"Sonntagsauto"
VW 1600 Typ 3 - eine Typfrage

Manche Typen trifft man und ist sofort schwer angetan. Über genau so einen stolperte Mandy Opfermann vor rund zehn Jahren. Ein VW 1600 Typ 3, Baujahr 1968, Kosename Babette.

VW 1600 Typ 3, Frontansicht
Foto: Dino Eisele

Die gebürtige Dresdnerin Mandy hat mehrere Jobs: Sekretärin, Friseurin, Hausfrau und Mutter. Vier Vollzeitbeschäftigungen, und das jeden Tag. Da braucht es einen Ort, an dem sie dem Alltag entfliehen kann – egal ob mit oder ohne ihre beiden Kinder. Mit den Händen um das Bakelit-Lenkrad, bequem sitzend auf dem mit Kunstleder bezogenen Gestühl – ja, da kann sie entspannen. Ganz besonders im Sommer. Denn nur über die schönen Monate wird der VW 1600 Typ 3 bewegt.

Knapp 2,6 Millionen Mal verkaufte sich die erste Mittelklasse-Limousine VW 1600 Typ 3 zwischen 1961 und 1973. Noch bis 1982 wurde der solide Typ 3 in Brasilien hergestellt und verkauft. Im Herbst 1969 verpasste Volkswagen dem beliebten Auto, das es nebst Limousine auch als Fließheck-Typ TL und als Variant gab, ein Facelift. In Szenekreisen werden die älteren Modelle als Kurzschnauzer und die jüngeren als Langschnauzer betitelt, was daher rührt, dass sie eine längere Fronthaube haben. Motorenseitig konnte der Typ 3 den Käfer mit mehr Hubraum und mehr Leistung übertrumpfen. Der Flachboxermotor, der unter dem hinteren Kofferraumfach untergebracht ist, leistet zwischen 45 und 54 PS aus 1.500 und später 1.600 cm³ Hubraum.

VW 1600 Typ 3 namens Babette

Von der Technik hat Mandy nicht so viel Ahnung, dafür ist ihr Mann Peter zuständig, der selbst einen soliden Fuhrpark – vorzugsweise aus dem Hause VW – bewegt. „Sie ist manchmal schon zickig. Mal will sie nicht anspringen und mal nicht richtig laufen. Normal bei so einem alten Auto“, weiß Mandy. Aber warum eigentlich sie? „Sie heißt Babette“, klärt die stolze Besitzerin auf, weil: Babette ist so nett. Der Spruch gefiel der ins Schwäbische gezogenen Sächsin so gut, dass sie den VW 1600 Typ 3 kurzerhand auf diesen Namen taufte. Dass es sich bei dem Oldie um ihren Wagen handelt, zeigt auch das Kennzeichen: MY steht für Mandy – alle anderen Fahrzeuge aus dem Opfermann-Fuhrpark tragen das OP hinter dem ES für Esslingen und vor dem H.

Aber wie kommt es, dass eine Frau, die eigentlich nichts außer Begeisterung für alte Autos pflegt, sich so einen Wagen anschafft? Da hatte natürlich ihr Mann die Finger im Spiel. Allerdings nicht auf die Tour: „Hier mein Schatz, ich habe dir ein tolles Auto gekauft.“ Das lief anders. Ein Bekannter war auf der Suche nach einem geeigneten Werbeträger für eine in Schwaben beliebte Biersorte. Peter Opfermann machte sich im Auftrag auf die Suche und bat Mandy, doch zu dem Besichtigungstermin mitzukommen. Vor Ort war die Sache klar wie Wodka in seiner reinsten Form: Noch bevor die Information über einen soliden und tauglichen Wagen an den Auftraggeber überbracht werden konnte, hatte Mandy den Kaufvertrag für den VW 1600 Typ 3 unterschrieben.

„So wie heute stand sie damals auch schon da, nur die Klorolle auf der Heckablage hat mir meine Schwiegermutter geschenkt“, erzählt Mandy. Einer der beiden Vorbesitzer hatte bereits eine neue Lackierung veranlasst, seither sind ein paar Kratzer dazugekommen. Als Top-Auto würde Mandys VW 1600 Typ 3 nicht durchgehen. Aber, und das ist das Wichtigste: Der Oldie hat viel Charme und erfreut den Betrachter gerade durch seine Nichtperfektion. Noch viel wichtiger: Er ist Mandys Entspannungspol. Abseits von der Norm fallen nur die sogenannten Baby-Fuchs-Felgen auf, eine Babette braucht eben besonders schöne Schuhe – so wie es sich für das Lieblingsauto einer Frau gehört, auch wenn es sich laut Volkswagen um einen Typen handelt.

Technische Daten
VW 1600 L
Außenmaße4368 x 1640 x 1470 mm
Höchstgeschwindigkeit140 km/h