Peugeot RCZ, Citroën DS3, Renault Twizy
Mit drei Franzosen durch Paris

Aller guten Dinge sind drei. Deswegen fuhren wir nicht nur mit einem Auto durch Paris, sondern entdeckten die französische Metropole gleich mit drei Wagen – einem Peugeot RCZ, einem Citroën DS3 Cabrio und einem Renault Twizy.

Renault Twizy, Peugeot RCZ, Citroen DS3, Eiffelturm
Foto: Rossen Gargolov

Non, rien de rien ... Non, je ne regrette rien!" Der Mann auf den Stufen vor der Basilika Sacré-Cœur singt sich die Seele aus dem Leib. Es ist sieben Uhr morgens, beherzt schlägt er auf die Saiten seiner Gitarre ein, neben ihm droht eine leere Weinflasche ins Nichts zu rollen. Bonjour tristesse. Keine Ahnung, was den Barden umtreibt, vielleicht beschwört er den neuen Tag herauf, wobei es eher nach Weltuntergang klingt.

Den Straßenfeger schert das wenig, schlaftrunken schiebt er über das Pflaster, kehrt die Reste der Nacht zusammen. Unter mir erwacht die Stadt, am Fuße der Stufen stehen drei Fahrzeuge. Dort, wo Regisseur Lelouch einst seinen 450er Mercedes nach der legendären Höllenfahrt "Cétait un rendez-vous" knisternd abstellte, warten ein metallic-grauer Peugeot RCZ THP 155, ein Citroën DS3 Cabrio VTi 120 in Lippenstiftrot und ein Renault Twizy in Lounge-Weiß. Mein Trio, meine französischen Gefährten für einen Tag.

Unsere Highlights

Alle für eine und eine für alle. Als erstes kommt der Peugeot RCZ dran, der Schnellste und Schärfste der drei. Zu nachtschlafener Zeit steige ich in das Sportcoupé von Peugeot, träume noch von Litern tintenschwarzen Kaffees, während wir schon über den Boulevard périphérique fliegen. Für Geschwindigkeitsbegrenzungen ist es eindeutig zu früh, für Ordnungshüter offenbar auch. Die Stadtautobahn gähnt leer, doch ich bin hellwach vor Freude. Freude, die schon beim ersten Anblick aufkeimte. Immer wieder werden die Ähnlichkeiten zum Audi TT der ersten Generation beschworen, doch der Vergleich hinkt. Wenn ich mir den TT so ansehe, vermute ich, dass der Wagen mit Zirkel und Lineal entworfen wurde, streng und durchdacht. Irgendwie Bauhaus.

Die Rundungen des Peugeot RCZ hingegen scheinen von leichter Hand gezeichnet, organisch und elegant gewellt, motiviert von einem feinen Bordeaux – oder so. Anders gesagt: Der Wagen ist so sexy wie eine weich geschwungene Oberlippe. Erst bewundert man den anmutigen Schattenwurf auf der doppelten Wölbung in Dach und Heckscheibe, dann möchte man mit seinem Handrücken darüber streichen und in der Kehle verweilen.

Im Innenraum geht es gerade so weiter: Keiner kann seine Fingerkuppen von den Formen lassen. Kalte Herzen mögen über die krickeligen Nähte mäkeln, alle anderen fahren mit zwei Fingern sachte über die drei eleganten Ausbuchtungen über den Instrumenten in der Mittelkonsole – und geben dann Gas. Von wegen nur sexy aussehen: Das Coupé fährt sich knackig, die Lenkung geht stramm, auch die Federung duldet kein laissez faire. Jedenfalls vertrüge der RCZ mehr als die 156 PS des 1,6-Liter-Turbos. Kurz, der ideale Partner, um mit den rasch schwappenden Wellen der Seine um die Wette zu fahren und schnell ein paar Runden um den Arc de Triomphe an der Place Charles-de-Gaulle zu drehen.

Sinnlos, ja, aber dafür eine Lust – solange sich die Verkehrsdichte in Grenzen hält. Das sieht zwei Stunden später anders aus. Ein Schwarm von weißen Lieferwagen mit wild gestikulierenden Fahrern und wütend brummenden Vespas rücken mir auf den Leib, Taxis, Geschäftsleute in Limousinen, Touristen in Mietkutschen. Was für ein Chaos, die spinnen, die Gallier. Die Abstände schrumpfen Richtung Vollkontakt; wer Augenkontakt sucht, hat verloren.

Citroën DS 3 Cabrio mit einem Gruß vom 2 CV

Zeit für einen Autowechsel, für etwas Kleines, Rotes, Offenes. Ein Citroën DS3 Cabrio. Gut, über den Begriff Cabriolet lässt sich bei einem Auto mit Faltdach streiten, nicht aber darüber, dass man es innerhalb von 16 Sekunden öffnen kann, und das bis Tempo 120. Wer den Kofferraum durch die niedrige Heckluke bestücken möchte, sollte entweder Kunstturner sein oder nur einen Lippenstift und eine Schachtel Gauloises Bleues mitnehmen. Ohne Filter.

Soll mich nicht stören. Das Wetter meint es gut mit mir, die Sonne spiegelt sich gleißend auf der Klavierlack-Leiste und den Chrom-Elementen des Armaturenträgers, fehlt nur noch das verspielte Pünktchen-Muster auf den Sitzen und ein flatternder Seidenschal. Ich nehme Kurs auf den Eiffelturm und verrenke mir dort angekommen den Hals, um einen Blick auf die Spitze des Wahrzeichens zu erhaschen. Wenn schon Klischee, dann auch richtig. Monumental ragt der Turm in den Himmel – und entschwindet flugs wieder, denn der Kleine mit den 120 PS hat es eilig. Behände fegen wir in einen Kreisverkehr nach dem anderen.

Vielleicht erinnert er sich an seinen krassen Bruder DS3 WRC, der zwei Mal die Fahrer- und die Rallye-Markenweltmeisterschaft gewann. Sei’s drum, ich biege von einem großen Boulevard ab in eine schmale Straße in Richtung Montmartre, der serienmäßige Parfümspender lässt ungefragt eine süßliche Duftwolke durch den Wagen wehen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Zum Trost gesellt sich durch das offene Faltdach authentisches Gefühl wie in einem Citroën 2CV. Jetzt einen Pastis, am besten durch die Nase.

Renault Twizy ist leise und hart

Et voilà, kein Pastis, dafür Kaffee – und ein neuer Wagen: Renault Twizy, eine Art Edel-Quad mit Dach und Schwenktüren. Skeptisch gleite ich in die karg gepolsterte Plastiksitzschale. Ein Schlüsseldrehen, ein Knopfdruck, kein Geräusch. Das ist also die Zukunft. Still, minimalistisch und lustig anzuschauen. Ein leichtes Tippen auf das Pedal, schon saust der kleine Renault mit dem 18-PS-Elektromotor die schmalen Gassen zum Montmartre hinauf. Unter Fahrkomfort verstehe ich etwas anderes. Ungehemmt hoppelt der Stromer über das Kopfsteinpflaster, mehr Rundungen am Hintern könnten in diesem Fall nicht schaden.

Servolenkung und Federung erscheinen wie Begriffe aus der Vergangenheit, allerdings wirken auch die brummenden und müffelnden Verbrennungsmotoren mit einem Mal antiquiert. Da passt es, dass sich das ehemalige Amüsierviertel um das berühmte Varieté Moulin Rouge herum ebenfalls von seinem Schmuddel-Image verabschiedet und in ein angesagtes Viertel voller Bio-Läden und schicker Boutiquen verwandelt hat.

Modische Menschen mit dunklen Brillen und blassen Gesichtern blicken betont desinteressiert auf das 2,30 Meter lange und 1,20 Meter breite Elektromobil herab, während Vespa-Fahrer Daumen heben und mich ein Kerl in einem teuren Anzug an einer roten Ampel fragt, ob man auch zu zweit darin sitzen kann. Man könnte, aber ich möchte gerade nicht. Dennoch: Der Flirtfaktor ist hoch im Twizy. Busfahrer, Polizisten – plötzlich hast du viele Freunde. Wer engen Kontakt mit der Stadt der Liebe sucht, fährt am besten Twizy. Ohne Seitenscheiben – und ohne Sozialphobien.

Nach einer halben Stunde Fahrt klebe ich am Sitz und der Staub der Metropole an mir, die Lungen voller Paris, die Ohren betäubt durch das Stimmengewirr der Touristen. Um den Twizy komplett zu laden, bräuchte ich eine 230-Volt-Haushaltssteckdose und dreieinhalb Stunden Zeit. Ich habe weder das eine noch das andere, aber zumindest ein paar Minuten, um noch einmal die Stufen zur Basilika Sacré-Cœur zu erklimmen. Ein letzter Blick über die Stadt. Menschen von überall bevölkern die Treppen vor der Wallfahrtskirche, halten Kameras und Smartphones wie zur Segnung in die Höhe.

Der Mann mit der Gitarre ist verschwunden. Mir fehlt er nicht. Schließlich könnte ich nun ein Lied davon singen, wie es sich anfühlt, mit drei Wagen an einem Tag die Stadt an der Seine zu erobern.