Up ab Werk mit Ganzjahresreifen ausrüsten zu lassen. Macht nur 160 Euro extra und hilft womöglich, dass er bei Schnee und Eis nicht unversehens in ein paar Hektar Acker rutscht.

Günstig und solide

Um 6.000 Euro starten die Preise für VW Up mit Klimaanlage, Radio und rund 70.000 Kilometern Laufleistung. Für 7.000 Euro finden sich Modelle, die erst 20.000 km gelaufen sind. Ganz neue Up mit Tageszulassung starten bei gut 9.000 Euro. Anders als sein Vorgänger, der VW Fox, erweist sich der Up bei der ersten Hauptuntersuchung der Baureihe als solider, zuverlässiger Kleinwagen. Tipp: Bei der Modellpflege im Oktober 2014 bekam der VW Up ein verbessertes Getriebe.

Der Käfer 4.0

Naja, damals sind sie zu fünft im Käfer nach Rimini gefahren, und das war – in der Rückschau – doch ganz wunderbar. Wer einst im Käfer zurechtkam, dem müsste heute eigentlich ein VW Up genügen. Der ist auch eine schöne Möglichkeit, die eigenen Ansprüche zu kalibrieren. Darauf, was wirklich wichtig ist beim Autofahren. Das Autofahren nämlich. Und dafür genügen auch heute 60 PS und Dreimetervierundfünfzig, wenn sie so clever genutzt sind wie beim Up, einem echten Volkswagen.