Automatisiertes Laden mit Easelink Matrixcharging
Laden Audi und Mercedes ab 2025 ohne Kabel?

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Das Start-up Easelink will das Laden von E-Autos automatisieren. Allerdings nicht per Induktion, wie wir es vom Smartphone kennen. Konduktives Laden heißt die Technik, die ab 2025 bei den deutschen Premium-Herstellern Einzug halten soll.

Was Mennekes für den Typ-2-Stecker ist, will Easelink fürs automatisierte Laden werden. Denn als die E-Mobilität noch in den Kinderschuhen steckte und das Laden eines E-Autos meist nur mit Bastellösungen möglich war, entwickelte ein Team aus dem Sauerland rund um Volker Lazzaro den landläufig Mennekes-Stecker genannten Typ-2-Stecker, mit dem E-Autos seither einfach, sicher und zuverlässig mit Wechselstrom versorgt werden. Wie das genau ablief und was Elon Musk damit zu tun hatte, erzählt Volker Lazzaro ausführlich im Moove Podcast.

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Zum Standard soll auch die Technik von Easelink werden – und die Karten dafür stehen nicht schlecht. Denn mittlerweile arbeitet das 50-köpfige Team um Firmengründer Hermann Stockinger mit fünf Autobauern zusammen, die ihren Kunden ab 2025 den Griff zum Ladekabel ersparen wollen. Darunter Audi, die neue Ladetechniken für den gesamten Volkswagenkonzern evaluieren, ein weiterer süddeutscher Hersteller, sowie einer der großen amerikanischen Autobauer und zwei asiatische Unternehmen, die sich seit mehreren Jahren aktiv um die Elektromobilität bemühen, erklärt der Easelink-CEO im Gespräch mit auto motor und sport.

So funktioniert automatisches E-Auto-Laden

Technisch setzt Stockinger bei seinem Matrixcharging auf eine Kombination aus einer in den Boden eingelassenen Ladeplatte und einem Rüssel, der unter dem Fahrzeug montiert wird. Sobald das E-Auto über der Ladeplatte geparkt hat, fährt der Rüssel samt Kabel aus, richtet sich magnetisch gestützt über den Kontakten aus und der Ladevorgang startet automatisch. Da keine Stecker eingesteckt werden, sondern die Kontakte nur aufeinanderliegen, spricht man hierbei vom sogenannten konduktiven Laden. Im Video ist zu sehen, wie die Technik funktioniert.

Damit die Technik am Fahrzeugboden erkennt, wo genau die Ladeplatte ist, setzt sie auf ein Ultra-Wide-Band (UWB)-Funksignal. Zum einen ist die Technik sehr energiesparend und zum anderen ermöglicht sie eine zentimetergenaue Positionierung – und sie, die Autohersteller sind bereits vertraut mit ihr. So wird sie immer häufiger in modernen Autoschlüsseln mit Keyless-Go-Systemen verwendet, um beispielsweise Relais-Attacken zu verhindern, bei denen sich Autodiebe ohne den Autoschlüssel Zugang zum Fahrzeug verschaffen und es sogar starten können.

Strom über Ladeplatte und Laderüssel

Die Kommunikation für den Ladevorgang selbst läuft nicht wie bei den meisten Ladesäulen über Powerline, also eine Datenübertragung über das Stromkabel, sondern über WLAN, entsprechend der ISO 15118-8. So kann das Ladegerät mit dem On-Board-Charger des Fahrzeugs kommunizieren und beispielsweise im Fall eines Defekts oder Fehler die Stromzufuhr direkt an der Ladeplatte unterbrechen.

Die Ladeplatte selbst funktioniert dabei im Grunde wie eine Wallbox und misst laut Easelink im Serienzustand rund 50 auf 50 Zentimeter und ist etwa 5 Zentimeter hoch. Die Belastbarkeit soll über sechs Tonnen liegen und damit auch technisch für den Einsatz im Umfeld von Nutzfahrzeugen ausgelegt sein.

Automatisiertes Laden ab 2.000 Euro

Wie gut das System in der Praxis funktioniert, zeigt derzeit ein Testlauf in Wien, bei dem Easelink E-Taxis mit dem System ausgestattet hat und täglich 50 Taxis lädt. Mehr als ein Feldversuch soll der Ausflug ins Flottengeschäft vorerst aber nicht sein. "Wir konzentrieren uns im ersten Schritt auf das Premium-Segment", erklärt Hermann Stockinger im Gespräch mit auto motor und sport. Das muss aber nicht so bleiben. Die Hardware selbst koste nur wenige hundert Euro und könne so mittelfristig auch im Volumengeschäft zur Anwendung kommen. Preislich wird das System für die Kunden anfangs wohl bei rund 2.000 bis 2.500 Euro liegen. Der Preis könne aber deutlich fallen, wenn gewisse Volumina produziert würden.

Die Gespräche mit den Kunden aus Süddeutschland laufen laut Stockinger sehr gut und man sei zuversichtlich, dass spätestens 2025 die ersten Privatkunden ihre Stromer über den Ladeplatten parken. Ob Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer bei seinem Besuch des Easelink-Stands auf der IAA in München bereits einen SOP vereinbart hat oder überlegt hat, für welche Modelle im Portfolio das Matrixcharging besonders interessant sein könnte, wollte Stockinger auf Nachfrage allerdings nicht verraten.

Effizienter als Laden per Induktion

"Wenn es nach uns geht, bekommen die Kunden beim Autokauf einfach die Ladeplatte in den Kofferraum gelegt", erklärt Stockinger, der seine Matrixcharging-Einheit vor allem direkt über die Autobauer als Zubehör anbieten will, ähnlich wie es BMW mit den Induktionsladeplatten bei seinen PHEV-Fahrzeugen getan hat. "Zuhause angekommen, wird die Platte unter das Fahrzeug gelegt und einfach an die Wallbox oder den Starkstromstecker in der Garage angesteckt. Der Rest funktioniert dann von allein", so der Gründer von Easelink.

Anders als beim induktiven Laden, das BMW mittlerweile wieder verworfen hat, will Stockinger sein System aber interoperabel gestalten. Das heißt, sein konduktives Ladesystem soll auch mit anderen automatisierten Ladesystemen kompatibel sein. "Dafür garantieren wir!", erklärt der Gründer aus Graz. Man habe zahlreiche Patente und arbeite auch in den Normierungsgremien mit, um das Automatisierte Laden voranzubringen. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem induktiven Laden, bei dem die Energie kontaktlos übertragen werden kann, sei die Effizienz. Beim konduktiven Laden liege sie bei fast 100 Prozent. Beim induktiven Laden gehe dagegen ein großer Teil der Energie in elektromagnetischer Strahlung verloren, die nicht fürs Laden genutzt werden kann.

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Mittlerweile ganz okay, meist kann man auch die Wartezeit sinnvoll nutzen.Einfach nervig, da hapert es noch gehörig an Komfort und Service.

Fazit

Ob das Matrixcharing von Easelink es wirklich einmal auf das Niveau des Mennekes-Steckers schafft, bleibt abzuwarten. Gerade für E-Autofahrer, die zuhause laden und sich das Anstecken an die Wallbox sparen wollen, ist das System sicherlich eine Bereicherung – vor allem, wenn es an die bestehende Wallbox-Infrastruktur und damit auch in das bestehende Energiemanagementsystem des Hauses integriert werden kann.