Traumautos der Redakteure
Garage voll Wunschautos

Fünf Redakteurinnen und Redakteure haben jeweils drei Wünsche frei: Sie dürfen Traumwagen für ihre Garage aussuchen. Eine Auswahl mit vielen Überraschungen.

Sitzprobe BMW Active Tourer Paris 2012 Dralle
Foto: SB-Medien

Was auto motor und sport-Redakteure gerne in ihren Garagen hätten.

Jens Dralle: Der Discovery könnte gleich die ganze Garage ziehen

Welche drei Autos parke ich in meiner Traumgarage? Zunächst ein Schweizer Taschenmesser mit vier Rädern. Ein langstreckentauglicher Ballsaal mit Allradradantrieb, der die Garage bei Bedarf auch ziehen könnte. Demnach mit Anhängerkupplung ausgerüstet und mit Standheizung, denn eher würde ich die Garage als eines der Autos veräußern.

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Wer jetzt sein Objektiv scharf stellt, erkennt den Land Rover Discovery SDV6. Sein Sechszylinder-Diesel interpretiert auf sehr sanfte Weise den Begriff Urgewalt, leistet üppige 258 PS und entwickelt ein Drehmoment von schmissigen 600 Nm.

Dass der  Dreiliter-Motor 2,6 Tonnen Gewicht bewegen muss, beeindruckt ihn selten. Ebenso wie das Gewicht in Verbindung mit der serienmäßigen Luftfederung stoisch das breite Angebot an Bodenwellen heimischer Straßen niederringt. Drei Sonnendächer müssen sein, dazu das Surround-View-Paket und die High-End-Audioanlage. HSE-Ausstattung sowieso. Es gibt Tage, da soll mich mein Auto einfach in Ruhe lassen, meine Musik in brillanter Qualität wiedergeben, unmerklich federn, milde schalten, zügig überall durch und zur Not drüberfahren. Und an den anderen Tagen?

Hallo KTM X-Bow R - das vierrädrige Nichtvorhandensein von allem, was sich zwischen die Nervenenden von Auto und Fahrer mogeln könnte. Dennoch mit den Vorzügen moderner Technik ausgestattet, die den Zweisitzer von Allüren fernhalten. Ein aufgeladener Großserien-Vierzylinder zum Beispiel, der Zweiliter-TFSI aus dem VW-Konzern. Im X-Bow leistet er 300 PS und spielt mit dem 790 Kilogramm-Fliegengewicht geradezu. In vier Sekunden peitscht er das Carbon-Geschoss auf 100 km/h, schiebt dabei die Backen der Insassen wie alte Lappen in Richtung Ohren, raubt den Atem. Nicht lustig? Och ...

Gehört zur Traumgarage nicht auch eine Privat-Rennstrecke? Der BMW M3 (E90) würde sich dort wohlfühlen. Bei jedem Kaltstart bellt das Vierliter-Triebwerk so böse und so laut, dass die Nachbarn auf die Knie sinken und um Gnade bitten. Und wenn bei 8.300/min 420 PS durch den Antriebsstrang toben, ja dann feuern in Metall gegossene Notenfolgen aus den vier Endrohren, ja dann gibt S65B40 - so die volle Bezeichnung des Motoren-Prachtwerks - den ehrgeizigen Tourenwagen.

Soviel zum Inhalt meiner Traumgarage. Wo sie stehen soll, ist mir jedoch noch nicht klar. Aber das ist eine andere Geschichte.

Birgit Priemer: In einem Fiat 500 Jolly durchs hektische Stuttgart

Dass sich in meiner Liste der Traumautos gleich drei Cabrios finden, hat keine genetischen Gründe. Das erste Bild meiner Autofahrer-Karriere zeigt mich am Steuer eines Simca, den sich meine Eltern Anfang der siebziger Jahre zugelegt hatten. Meinen ersten längeren Ausflug in einem offenen Auto habe ich in einem Suzuki Swift Cabrio Anfang der neunziger Jahre Richtung Umbrien unternommen - Gott habe das mittlerweile eingestellte Modell selig. Aber als junge Redakteurin war ich trotzdem stolz, endlich mal so richtig lange offen fahren zu können.

Aus unserem Beruf kann manchmal ein unglaubliches Vergnügen werden - und so wollte es der Zufall, dass ich 2008 erstmals die Mille Miglia mitfahren durfte, in einem Porsche 356 Speedster, der sich mit seinem Vierzylinder-Boxer herrlich unkompliziert bewegen ließ. Kein ausgeklügeltes Hochdrehzahlkonzept wie beim Lamborghini 350, sondern ein ehrlicher Porsche mit simpler Käfer-Technik. Aber seitdem vergeht kein Tag, an dem ich mir vor meinem geistigen Auge nicht die Frage stelle: Coupé oder Cabrio? Der Geschlossene ist zum Niederknien schön, und wenn ich auf dem Oldtimer-Grand Prix am Nürburgring unterwegs bin, ist die Sache klar: Coupé - was aber vielleicht auch an dem meist schlechten Wetter in der Eifel liegt. Zu Hause in Stuttgart sieht es ganz anders an. Im schwäbischen Sonnenschein turnt mich das Cabrio viel mehr an. Aber was soll‘s: Die Oldtimer-Preise sind zurzeit so hoch, dass ich noch lange überlegen kann. Bei den Classic Days auf Schloss Dyck bleibe ich bei den Wirtschaftswunder-Autos hängen, weil ich die süß finde.

In einem Fiat 500 Jolly durchs hektische Stuttgart, verblasen lassen von den Kollegen, die mal wieder mit einem AMG aus der Tiefgarage stürmen und gar nicht wissen, was ihnen an Fahrspaß und lachenden Gesichtern am Wegesrand entgeht? Diese Vorstellung hat was - sie bringt mich innerlich richtig zum Lachen.

Aber dann war ich auf der Auto Show in Los Angeles und konnte mit dem VW Beetle Cabrio fahren - mit meinem japanischen Lieblingskorrespondenten Yoshi Kimura, der von den neuen Werten des Autos genauso überrascht war wie ich. Die Frontscheibe überragt nicht mehr so stark die Köpfe der Passagiere, und deshalb konnten wir den kalifornischen Sonnenschein im November genießen. Der große Vorteil: Platz für vier, selbst wenn das Verdeck geschlossen ist.

Und nun? Schnapp ich mir bei nächster Gelegenheit mein Fahrrad - und denk mal wieder in aller Ruhe über alles nach.

Sebastian Renz: Volvo fürs Leben, Landy für Abwege, Smart für Umwege

Weil es Januarabende gibt, an denen Vertrauen allein nicht genügt. An denen die Nacht ihren dicken, eisigen Hintern früh auf Berge und Täler setzt und Schneegraupel über eisglitzernde Straßen fegen. Dann genügt nur Sicherheit. Schwedenstählerne. Deshalb der Volvo V70 - ein Auto, das uns nicht nur unterbringt, sondern in trutziger Geborgenheit beherbergt. Unter ihm steckt noch Volvo-, nicht Ford-Technik, ihm geht es nicht um Dynamik oder Lifestyle. Nur im Prospekt treiben ihn junge Menschen durch Kurven oder zerren weiße Liegemöbel aus seinem Laderaum in Designerhäuser. In der Wirklichkeit ist er Iso-Fix-Punkt der Familienmobilität, sicher, containerhaft-geräumig, komfortabel, schwer verwüstlich. Er darf nicht fehlen, der V70, in dem unterwegs zu Hause ist und an dem Winterstürme und Elche abprallen.

Auch einem Land Rover 88 stellt sich besser nichts in den Weg, ich weiß das seit dem Tag, an dem das ein Berg versucht hat. Und wir reden von einem richtigen Berg, denn er steht in Österreichs Alpen. Der Bürgermeister im Tal meint, wir dürften hochfahren, soweit wir könnten. Als wir fragen, ob er damit meine, wir dürften fahren, soweit wir wollen, nickt er irritiert. Ein Stück weit begleitet uns eine Schotterstraße, als sie endet, lassen wir sie zurück. Es heißt, man solle immer dorthin sehen, wohin man fahren will. Wir schauen zum Gipfel, und allradgetrieben, getriebeuntersetzt und differenzialgesperrt schlurft der Land Rover dort hoch. Wer ihm vorwirft, er sei ein reichlich veraltetes, enorm unkomfortables und absurd langsames Auto, hat völlig recht. Verkennt aber, dass er gar kein Auto ist, sondern eine Maschine, die Fortbewegung produziert. Überall. Immer. Über  einen Smart Roadster stolpert er nicht mal.

Von 2003 bis 2006 wird der 61 PS starke, 3,47 Meter kurze Mittelmotor-Sportwagen mit der Bezeichnung 452 ... Moment, hat da einer beim Begriff Sportwagen gelacht? Hey, so baut man Sportwagen, komprimiert und leicht. Weil der Einstieg mit Hardtop dem Versuch ähnelt, einen Briefkasten zu entern, bauen wir es ab, dann schnallen wir uns vor den Motor. Der Smart ist kein Auto für die große, weite Welt, sondern eines für die kleine, enge. Turboprustend stürzt er sich auf schmale Pässe, umschwirrt Felsen, zackt in Kurven. Gleich wieder aufs Gas. Leistungsübersteuern? Sicher nicht. Die Gerade zur nächsten Kehre hoch, bremsen, das Getriebe trödelt sich beim Runterschalten durch die Gänge. Egal. Es geht nicht um Tempo, sondern um Temperament. Ein V70 brächte mich sicher nach Hause, ein Landy auf den Gipfel. Und der Smart? Zum Lachen.

Bérénice-Anouck Schneider: Der Porsche 911 S weckt Kindheits-Erinnerungen

Oje, jetzt soll ich also meine Traumgarage füllen. Dabei habe ich momentan gar keine Garage - noch nicht mal ein Auto. Kann ich mir als Volontärin nicht leisten. Aber gut, dafür würde ich ein paar Modelle sehr gern haben.

Das Porsche 911 S Coupé begleitet mich, seit meine Großmutter mir im Alter von fünf Jahren in einem Anfall von holsteinischer Heimatverbundenheit die "Immenhof"-Filme zeigte. Es ging um Ponys und freche Mädchen. Den Geschichten konnte ich schon damals nicht viel abgewinnen. Dafür begeisterte mich ein Auto aus Film Nummer fünf: Die Gegenspielerin der Heldin Dalli fuhr in einem roten Porsche vor, und obwohl ich damals das Modell noch nicht erkannte, war mir klar: So einen will ich auch mal haben. Die Zartheit und Eleganz seines Designs bezauberten mich auf Anhieb, sein heiseres Motorknurren berauschte mich - auch wenn der Sound nur aus dem Fernseher kam. Inzwischen fasziniert mich der Ur-Elfer auch, weil er noch ungezähmt wirkt, den Fahrer fordert und mich immer ein wenig an meine Oma und die Zeit in Eutin erinnert.

Der Maserati Quattroporte kam als Traumwagen eines späten,  verregneten Abends letzten Sommer in Hamburg dazu. Ich lief über den Jungfernstieg, hatte weder Schirm noch Jacke dabei und muss einem nassen Pudel sehr ähnlich gesehen  haben. Neben mir bremste eine wunderschöne silberne Limousine. Das Beifahrerfenster fuhr herunter, und der ältere Herr am Steuer fragte, ob er mich ein Stück mitnehmen dürfe. Natürlich stieg ich ein. Mein freundlicher Chauffeur setzte mich an meiner S-Bahn-Haltestelle ab, und seit diesen drei Minuten träume ich vom Quattroporte. Er ist für mich ein geschmackvoller Salon auf Rädern. Leise (zumindest im Innenraum), geräumig und sehr gemütlich.

Ganz neu auf meiner Liste ist der Mercedes G 65 AMG. Seit der Bauer unseres Dorfes mit dem G über seine Felder schaukelte, ist er für mich der Inbegriff eines Geländewagens. Als ich im Oktober beim Finale der Offroad Challenge als Reporterin für auto motor und sport auf dem Geländeparcours nahe Berlin war, konnte ich den G zum ersten Mal fahren. Meine Vorahnung bestätigte sich: ein Traumwagen für jeden Untergrund. Er sieht so zackig aus, als wäre er mit der Machete geformt worden und hat trotz 33-jähriger Bauzeit keinen Staub angesetzt. Du sitzt im G so erhaben, dass du über allem thronst und nie mehr aussteigen möchtest. Und was rundet dieses Gefühl besser ab als der dickste Motor der AMG-Variante: Sechsliter-V12-Biturbo. 612 PS.

Alexander Bloch: Ich will, dass meine Pumpe in den roten Bereich trommelt

Zwei Sportwagen und ein eher braver Mittelklasse-Kombi? Von was träumt der Bloch denn eigentlich? Vor allem von Emotionen. Ich habe durchaus Verständnis für Menschen, die Autofahren als schnöde Bewegung von A nach B verstehen, aber ich will, dass meine Pumpe vor Freude in den roten Bereich trommelt. Dafür muss das Auto noch nicht mal einen Meter rollen. Es reicht bisweilen, mich einfach nur aus tiefliegenden Scheinwerfern versonnen anzublicken. Schaut ihn euch doch einfach nur an, den Ford GT 40 aus den Sechzigern in Gulf-Lackierung. So scharf und so schön.

Sorry Enzo, aber für diese Ami-Revanche hätte ich damals jeden deiner Zwölfzylinder links liegen gelassen. Revanche? Ford wollte damals Ferrari für den Rennsport kaufen und damit aus einer sportlichen Imagekrise röhren. Doch dem sturen Scuderia-Commendatore wurde das zu heiß, und so musste Ford selbst ran und diesen Renntraum mit 40 Inch Höhe - ergo GT 40 - bauen. Ich bin ihn noch nie gefahren, wahrscheinlich hätte ich auch zu viel Angst vorm Exitus meiner Pumpe, wenn der bis zu sieben Liter große Motor in Wallung gerät.

Erfahrung macht bekanntlich klug, und ich wusste lange nicht, dass mein Blutschaufler nur wegen eines roten Autos über 200 laufen kann. Was war passiert?

Kehren wir mal alle Ressentiments gegenüber extrovertierten italienischen Sportwagen mit einem großen Neutralitätsbesen aus unserem Schädel und konzentrieren uns auf die emotionale Essenz der Automobilität: Fahren. Wer das liebt, muss den Ferrari 458 Italia lieben. Ich hab mich im apulischen Nardo in die V8-Flunder verknallt. Dort auf dem Handlingkurs hat mich das Biest verführt. Du kurbelst ein paar Kurven nach links, dann nach rechts, trittst ein wenig auf dem Gaspedal rum, ziehst etwas an den Paddles, und schwupp fühlt sich dein Herz wie ein Hochdrehzahlkolben an. Wie der ekstatisch in die 9.000er brüllt, einlenkt, um Kurven giert und dabei so herrlich sanft die Gänge doppelkuppelt - seufz.

Sammel dich, Alex, und komm mal ganz schnell runter von dem Emo-Trip, konzentrier dich ganz pragmatisch darauf, was du noch gerne fährst: Ski.

Große SUV sind mir im Winter zu wuchtig. Ich mag Allrad-Kombis mit Nutzraum und stark-effizienten Dieselmotoren. So was wie der V6-Biturbo im Audi A6 Avant mit 313 PS. Der röhrt auch noch wie ein V8. Da passt das ganze sperrige Wintersport-Gedöns rein, und ich kletter sicher den Pass hoch auf einen leeren Parkplatz, kurbel dort etwas nach links und etwas nach rechts, trete etwas auf dem Gaspedal herum, das Heck schmeißt Schnee-Fontänen - oh je meine Pumpe.